Was passiert, wenn ich berufsunfähig werde und keine BU habe?
Berufsunfähig kann jeder werden!
mehrWert Redaktion
17. September 2024
Stell dir vor, du kannst von einem Tag auf den anderen deinen beruflichen Alltag nicht mehr bestreiten. Ein Unfall, eine Krankheit oder extreme psychische Belastungen machen es dir unmöglich, weiterzuarbeiten. Und zu allem Überfluss hast du den Abschluss der in diesem Fall existenzrettenden Berufsunfähigkeitsversicherung (BU) ständig aufgeschoben, sodass du ihre Leistungen nun nicht beziehen kannst. Hast du dir schon einmal Gedanken darüber gemacht, was in diesem Fall passiert? Der Frage nach den Konsequenzen einer Berufsunfähigkeit ohne entsprechende Absicherung durch eine BU gehen wir im Folgenden nach. Alles, was du wissen musst, erfährst du heute hier!
Finanzielle Konsequenzen bei Berufsunfähigkeit ohne BU
Vielleicht wolltest du schon länger eine Berufsunfähigkeitsversicherung abschließen und hast es nur immer wieder vergessen. Oder vielleicht denkst du, dass du als junger und gesunder Mensch keine Absicherung deiner Arbeitskraft benötigst. Auch wenn wir es dir nicht wünschen, müssen wir dir diese Illusion leider nehmen. Jeder vierte Deutsche scheidet aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls frühzeitig aus dem Berufsleben aus, darunter auch immer mehr junge Leute. Aber was ist überhaupt diese Berufsunfähigkeitsversicherung, von der alle sprechen? Bei der BU handelt es sich um eine private Zusatzversicherung. Du musst sie also eigenständig abschließen und monatlich oder jährlich Beiträge zahlen. Im Gegenzug bekommst du im Falle einer Berufsunfähigkeit eine sogenannte Berufsunfähigkeitsrente (BU-Rente), also monatliche Zahlungen, die den Verlust deines Einkommens absichern und dich vor einer finanziellen Notsituation schützen sollen.
Ohne eine BU stehst du im Falle einer Berufsunfähigkeit vor einer erheblichen finanziellen Herausforderung. Schließlich entfällt dein Einkommen, aber deine Rechnungen und Lebenshaltungskosten musst du trotzdem bezahlen. Zudem kann es, je nach Krankheit, durch Medikamente oder Therapiemaßnahmen, die deine Krankenkasse nicht abdeckt, zu zusätzlichen Kosten für dich kommen.
Falls du keine umfangreichen Ersparnisse oder zu deinem regulären Gehalt zusätzliche Einkommensquellen hast, kann die finanzielle Belastung durch deine Berufsunfähigkeit schnell existenzbedrohend werden. Viele Menschen sind in solchen Situationen dazu gezwungen, ihren Lebensstandard drastisch zu reduzieren, Schulden aufzunehmen oder sogar in Privatinsolvenz zu gehen. Damit dir das nicht passiert, ist es wichtig, frühzeitig eine Berufsunfähigkeitsversicherung abzuschließen.
Staatliche Leistungen: Reichen sie aus?
Den Begriff Entgeltfortzahlung kennst du bestimmt. Wirst du von deinem Arzt längerfristig krankgeschrieben, erhältst du sechs Wochen lang dein reguläres Gehalt. Anschließend bekommst du ab der sechsten Woche bis zum 18. Monat das Krankengeld. Das sind 70 Prozent deines Bruttogehalts und nicht mehr als 90 Prozent deines Nettogehalts. Giltst du als erwerbsunfähig, hast du Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente von der Deutschen Rentenversicherung.
Vielleicht fragst du dich gerade: Wozu brauche ich eine Berufsunfähigkeitsversicherung, wenn der Staat mir doch im Falle einer Berufsunfähigkeit die Erwerbsminderungsrente zahlt? Die Antwort darauf ist einfach: Weil die staatliche Hilfe in den meisten Fällen nicht ausreichend ist, um deinen Lebensstandard zu sichern. Sie beträgt lediglich 15 bis 28 Prozent deines letzten Bruttogehalts. Im Schnitt liegt die Höhe der Erwerbsminderungsrente gerade einmal bei 950 Euro. Wie hoch genau dein Anspruch ist, kannst du deinem letzten Rentenbescheid entnehmen.
Zudem unterscheidet die Deutsche Rentenversicherung, die für die Auszahlung der Rente zuständig ist, zwischen voller und teilweiser Erwerbsminderung. Eine vollständige Erwerbsminderung und somit das Anrecht auf die Erwerbsminderungsrente in voller Höhe liegt nur vor, wenn du weniger als drei Stunden am Tag in irgendeinem Beruf arbeiten kannst. Wenn du noch zwischen drei und sechs Stunden irgendeiner Tätigkeit nachgehen kannst, erhältst du die Erwerbsminderungsrente nur anteilig. Bei diesen Voraussetzungen ist es egal, welchen Beruf du noch ausüben kannst. Arbeitest du also beispielsweise als Dachdecker und kannst aufgrund von Wirbelsäulenverletzungen dieser Tätigkeit nicht mehr nachgehen, aber könntest noch problemlos einen Bürojob ausführen, erhältst du keine Erwerbsminderungsrente. Im Gegensatz dazu erhältst du die Berufsunfähigkeitsrente schon, wenn du deinen aktuellen Beruf für voraussichtlich mehr als sechs Monate nur zu maximal 50 Prozent ausüben kannst.
Zudem musst du, um die Erwerbsminderungsrente zu erhalten, mindestens fünf Jahre lang in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt haben. Davon musst du mindestens drei Jahre lang Pflichtbeiträge an die Deutsche Rentenversicherung gezahlt haben.
