Berufsunfähigkeitsrente beantragen

Alles zur Beantragung der Berufsunfähigkeitsrente

Anja Glorius
Geschrieben von

Anja Glorius

Aktualisiert am

13. Juni 2024

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1 Minute
mehrWert - Berufsunfähigkeitsrente beantragen

Berufsunfähigkeit kann dich jederzeit treffen und dazu führen, dass du nicht mehr wie gewohnt deinem Beruf nachgehen kannst. Für diesen Fall ist eine private Berufsunfähigkeitsversicherung (kurz: BU) der wichtigste Schutz. Tritt die Berufsunfähigkeit ein, stellen sich jedoch viele Fragen: Welche Voraussetzungen gelten, damit man die BU-Rente erhält? Und wie geht man vor, wenn die Berufsunfähigkeit nicht vom Versicherer anerkannt wird? Alles Wichtige zum Thema erfährst du hier.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Wichtige Absicherung im Ernstfall: Wirst du berufsunfähig, zahlt dir der Versicherer eine BU-Rente aus, die den Erhalt deines Lebensstandard sichert

  • Entscheidende Voraussetzungen: Damit du Anspruch auf die Auszahlung der BU-Rente hast, musst du mindestens für sechs Monate oder länger und zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig sein

  • Ablehnung nicht einfach hinnehmen: Lehnt dein Versicherer es ab, dir eine BU-Rente auszuzahlen, solltest du die Gründe sorgfältig prüfen und gegebenenfalls dagegen vorgehen

Wie du die BU-Rente beantragen kannst

Wirst du berufsunfähig, zahlt dir die Berufsunfähigkeitsversicherung die vertraglich festgelegte Rente aus, damit du deinen Lebensstandard erhalten kannst. Eine Grundvoraussetzung hierfür ist allerdings, dass die Versicherungsgesellschaft die Berufsunfähigkeit überhaupt als solche anerkennt.

Das Wichtigste ist zunächst, dass dein Arzt dir die Berufsunfähigkeit bescheinigt.
Die Versicherungsgesellschaft leistet erst, wenn du zu mindestens 50 Prozent berufsunfähig bist. Das heißt, dass du deinem bisherigen Beruf aus gesundheitlichen Gründen zu mindestens 50 Prozent nicht mehr ausüben kannst. Hast du zum Beispiel zuvor 40 Stunden pro Woche gearbeitet, muss dein Arzt dir attestieren, dass du nur noch maximal 20 Stunden arbeiten kannst.

Ebenfalls entscheidend ist für die Versicherung, ob du alles Mögliche dafür getan hast, um weiterhin deinem Beruf nachgehen zu können. Kannst du beispielsweise aufgrund einer Einschränkung deiner Sehkraft nicht weiter deinen Beruf ausüben, kannst du eine Brille oder Kontaktlinsen tragen – in diesem Fall erhältst du also auch keine Leistungen. Ähnlich verhält es sich, wenn deine Berufsunfähigkeit mit einer Belastung durch den Arbeitgeber zusammenhängt und dieser sich durch einen Berufswechsel beheben ließe.

Relevant ist für den Versicherer dabei nur, ob du deinen derzeitigen Beruf nicht wie bislang weiter ausüben kannst. Nicht untersucht wird dagegen, ob du noch in einem anderen Beruf wie bisher arbeiten könntest. Dies geht jedoch nur, wenn in deinem Versicherungsvertrag die abstrakte Verweisung ausgeschlossen ist, die Versicherungsgesellschaft dich also nicht auf eine andere Tätigkeit verweisen kann.

Wenn du bislang in Teilzeit gearbeitet hast, kann es für dich mitunter komplizierter werden, deine Berufsunfähigkeit nachzuweisen. Das bedeutet: Nur dann, wenn du wöchentlich normalerweise 20 Stunden arbeitest und durch die Berufsunfähigkeit sogar nur noch 10 Stunden pro Woche arbeiten kannst, hast du Anspruch auf eine BU.
Hast du aufgrund gesundheitlicher Einschränkungen deine Arbeitszeit verringert, sind die Chancen, eine BU-Rente zu erhalten, relativ hoch. In diesem Fall spielt es keine Rolle, wie viele Stunden du zuletzt in deinem Job gearbeitet hast.
Dies gilt auch, wenn du nur temporär deine Stundenanzahl verringert hast, wie zum Beispiel, weil du dich um dein Kind kümmern musst. Der Versicherer muss stets die bislang geleisteten Stunden pro Woche heranziehen.

