Das Sozialpartnermodell in der betrieblichen Altersversorgung
Wie funktioniert das Sozialpartnermodell in der betrieblichen Altersversorgung (bAV)?
mehrWert Redaktion
28. Mai 2024
Egal, ob jung oder alt – Wir möchten uns alle auf einen sorgenfreien Ruhestand freuen können. Um diesem aber entspannt entgegenblicken zu können, lohnt es sich, Sparmöglichkeiten zusätzlich zur gesetzlichen Rente in Anspruch zu nehmen. Eine beliebte Möglichkeit ist die betriebliche Altersvorsorgung. Sie ist ein wichtiger Faktor der finanziellen Absicherung im Alter. Im Folgenden schauen wir uns den neuesten Durchführungsweg der bAV genauer an: das Sozialpartnermodell.
Was ist das Sozialpartnermodell in der bAV?
Die betriebliche Altersvorsorge ist eine wichtige Unterstützungsmöglichkeit, um die Absicherung im Alter zu garantieren. Sie bietet Arbeitnehmern die Möglichkeit, neben der gesetzlichen Rente zusätzliche Einkommensmöglichkeiten im Alter aufzubauen. Dabei wird ein Teil des Bruttogehalts in die betriebliche Altersvorsorge investiert. Bei dieser sogenannten Entgeltumwandlung ist dein Arbeitgeber übrigens gesetzlich verpflichtet, dir einen Zuschuss von mindestens 15 Prozent zu geben. Der angesparte Beitrag wird dir dann im Alter als zusätzliche Rente ausgezahlt. Wie viel Geld deines Bruttogehalts du in deine betriebliche Altersvorsorge einzahlst, entscheidest du selbst. Organisiert wird das alles von deinem Arbeitgeber, du musst dich also um nichts kümmern. Es gibt verschiedene Durchführungswege, mit denen die betriebliche Altersvorsorge realisiert werden kann, beispielsweise die Direktversicherung oder die Pensionskasse.
Heute konzentrieren wir uns auf den jüngsten Durchführungsweg, nämlich das Sozialpartnermodell. Das gibt es erst seit 2018. Die namensgebenden Sozialpartner sind die Tarifparteien Arbeitgeber und Gewerkschaften. Auch bei diesem Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge kannst du mit deinem Arbeitgeber gemeinsam sparen. Alternativ kannst du oder dein Arbeitgeber allein in die betriebliche Altersvorsorge einzahlen. Aus dem eingezahlten Geld entsteht eine Zielrente. Diese bekommst du dann zum Eintritt in den Ruhestand ausgezahlt. Genutzt werden kann das Sozialpartnermodell besonders von Unternehmen, die tariflich gebunden sind.
Trotzdem kann das Sozialpartnermodell auch von nicht-tarifgebundenen Arbeitgeber genutzt werden, dafür muss lediglich eine Öffnungsklausel in einem Tarifvertrag vereinbart werden. Anders als bei anderen Durchführungswegen, kann die Auszahlung nur als lebenslange Rente realisiert wird. Eine einmalige Kapitalauszahlung ist nicht möglich. Dein Arbeitgeber profitiert beim Sozialpartnermodell zudem von den Haftungsbedingungen. Von deinem Arbeitgeber wird nämlich lediglich verlangt, eine Beitragszusage abzugeben. Er verpflichtet sich also dazu, jeden Monat die vereinbarten Beiträge für deine betriebliche Altersvorsorge zurückzulegen. Sobald das getan ist, haftet der Arbeitgeber nicht mehr.
Funktionsweise des Sozialpartnermodells im Detail
Das Ziel der betrieblichen Altersvorsorge ist, dass du die Möglichkeit bekommst, ausreichend für deinen Ruhestand vorzusorgen. Für die Umsetzung des Sozialpartnermodells muss dein Arbeitgeber eine externe Versorgungseinrichtung auswählen. Das kann beispielsweise eine Direktversicherung oder ein Pensionsfonds sein. In diese wird das Kapital eingezahlt. Anschließend werden die Beiträge in einem separaten Anlagestock oder Sicherungsvermögen angelegt. Zudem kümmert sich die Versorgungseinrichtung auch um die Verwaltungsaufgaben. Da dein Arbeitgeber bei der Entgeltumwandlung dazu verpflichtet ist, deine Einzahlungen mit mindestens 15 Prozent zu bezuschussen, sparst du eine größere Summe. Zwar kannst du keine einmalige Kapitalauszahlung erhalten, aber du kannst auch hier zusätzliche Bausteine wählen. Dazu gehört beispielsweise die Hinterbliebenenrente oder eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit.
