Was sind Derivate?
Derivate verständlich erklärt
Patrick Obacher
27. März 2025

Der Begriff Derivat leitet sich von "derivare" ab, welches bezeichnenderweise das lateinische Wort für "ableiten" darstellt. Und genau das tun Derivate. Sie leiten ihren Wert von einem Basiswert ab. In der Finanzwelt versteht man darunter Finanzinstrumente, die auf der Basis von Wertpapieren, Rohstoffen, Währungen uvm. basieren können. Daher ermöglichen Derivate den Handel eines Wertes, ohne diesen tatsächlich zu besitzen. Außerdem haben sie häufig eine Hebelwirkung, wodurch derivative Finanzprodukte ein höheres Ertragspotenzial, aber auch höhere Risiken als der Basiswert haben.
Das Wichtigste auf einen Blick
Breit gefächert: Es gibt verschiedenste Formen von Derivaten. Die bekanntesten sind Futures, Swaps, Zertifikate, Optionen oder CFDs.
Mitunter riskant: Derivate können hohe Risiken bergen, vor allem, wenn sie von unerfahrenen Anlegern gehandelt werden. Das kann bis zum Totalverlust und in Ausnahmefällen sogar darüber hinaus reichen.
Sollten von Anfängern gemieden werden: Derivate sind häufig komplex und bergen Risiken, die es bei anderen Wertpapieren in der Form nicht gibt. Daher sollten Anfänger erst Erfahrung und Fachwissen sammeln, ehe sie Derivate handeln.
Können komplex aufgebaut sein: Derivate können sehr kompliziert, in manchen Fällen - wie bei Optionsscheinen oder Swaps - auch undurchschaubar konstruiert sein.
Die Grundlagen von Derivaten
Ein Derivat ist im Wesentlichen ein Vertrag zwischen zwei Parteien, der es ihnen einerseits ermöglicht, auf künftige Preisbewegungen des zugrunde liegenden Vermögenswerts zu spekulieren. Andererseits können sich Anleger jedoch mit Derivaten auch gegen Preisschwankungen absichern. Einige Derivate - wie beispielsweise Future-Kontrakte - haben bereits eine sehr lange Tradition an den Märkten.
Andere wie zum Beispiel CFDs erfreuen sich erst seit einigen Jahren größerer Beliebtheit. Derivate haben die Eigenschaft, dass sie sich unterschiedlich gut für Privatanleger eignen. Ihnen allen ist jedoch gemeinsam, dass ein Händler mehrjährige Erfahrung mitbringen sollte, um sie erfolgreich zu handeln.
Es gibt verschiedene Arten von Derivaten, aber die häufigsten sind:
Futures
Futures werden auch Terminkontrakte genannt und sind standardisierte Verträge. Diese räumen Käufern das Recht und die Verpflichtung ein, einen Vermögenswert zu einem festgelegten Preis zu einem zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen (Long-Position) oder zu verkaufen (Short-Position). Da Futures häufig auf Margin gehandelt werden, haben sie de facto einen Hebel.
Optionen
Optionen geben dem Käufer das Recht, aber nicht die Verpflichtung, den Vermögenswert zu einem festgelegten Preis (dem Ausübungspreis) bis zu einem bestimmten Verfallzeitpunkt zu kaufen (Call-Option). Umgekehrt kann auch das Recht zu verkaufen gegeben werden (Put-Option). Optionen werden daher auch häufig als Versicherungen am Aktienmarkt bezeichnet, was ihrer Funktion in der Praxis relativ nahekommt. Abgesehen davon haben Optionen die einzigartige Eigenschaft, dass sie in steigenden, fallenden und sogar seitwärts laufenden Märkten Geld verdienen können.
Swaps
Swaps sind extrem komplizierte Finanzinstrumente, die eigentlich nicht wirklich für Privatanleger geeignet sind. Dennoch sollten sie und ihre Funktionsweise der Vollständigkeit halber kurz erwähnt werden. Swaps können in verschiedenen Formen vorkommen, darunter Zinswährungsswaps, Zinsswaps und Kreditderivate. Sie dienen institutionellen Anlegern vor allem dazu, um Kredite abzusichern.
Riskante Swaps als Renditebringer in der Finanzkrise 2008
Unter die Überkategorie der Swaps fallen Zinswährungsswaps, Zinsswaps und Credit Default Swaps. Vor allem letztere erhielten im Zuge der Finanzkrise 2008 größere Bekanntheit, da der US-Fondsmanager Michael Burry damit gegen den amerikanischen Immobilienmarkt wettete und hohe Renditen für seine Investoren erzielen konnte, während fast alle anderen Fonds starke Verluste einfuhren. Diese Situation wurde im Film "The Big Short" verfilmt.
Zertifikate
Zertifikate sind spezielle Finanzprodukte, die von Finanzinstituten oder Emittenten als Schuldscheine ausgegeben werden. Es gibt eine breite Palette an verschiedenen Zertifikatsformen. Darunter fallen Discount-, Index-, Knockout-, Hebelzertifikate und viele mehr. Allerdings haben Zertifikate den Nachteil, dass sie ein Emittentenrisiko bergen. Das bedeutet, dass im Pleitefall des herausgebenden Emittenten das gesamte Kapital verloren geht.
CFD (Contract for Difference)
CFD steht für "Contract for Difference" (Vertrag über Differenz) und ist ein weiteres Finanzderivat, das in der Welt des Handels und der Investitionen weit verbreitet ist. Vor allem in den letzten 10 Jahren erfreuten sich CFDs steigender Beliebtheit. Nicht wenige Trader, die heute auf professionellem Niveau handeln, haben ihre Karriere im CFD-Handel begonnen. Das liegt aber keineswegs daran, dass CFDs besonders anfängerfreundliche Finanzprodukte wären. Im Gegenteil, durch den Hebel sind gehören die Differenzkontrakte sogar zu den eher riskanten Derivaten.