Ein weiterer wichtiger Punkt: Damit du Anspruch auf die Auszahlung einer BU-Rente hast, muss deine gesundheitliche Einschrnäkung voraussichtlich mindestens 6 Monate andauern. Bist du dagegen nur für wenige Wochen krankgeschrieben und hast keine dauerhaft negative Prognose zu befürchten, bist du lediglich arbeitsunfähig – nicht aber berufsunfähig.

Die Höhe der Berufsunfähigkeitsrente kurz erklärt

Du legst die Höhe deiner Berufsunfähigkeitsrente stets zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses fest. Dazu kommt allerdings, dass du zusätzlich Pflege- und Krankenversicherungsbeiträge auf deine BU-Rente entrichten musst. Beachte also, dass es zwischen Brutto- und Netto-BU-Rente durchaus einen Unterschied gibt. Vorteilhaft ist dennoch, dass auf deine bezahlte Berufsunfähigkeitsrente normalerweise keine Steuer anfallen.

So wird die Höhe deiner BU-Rente ermittelt

Häufig wird in Versicherungsverträgen für eine BU vermerkt, dass der jährliche Beitrag und somit auch die Höhe deiner BU-Rente pro Jahr um einen gewissen Prozentsatz ansteigen. Hier ist von der sogenannten Beitragsdynamik die Rede. Konkret heißt das: Hast du deinen Vertrag bereits vor langer Zeit abgeschlossen, kann deine BU-Rente heute höher sein als noch zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses. Möchtest du genau wissen, wie hoch deine BU-Rente derzeit wäre, wirf einfach einen Blick in deine letzte Versicherungsmitteilung oder erkundige dich direkt bei deinem Versicherer.

Beachte außerdem: Auch im Falle einer vorleigenden Berufsunfähigkeit bist du weiterhin dazu verpflichtet, kranken- und pflegeversichert zu sein. Sofern du zusätzlich zu deiner Berufsunfähigkeitsrente eine Erwerbsminderungsrente erhältst, ist dies automatisch der Fall. Denn dann zahlst du bereits für diese Sozialabgaben und musst dich somit um nichts weiter kümmern.

Wenn du allerdings keine gesetzliche Erwerbsminderungsrente bekommst, bist du freiwillig versichert und bezahlst aus diesem Grund deine Beiträge für die Pflege- und Krankenkasse selbst. Diese betragen im Durchschnitt 19 Prozent deiner BU-Rente.

Hierzu ein Beispiel:

Du erhältst eine Brutto-BU-Rente von 1.500 Euro. Bezahlst du darauf noch die Beiträge für die Kranken- und Pflegeversicherung, bleiben dir noch rund 1.200 Euro.

Wichtig:
Die Beiträge für die Pflege- und Krankenversicherung zahlst du im Falle einer Berufsunfähigkeit aus eigener Tasche, sofern du erwerbslos bist. Verdienst du jedoch in einem Arbeitsverhältnis mehr als 520 Euro monatlich, übernimmt dein Arbeitgeber die Sozialabgaben zu 50 Prozent.

Sobald du berufsunfähig wird, entfallen für dich die Kosten für eine Krankentagegeldversicherung. Hast du vor, zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal in deine bisherige Tätigkeit zurückzukehren, kann sich eine Anwartschaft gegen monatliche Beiträge für dich lohnen. Das heißt: Kannst du deinem Berufs irgendwann einmal wieder nachgehen, fällt für dich keine erneute Gesundheitsprüfung an.

So beantragst du deine Berufsunfähigkeitsrente

Ehe dein Versicherer dir eine Berufsunfähigkeitsrente auszahlt, muss dein Arzt dir die Berufsunfähigkeit über mindestens 50 Prozent bescheinigen. Erst danach kannst du die Rente bei deinem Versicherer beantragen.