Vorteile und Potenziale des Sozialpartnermodells
Das Sozialpartnermodell bietet sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer vielfältige Vorteile:
Höhere Rendite: Das Sozialpartnermodell bietet die Möglichkeit zu flexibleren Kapitalanlagen. Aufgrund der aktuellen Niedrigzinsphase erweisen sich die konservativen Kapitalanlagen der Betriebsrente als zunehmend ungeeignet für die finanzielle Absicherung des Ruhestands. Das Sozialpartnermodell soll also mithilfe der erweiterten Flexibilität zu höheren Renditen führen
Steuervorteile: Bis zu einer bestimmten Grenze sind deine Beiträge zur betrieblichen Altersvorsorge übrigens auch steuer- und sozialabgabenfrei. Erst die Auszahlungen müssen versteuert werden, allerdings fällt das in der Regel unter einen geringen Steuersatz
Haftungsbedingungen: Der Arbeitgeber profitiert besonders von den Haftungsbedingungen. Anders als bei anderen Durchführungswegen der betrieblichen Altersvorsorge wird der Arbeitgeber, sobald er seiner Beitragszusage gerecht geworden ist, aus der Haftung entlassen
Flexible Weiterführung: Der Vertrag kann bei einem Arbeitgeberwechsel mitgenommen und weitergeführt werden. Kündigen kannst du den Vertrag in der Regel allerdings nicht. Stattdessen kannst du ihn ruhend stellen, sodass du keine Einzahlungen mehr tätigen musst. Die Auszahlung erhältst du in der Höhe der eingezahlten Beiträge zu Beginn deines Ruhestands
Geringer Aufwand: Für die Überweisung der Beiträge ist dein Arbeitgeber zuständig, du musst dich also selbst um nichts kümmern. Kontrollieren kannst du die Einzahlung mit deiner Lohnabrechnung, dort sollte die Beitragsabführung entsprechend aufgelistet sein. Da die Verwaltung von einer externen Versorgungseinrichtung übernommen wird, fällt auch für den Arbeitgeber kaum Verwaltungsaufwand an
Keine Mitgliedsbeiträge: Dein Arbeitgeber muss, anders als bei anderen Durchführungswegen, keine Beiträge an den Pensionssicherungsverein zahlen
Zusatzbausteine: Wie bereits erwähnt, kannst du auch beim Sozialpartnermodell Zusatzbausteine auswählen. So kannst du beispielsweise deine Hinterbliebenen absichern oder eine Absicherung gegen Berufsunfähigkeit abschließen
Trotz der Vorteile sollte dir bewusst sein, dass es keine garantierte Höhe der monatlichen Rente gibt. Da die Rente auch während des Bezugs sinken kann, bietet das Sozialpartnermodell nur eine geringere finanzielle Sicherheit im Alter. Um trotzdem ein gewisses Versorgungsniveau zu erreichen, kannst du bei Vertragsabschluss einen zusätzlichen Sicherungsbetrag vereinbaren. Dadurch können sich aber die Renditechancen verkleinern.
Bedeutung des Sozialpartnermodells für Arbeitgeber und Arbeitnehmer
Für Arbeitgeber, die tariflich gebunden sind, lohnt sich das Sozialpartnermodell besonders. Auch durch den Entfall der Haftung ist dieser Durchführungsweg der betrieblichen Altersvorsorge besonders attraktiv. Für Arbeitnehmer ist das Sozialpartnermodell besonders dann interessant, wenn sie ihre Renditechancen in der Altersvorsorge erhöhen wollen. Bislang wird das Sozialpartnermodell eher selten genutzt, da eine zusätzliche Versorgungseinrichtung für die Umsetzung benötigt wird.
Alternativen in der bAV
Abgesehen vom Sozialpartnermodell gibt es auch weitere Durchführungswege der betrieblichen Altersvorsorge:
Direktversicherung: Bei der Direktversicherung schließt dein Arbeitgeber eine Lebensversicherung für dich ab. Du kannst Zusatzbausteine abschließen. Das Geld wird anschließend in Fonds investiert. Somit gibt es Chancen auf eine Rendite
Pensionskasse: Auch bei der Pensionskasse wird eine Rentenversicherung auf dein Leben abgeschlossen
Unterstützungskasse: Bei der Unterstützungskasse schließt du eine Vereinbarung mit deinem Arbeitgeber ab. Aus diesen Beiträgen setzt sich dann später deine Betriebsrente zusammen
Pensionszusage: Bei der Pensionszusage (auch Direktzusage genannt) verpflichtet sich dein Arbeitgeber, dir aus den betrieblichen Mitteln eine Rente zu zahlen. Dafür muss das Unternehmen Rückstellungen bilden
Häufig gestellte Fragen zum Sozialpartnermodell in der bAV
Wann wird die betriebliche Altersrente ausgezahlt?
In der Regel werden Leistungen der betrieblichen Altersvorsorge frühestens ab dem 62. Geburtstag ausgezahlt.
Muss die Betriebsrente versteuert werden?
Ja, du musst die Auszahlung der betrieblichen Altersvorsorge versteuern. Fällig werden für gesetzlich Versicherte außerdem Beiträge zur gesetzlichen Kranken- und Pflegeversicherung.
Kann ich meine betriebliche Altersvorsorge kündigen?
Die betriebliche Altersvorsorge zu kündigen geht in den meisten Fällen nicht. Das Sozialpartnermodell ermöglicht dir aber eine flexible Mitnahme, wenn du den Arbeitgeber wechselst. So kannst du den Vertrag auch in deinem neuen Unternehmen weiterführen. Alternativ kannst du den Vertrag beitragsfrei stellen. So musst du keine monatlichen Beiträge mehr zahlen. Die bislang angesparten Beiträge werden dir zum Renteneintritt natürlich trotzdem ausgezahlt.