Der Grund für die Beliebtheit bei Tradinganfängern liegt in Wirklichkeit in der teils aggressiven Werbung mancher CFD-Broker. Allerdings ist hier äußerste Vorsicht geboten, denn nicht alle CFD-Broker sind wirklich seriös. Alle die außerhalb der EU liegen sollten unbedingt gemieden werden und auch innerhalb der EU sollte man sich vorab vergewissern, ob ein CFD-Broker wirklich hält, was er verspricht.
Wie du unseriöse CFD-Broker erkennst
Wie bereits erwähnt, solltest du CFD-Broker von außerhalb der EU ohnehin meiden. Bei Brokern innerhalb der EU sind die Anbieter verpflichtet, anzugeben, wie viele ihrer Kunden erfolgreich handeln. Da steht dann beispielsweise „Mehr als 87 % der Anleger verlieren Geld bei diesem Broker“. CFDs werden nämlich OTC gehandelt. Also außerbörslich. Daher stellen viele Broker selbst die Kurse, was oft zum Nachteil der Trader geschehen kann. Broker bei denen weniger als 20 % der Kunden erfolgreich sind, sollten unbedingt gemieden werden.
Warum werden Derivate genutzt
Derivaten kommt vor allem im institutionellen Handel eine zentrale Bedeutung zu. Hedgefonds nutzen beispielsweise häufig Derivate wie Optionen oder Futures, um entweder das Aktiendepot abzusichern oder kurzfristige Spekulationsgewinne zu erzielen. Im privaten Handel haben Futures und Optionen aufgrund des etwas höheren Kapitalbedarfs eine etwas geringere Bedeutung, wenn man von einigen professionellen Tradern absieht. Dafür kommen hier häufiger Zertifikate und insbesondere CFDs häufig zum Einsatz. Gerade bei Börsenneulingen überwiegt hier allerdings die Gier, wodurch die Risiken, die sich aus den Hebeln ergeben, gerne außer Acht gelassen werden. Das kann mitunter zu hohen Verlusten führen!
Derivate
Vorteile von Derivaten
Hedging des Depots: Mit gewissen Derivaten wie Futures, Optionen oder in gewissen Fällen auch CFDs kann das eigene Aktiendepot abgesichert werden. Erwartest du eine stärkere Marktkorrektur oder gar einen Crash, kannst du entsprechende Derivate Short handeln.
Hebelwirkung: Viele Derivate haben eine sogenannte Hebelwirkung. Das bedeutet, dass du zum Beispiel mit einem Basisiwert von 1.000 € eine Gesamtsumme von 10.000 € bewegen kannst. Professionelle Trader können damit häufig hohe Spekulationsgewinne einfahren. Anfänger hingegen vergessen oft, dass der Hebel auch einen höheren Risikofaktor bedingt.
Diversifikation: Derivate können hervorragend dazu genutzt werden, um eine breite Diversifikation im Portfolio zu erreichen. Besonders Terminkontrakte oder CFDs haben hier sehr große Stärken.
Nachteile von Derivaten
Nicht für Anfänger geeignet: Obwohl die Werbung - vor allem in den sozialen Medien - gerne etwas anderes suggeriert, sind Derivate absolut nicht für Börsenneulinge geeignet. Nicht selten folgt hier statt des versprochenen Reichtums ein böses - und teures - Erwachen.
Erhöhtes Risiko: Derivate können im Gegensatz zu anderen Wertpapieren wie Aktien, Anleihen oder ETFs ein deutlich höheres Risiko aufweisen. Dieses kann bis zum Totalverlust und in Ausnahmefällen sogar darüber hinaus reichen.
Häufig komplex aufgebaut: Ein großer Nachteil für Privatanleger bei Derivaten ist, dass diese häufig sehr komplex und in manchen Fällen sogar undurchschaubar aufgebaut sind. In manchen Fällen verstehen sogar erfahrene Händler nicht die genaue Funktionsweise von seltenen und speziellen Derivaten.
Derivate – Ein hervorragendes Handelsinstrument bei ausreichendem Fachwissen
Derivate sind ohne Zweifel ein hervorragendes Finanzinstrument, sofern genügend Fachwissen vorhanden ist und das gehandelte Derivat auch vom Händler auch vollkommen verstanden wird. Der teilweise schlechte Ruf von Derivaten kommt deshalb auch häufig daher, dass sie häufig von Anlegern ohne ausreichendes Wissen gehandelt werden, was durchaus katastrophale Folgen haben kann. Im Großen und Ganzen ist es jedoch durchaus möglich, die Vorteile von Derivaten zum Vermögensaufbau zu nutzen.
mehrWert Beratung vereinbarenHäufig gestellte Fragen zu Derivaten
Was sind Derivate einfach erklärt?
Derivate sind Finanzinstrumente, die sich von einem Basiswert ableiten. Dieser kann ein Index, Rohstoff, eine Aktie oder eine Währung sein. Derivate sind zudem sehr vielseitig in ihren verschiedenen Ausprägungen.
Sind Derivate riskant?
Kann man mit Derivaten Geld verdienen?
Wenn du das nötige Fachwissen und die Erfahrung am Finanzmarkt mitbringst, ist es durchaus möglich, mit Derivaten Geld zu verdienen. Das Problem ist, dass viele Trader, die Derivate handeln, dieses Fachwissen eben nicht mitbringen.
Welche Handelsinstrumente sind Derivate?
Derivate sind breit gefächert und es fallen sehr viele Assetklassen darunter. Die wichtigsten sind Futures, Swaps, Optionen, Zertifikate, CFDs oder die sehr riskanten Optionsscheine.