Wenn du diese Voraussetzungen erfüllst, hast du Anspruch auf die Erwerbsminderungsrente. Ob sie ausreicht, um deinen Lebensstandard aufrechtzuerhalten und deine Rechnungen zu bezahlen, hängt natürlich von deiner individuellen Lebenssituation ab. Bedenke jedoch auch, dass rund 80 Prozent der Anträge auf Erwerbsminderungsrente zunächst abgelehnt werden. Du kannst zwar Widerspruch einlegen, aber dadurch kommt zu der ohnehin schon gesundheitlichen Belastung nun auch noch der recht mühselige Weg zur Erwerbsminderungsrente dazu. Mit einer Berufsunfähigkeitsversicherung hast du dagegen eine verlässliche und umfangreiche Absicherung für den Ernstfall.
Welche Alternativen gibt es zur BU?
Die Berufsunfähigkeitsversicherung ist eine verlässliche Lösung für die finanziellen Konsequenzen einer längeren Krankheit. Auch wenn wir überzeugt davon sind, dass die BU die beste Option der Arbeitskraftsicherung ist, wollen wir dir die Alternativen natürlich nicht vorenthalten:
Erwerbsunfähigkeitsversicherung: Die Erwerbsunfähigkeitsversicherung bietet dir eine günstigere Alternative zur BU. Die niedrigen Beiträge gehen aber auch mit eingeschränkten Leistungen einher. Beispielsweise erhältst du die finanziellen Leistungen erst, wenn du aufgrund einer Krankheit oder eines Unfalls keiner Tätigkeit mehr als drei Stunden lang nachgehen kannst
Grundfähigkeitsversicherung: Auch die Grundfähigkeitsversicherung zahlt dir eine regelmäßige Rente im Leistungsfall. Sie deckt Fähigkeiten wie Gehen, Sehen, Hören, die Benutzung der Hände ab. Der Leistungsfall tritt nur ein, wenn du eine oder mehrere dieser Fähigkeiten mindestens anteilig verlierst
Dread-Disease-Versicherung: Bei der Dread-Disease-Versicherung erhältst du keine regelmäßige Rente, sondern eine Einmalzahlung bei Diagnose einer schweren Krankheit. Im Versicherungsvertrag werden die Krankheiten festgehalten, die zum Leistungsfall führen. In der Regel werden Krankheiten wie Krebs, Schlaganfälle oder Herzinfarkte abgedeckt. Auch der für die Leistung notwendige Schweregrad wird vertraglich festgehalten
Unfallversicherung: Von einer Unfallversicherung erhältst du eine Einmalzahlung oder eine regelmäßige Rente, wenn du durch einen Unfall eine dauerhafte Invalidität erleidest. Anders als die gesetzliche Unfallversicherung zahlt sie auch dann, wenn du dich in Freizeit verletzt
Multi-Risk-Versicherung: Die Multi-Risk-Versicherung kombiniert die Leistungen der Grundfähigkeits-, Dread-Disease-, Pflege- und Unfallversicherung. Abgesichert sind also schwere Behinderungen und der Verlust grundlegender Fähigkeiten. Du erhältst im Leistungsfall ebenfalls eine Rente
Es gibt also durchaus einige Alternativen zur BU. Dennoch ist die Berufsunfähigkeitsversicherung die umfassendste Möglichkeit der Arbeitskraftabsicherung. Bevor du eine andere, günstigere Option wählst, solltest du also unbedingt prüfen, ob eine Berufsunfähigkeitsversicherung für dich infrage kommt.
Wie kannst du dich rechtzeitig absichern?
Eine rechtzeitige Absicherung über die Berufsunfähigkeitsversicherung ist enorm wichtig, um die finanziellen Konsequenzen des Einkommensverlusts abzufedern. Achte beim Abschluss der BU auf folgende Dinge:
frühzeitiger Abschluss: Je jünger und gesünder du bist, desto günstiger sind die Versicherungsbeiträge. Schiebe den Abschluss der Versicherung also nicht unnötig lange auf
Höhe der BU-Rente: Die Höhe der Rente sollte deinen Lebensunterhalt abdecken können. Deshalb sollte sie mindestens 70 bis 80 Prozent deines Nettoeinkommens betragen
Laufzeit: Um Versorgungslücken zu vermeiden, sollte der Schutz deiner BU bis ins Rentenalter reichen
Gesundheitsprüfung: Auch wenn es zu Leistungsausschlüssen oder höheren Beiträgen kommen kann, solltest du bei der Gesundheitsprüfung unbedingt ehrlich sein. Andernfalls kann es im Leistungsfall dazu kommen, dass du keine BU-Rente erhältst und die Beiträge umsonst gezahlt hast
Bist du dir unsicher, welcher Versicherungsschutz in welchem Umfang für dich richtig ist, solltest du dich von einem Versicherungsexperten beraten lassen.
mehrWert Berufsunfähigkeitsversicherung
Häufig gestellte Fragen zur Berufsunfähigkeit ohne BU
Ab wann gilt der Versicherungsschutz der BU?
Bei der Berufsunfähigkeitsversicherung gibt es in der Regel keine Wartezeit. Der Versicherungsschutz gilt also ab Vertragsabschluss.
Wie teuer ist eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Das lässt sich pauschal nicht sagen. Die Höhe der Beiträge hängt von deinem Alter, Beruf und deinem Gesundheitszustand ab. Je jünger und gesünder du bist, desto geringer sind die Beiträge.
Brauche ich als Student schon eine Berufsunfähigkeitsversicherung?
Als Student erhältst du in der Regel sehr viel leichter eine BU zu guten Konditionen, da Studierende meist jung und gesund sind. Es lohnt sich also definitiv, während des Studiums eine solche Versicherung abzuschließen.