Was ist eine Anleihe?
Anleihen einfach erklärt
Patrick Obacher
2. Januar 2024
Anleihen sind Wertpapiere, die es Unternehmen und sogar Staaten ermöglichen, sich zu finanzieren. Im Wesentlichen handelt es sich bei Anleihen um Schuldtitel. Bei dieser leiht sich der Emittent - also der Herausgeber der Anleihe - Geld von Anlegern und bezahlt im Gegenzug dafür Zinsen. Das geliehene Kapital wiederum wird zu einem festgelegten Zeitpunkt zurückgezahlt.
Obwohl Anleihen bei Privatanlegern deutlich unbekannter sind als Aktien, ist der weltweite Anleihemarkt mehr als 6-mal so groß wie der globale Aktienmarkt! Die geringere Bekanntheit resultiert daraus, dass Anleihen in der Regel ein deutlich geringeres Ertragspotenzial aufweisen. Im Gegensatz dazu ist im Normalfall das Risiko bei Anleihen ebenfalls deutlich geringer als bei Aktien.
Anleihen: Definition und das Prinzip dahinter
Beim Anleihen kaufen leihst du - wie es der Name bereits vermuten lässt - als Investor dem Emittenten Geld. Sie sind also Schuldverschreibungen. Daher haben Anleihen eine große Bedeutung, und zwar sowohl in der Privatwirtschaft als auch in der Finanzierung der Staatskasse. Für das Verleihen des Geldes erhält der Investor entsprechende Zinsen. Diese können unterschiedlich hoch sein und werden bereits bei der Ausgabe der Anleihe festgelegt. Auch die Laufzeit wird bei der Ausgabe bereits festgesetzt.
Der Käufer der Anleihe, also der Geldgeber, kann diese entweder bis zum Ende der Laufzeit behalten oder schon zuvor verkaufen. Anleihen können, aber müssen nicht an der Börse gehandelt werden. Die Anleihen von Staaten (Staatsanleihen) oder großen Unternehmen sind aber fast immer an den internationalen Börsenplätzen handelbar. Dadurch haben Privatanleger auf eine Vielzahl entsprechender Wertpapiere Zugang.
Folgende Merkmale werden bei der Ausgabe einer Anleihe festgehalten:
Der Nominalwert (Nennwert), dieser bezeichnet die Höhe der Forderung. Oder einfach ausgedrückt, wie viel Geld du dem Emittenten tatsächlich geliehen hast. Dieser Wert ist wichtig, da er die Grundlage für die Verzinsung bildet
Der Coupon (oder Kupon) bildet die prozentuale Höhe der jährlichen Zinsen an. Da er sich immer auf den Nennwert einer Anleihe bezieht, wird er auch Nominalzins genannt. Die Höhe der Verzinsung hängt maßgeblich von der Bonität des Emittenten ab. Anleihen mit hoher Bonität (niedriges Risiko) haben daher im Regelfall eine niedrigere Verzinsung, während Anleihen mit niedriger Bonität (hohes Risiko) einen entsprechend höheren Coupon haben. Es gibt allerdings auch Nullkuponanleihen, die eine Ausnahme bilden und keine Verzinsung haben
Die Kouponzinsen, diese werden direkt an den Investor ausbezahlt. In Deutschland geschieht das, wie bei Dividenden, in den meisten Fällen einmal jährlich. In den USA werden diese hingegen, ebenfalls wie die Dividenden dort, einmal im Quartal ausgeschüttet
Die Laufzeit, diese ist der festgelegte Zeitraum, über den die entsprechende Anleihe läuft. Nach diesem Zeitraum muss der Emittent das gesamte geliehene Kapital zurückzahlen. Allerdings gibt es auch sogenannte Tilgungsanleihen, bei denen die Rückzahlung wie bei herkömmlichen Krediten in Raten erfolgt
Anleihen und Aktien im Vergleich
Anleihen und Aktien sind zwei Wertpapierkategorien, die sich in vielen Dingen ähneln, in manchen aber auch grundlegend unterscheiden. Einerseits bildet eine Aktie keine Schuldverschreibung, sondern einen Besitznachweis. Allerdings gibt es viele Aktien, die - ganz ähnlich wie Anleihen - Geld an die Anleger ausschütten. Man nennt dies Dividenden. Einen entscheidenden Unterschied zwischen Aktien und Anleihen bildet die Volatilität. Obwohl Anleihen statistisch gesehen das halbe Ertragspotenzial aufweisen, haben sie nur ein Viertel der Volatilität (=Risiko) von Aktien. Das bringt manche Anleger auf die Idee, auf ihr Anleihenportfolio einen x2 Hebel anzusetzen. Dadurch haben sie dasselbe Ertragspotenzial wie bei Aktien, jedoch immer noch ein geringeres Risiko.