Anwaltliche Beratung einholen

Bei der Beantragung einer BU-Rente können schnell Fehler mit gravierenden Folgen passieren. Wir empfehlen dir daher, dich bei diesem Vorhaben von einem Fachanwalt für Versicherungsrecht beraten zu lassen, der dir mögliche Fallstricke aufzeigt und dir dabei hilft, deinen Antrag für die BU-Rente korrekt einzureichen.

Gemeinsam mit dem Antrag musst du in der Regel noch weitere Unterlagen beim Versicherer einreichen. Dazu zählen vor allem die Folgenden:
Im Anschluss wird die Versicherungsgesellschaft überprüfen, ob die Voraussetzungen für die Auszahlung der BU-Rente erfüllt sind. Rechne damit, dass der Versicherer ein Einzelfällen auch Gutachter bestellen kann, die eine eigene Einschätzung zum Grad der Berufsunfähigkeit treffen sollen. Ebenfalls wird überprüft, ob die Angaben, die du in deinen Unterlagen gemacht hast, korrekt sind und mit jenen in der Gesundheitsprüfung beim Vertragsabschluss übereinstimmen.

Ablehnung der Berufsunfähigkeitsrente vom Versicherer – wie es weitergeht

Viele Versicherer kooperieren mit Fachanwälten und medizinischen Gutachtern. Es kann aus diesem Grund selbst bei der Erfüllung aller Voraussetzungen passieren, dass der Versicherer die Auszahlung der BU-Rente ablehnt. In diesem Fall ist es wichtig, möglichst zeitnah dagegen vorzugehen.

Eine Rechtsschutzversicherung kann dir in diesem Fall wertvolle Dienste leisten. Sie trägt die Gerichts- und Anwaltskosten, so dass du diese nicht aus eigener Tasche bezahlsen musst, sofern du den Prozess verlieren solltest.

Es gibt einige klassische Gründe, die Versicherer besonders häufig aufführen, wenn sie die Auszahlung einer BU-Rente ablehnen:

So lange wird die Berufsunfähigkeitsrente ausbezahlt

Generell gilt: So lange bei dir eine Berufsunfähigkeit vorliegt, erhältst du auch deine BU-Rente. Die Zahlung endet allerdings spätestens, sobald du in die Rente eintrittst. Du musst zudem damit rechnen, dass der Versicherer sich zuvor regelmäßig Überprüfungen deines Gesundheitszustandes vorbehält.

Es gibt für das Ende der Auszahlung einer BU-Rente verschiedene Szenarien:

Das Wichtigste zur Beantragung der BU Rente

Wirst du berufsunfähig, dann ist der Anspruch auf eine BU-Rente für dich eine wichtige finanzielle Sicherheit. Dennoch solltest du darauf achten, den Antrag für die Berufsunfähigkeitsrente so sorgfältig wie möglich auszufüllen. Fragen, welche deine Krankenvorgeschichte und deinen Beruf betreffen, solltest du wahrheitsgemäß und ohne etwas zu verschweigen beantworten - denn der Versicherer prüft deine Angaben in der Regel sehr genau, ehe er die BU-Rente auszahlt. Sofern es dennoch zu einer Ablehnung kommt, empfehlen wir dir, dich nach den Gründen zu erkundigen und gegebenenfalls mit rechtlicher Unterstützung dagegen vorzugehen, um deine Ansprüche durchzusetzen.

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Häufig gestellte Fragen zur Beantragung der BU Rente

Ab wann habe ich Anspruch auf eine Berufsunfähigkeitsrente?

Du bekommst im Falle einer Berufsunfähigkeit von mindestens 50 Prozent, die für voraussichtlich sechs Monate oder länger besteht, deine Rente von der Versicherung ausbezahlt.

Wie hoch sollte die Berufsunfähigkeitsrente sein?

Hier kommt es darauf an, wie groß die finanzielle Lücke im Falle einer eintretenden Berufsunfähigkeitsrente wäre. Es kommt also in erster Linie auf die Höhe deines letzten Gehalts an, allerdings sollte auch deine familiäre Situation berücksichtigt werden. Grundsätzlich solltest du die Hälfte deines letzten Nettogehalts als BU-Rente absichern, mindestens jedoch 1.000 Euro.

Kann ich die Berufsunfähigkeitsversicherung von der Steuer absetzen?

Ja, du kannst die Beiträge für eine BU in deiner Steuererklärung als Vorsorgeaufwendungen angeben.