Dieses Vorgehen sollte jedoch nur von sehr erfahrenen Investoren, die seit vielen Jahren am Markt aktiv sind, genutzt werden. Alle Anfänger sollten davon auf jeden Fall absehen. Eine gute Idee kann es hingegen auch für diese sein, ihr Aktiendepot mit Anleihen zu diversifizieren. Aktien- und Anleihemärkte korrelieren nämlich negativ. Das bedeutet simpel ausgedrückt: wenn Aktienmärkte fallen, steigen Anleihen in der Regel im Kurs. Da beide Anlageklassen langfristig einen positiven Erwartungswert haben, kann so das Depot abgesichert und die Ertragskurve geglättet werden. Dafür kann auch ein Investment in einen Anleihen ETF sinnvoll sein.
Vor- und Nachteile von Anleihen
Wie jedes Wertpapier haben auch Anleihen ihre Vor- und Nachteile. Diese können sich im Detail bei gewissen Anleihen auch etwas unterscheiden. Gerade als Anfänger solltest du von Anleihen mit niedriger Bonität (sogenannten Junkbonds) ohnehin die Finger lassen – auch wenn die Rendite höher ist.
Die größten Vorteile bei Anleihen mit hoher Bonität
Stabile Einnahmequelle: Anleihen bieten regelmäßige Zinszahlungen. Das macht sie zu einer stabilen Einkommensquelle. Daher sind sie besonders attraktiv für Investoren, die einen regelmäßigen und zuverlässigen Cashflow suchen
Kapitalschutz: Die Rückzahlung des geliehenen Kapitals am Ende der Laufzeit bietet einen gewissen Grad an Kapitalschutz. Insbesondere bei Staatsanleihen, die im Regelfall das geringste Ausfallrisiko haben. Dies ist speziell für konservative Anleger von Bedeutung, die auf den Erhalt ihres investierten Kapitals Wert legen
Diversifikation: Anleihen ermöglichen eine Diversifikation des Portfolios, da sie praktisch eine ergänzende Anlageklasse zu Aktien darstellen. Diese Diversifikation kann dazu beitragen, das Gesamtrisiko im Portfolio zu reduzieren. Für Privatanleger ohne großes Fachwissen kann in diesem Fall ein Anleihen ETF sinnvoll sein
Die größten Nachteile von Anleihen
Zinsänderungsrisiko: Bei steigenden Zinsen können bestehende Anleihen an Attraktivität verlieren, da neu emittierte Anleihen höhere Zinsen bieten. Dieses Zinsänderungsrisiko kann die Kurse sowie die Anleihen Rendite beeinflussen
Bonitätsrisiko: Das Bonitätsrisiko bezieht sich auf die Gefahr, dass der Emittent seinen Verpflichtungen nicht nachkommt. Bei Anleihen mit höchster Bonität ist dieses Risiko sehr gering. Anleihen mit niedriger Bonität (Junkbonds) haben jedoch ein signifikant höheres Ausfallrisiko, was zu Verlusten für den Anleger führen kann
Inflationsrisiko: Die Höhe der Inflation kann die reale Rendite von Anleihen beeinflussen. Bei hoher Inflation können die realen Zinserträge sinken. Dieser Fall würde dazu führen, dass Anleger ihre Kaufkraft nicht vollständig erhalten
Häufig gestellte Fragen zu Anleihen
Was sind Anleihen?
Anleihen sind Wertpapiere. Genauer gesagt Schuldverschreibungen. Der Emittent einer Anleihe leiht sich vom Käufer (Investor) Geld und verpflichtet sich dazu, dieses nach einer gewissen Laufzeit zurückzuzahlen. Bei den meisten Anleihen erhält der Anleger dafür eine Zinszahlung (Coupon).
Sind Anleihen besser als Aktien?
Anleihen und Aktien gleichen sich in manchen Dingen, unterscheiden sich in anderen, aber auch stark. So haben Aktien eine höhere Rendite und Anleihen ein geringeres Risiko. Daher kann man nicht wirklich sagen, dass eine Assetklasse besser als die andere ist. Jedoch ergänzen sich Anleihen und Aktien in vieler Hinsicht, wodurch es sinnvoll sein kann, beide Wertpapiere im Depot zu halten.
Was ist der Vorteil von Anleihen?
Anleihen haben - sofern der Emittent eine hohe Bonität hat - ein geringes Risiko und eine eher niedrige Volatilität. Außerdem zahlen die meisten Anleihen regelmäßige Zinszahlungen aus. Daher sind sie gerade für Anleger interessant, die einen sicheren Cashflow erzielen möchten und bereit sind eine geringe Rendite (im Vergleich zu Aktien) zu akzeptieren.
Wie findet man die richtige Anleihe?
Für Privatanleger kann es sehr schwierig sein, die richtigen Anleihen zu finden. Wenn du dein Aktiendepot diversifizieren möchtest, kann daher ein Anleihen ETF sinnvoll sein. Allerdings solltest du dich dabei vergewissern, dass die Anleihen im ETF eine hohe Bonität haben.