Was ist Inflation?

Die Inflation verständlich erklärt

Patrick Obacher
Geschrieben von

Patrick Obacher

Aktualisiert am

15. Dezember 2023

Eine Frau informiert sich über Inflation und wie sie trotzdem Vermögen aufbauen kann

Das Wort Inflation war in den letzten Jahren eigentlich etwas, dass die Mehrheit der deutschen Bevölkerung eher nur vom Hören kannte. Doch seit dem Ende der Corona-Pandemie macht die Inflation Deutschland unsicher - und vor allem teurer - ebenso wie praktisch die gesamte industrialisierte Welt. Doch auch wenn die Nachrichten mittlerweile voll sind mit Themen, welche die Inflation betreffen, wissen dennoch die wenigsten, wie sie wirklich zustande kommt. In diesem Artikel erfährst du deshalb alles über die Inflation, weshalb sie in unserem Finanzsystem sogar wichtig ist, wie sie sich auf Aktienmärkte auswirkt und ab wann die Inflation zum Problem wird.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Natürliche Folge der Geldschöpfung: Die Inflation ist allgegenwärtig in der Geschichte unseres Finanzsystems, auch wenn sie erst seit Kurzem wieder in den Medien stattfindet. Grundsätzlich ist sie jedoch nichts Schlechtes, sondern eine natürliche Folge der Geldschöpfung

  • Entwertet dein Geld: Die Inflation sorgt dafür, dass dein Geld stetig an Kaufkraft verliert. Daher ist es wichtig, Geld nicht nur liegen zu lassen, sondern auch anzulegen

  • Hat ein paradoxes Verhältnis zur Wirtschaft: Einerseits sorgt die Inflation dafür, dass Unternehmensgewinne steigen, wodurch die Wirtschaft insgesamt wächst. Zu hohe Inflationsraten können - vor allem in Verbindung mit steigenden Zinsen - jedoch dafür sorgen, dass die Wirtschaft stagniert

  • Hat zwei Horrorszenarien: Die Inflation kann in zwei extrem wirtschaftsschädliche Szenarien auswachsen. Einerseits eine Hyperinflation mit rasanter Geldentwertung. Andererseits eine Stagflation mit hoher Inflation aber null, oder sogar negativem Wirtschaftswachstum

Die Inflation einfach erklärt

Die Inflation ist eine natürliche Entwicklung, die aus unserem System der Geldschöpfung entsteht. Das läuft einfach erklärt folgendermaßen ab: Die Zentralbanken - wie die EZB in Europa - drucken Geld. Das bedeutet, die Gesamtsumme die in Euro auf der Welt besteht, wird höher. Dadurch dass diese höher wird, sinkt ihr verhältnismäßiger Wert zu bestimmten Waren.

Die betreffenden Waren werden also in Summe teurer. Genau das ist der Knackpunkt und der Grund für die geringe Beliebtheit der Inflation. Denn gerade bei höheren Inflationsraten, wie wir sie derzeit erleben, werden die Waren und andere Dinge wie Mieten, Strom, etc. in einem rasanten Maße teurer. Deutlich schneller, als die Löhne ansteigen. Den Menschen entsteht also ein sogenannter Kaufkraftverlust, da sie für beispielhafte 100 € nicht mehr dieselben Waren oder Dienstleistungen erhalten, wie sie für die Summe vor 2 Jahren erhalten hätten.

Die Inflation in der Praxis:

Nehmen wir an, du erledigst deine Einkäufe. Du kaufst Eier, Mehl, Butter und Milch. Sagen wir, vor 2 Jahren hättest du dafür genau 10 € bezahlt. In den beiden Jahren gab es Inflationsraten von 10 %. Dann würdest du jetzt für denselben Einkauf 12,10 € bezahlen. Deine 10 € haben also stark an Kaufkraft verloren und sind real weniger wert.

Gefühlte Inflation

Bei manchen Waren und Gütern liegt die Inflation deutlich über den herkömmlichen Inflationsraten. In den letzten Jahren haben wir das vor allem bei Energiepreisen, insbesondere im Kraftstoffbereich gesehen. Hier gingen die Preise teilweise um 50 % und mehr in kurzer Zeit in die Höhe. Dadurch kann sich die Inflation für Verbraucher deutlich stärker anfühlen, als es die tatsächlichen Zahlen belegen.

Die Inflation als schleichender Vermögensräuber

Besonders bekannt ist die Inflation in den Finanzmedien als "stiller Vermögensräuber". Das liegt daran, dass man den Kaufkraftverlust normalerweise zwar nicht so stark wahrnimmt wie die Inflation aktuell, aber sie dennoch allgegenwärtig ist. Das führt dazu, dass wenn du dein Geld nicht entsprechend investierst, es stetig an Wert verliert.

Hierzu ein Beispiel:

Nehmen wir einmal an, du besitzt 10.000 €. Allerdings legst du diese nicht an. Du bewahrst sie also ganz klassisch unter dem Kopfkissen oder auf dem Konto bei 0 % Zinsen. In 10 Jahren mit 2 % Inflation wären deine 10.000 € in Summe natürlich immer noch 10.000 €. Auf den ersten Blick hast du also kein Geld verloren. Aber bei genauer Betrachtung sind deine 10.000 € nur noch 8.170 € wert. Du hast also fast 19 % Wertverlust.

Da gibt es allerdings noch ein Problem: Die 2 % Inflation ist das Ziel der Zentralbanken wie der EZB. Dieses wird derzeit jedoch bei Weitem nicht erreicht. Wenn man also davon ausgeht, dass die nächsten 10 Jahre durchschnittlich eine höhere Inflationsrate vorherrscht, sieht das Ganze gleich anders aus. Bei einer Inflation von 5 % pro Jahr verlierst du nämlich über 40 % vom Wert deines Vermögens, wenn du es nicht investierst!

Du siehst also, egal ob "normale Zeiten" oder Zeiten mit einer hohen Inflationsrate wie derzeit, es ist immer wichtig sein Geld zu investieren. Ansonsten droht stets ein hoher Kaufkraftverlust.

Inflation auf langer Sicht

An dieser Stelle möchte ich dir noch zeigen, wie sich die Inflation langfristig auswirkt. Machen wir also ein Beispiel über 100 Jahre und hoffen dabei, dass Elon Musk recht hat, wenn er meint, dass wir bald alle über hundert Jahre alt werden könnten. Da es den Euro noch nicht so lange gibt, nehmen wir einen Inflationsrechner auf den Dollar. 100 Dollar im Jahre 1923 wären heute nur noch 5,56 $ wert! Das ist ein Kaufkraftverlust von über 94 %.

Umgekehrt bräuchtest du heute fast 1.800 Dollar, um dieselbe Kaufkraft wie mit 100 Dollar im Jahre 1923 zu haben. Daran siehst du hoffentlich, wie wichtig es ist, Geld zu investieren, damit es nicht von der Inflation aufgefressen wird.

Geldanlagen haben viele Facetten und erfordern eine professionelle Begleitung. Wir liefern dir alle wichtigen Informationen und eine persönliche Beratung. Trag dich ein. Wir melden uns.

Geldanlage

Oder melde dich ganz einfach bei uns

Das Wirtschaftsparadoxon mit der Inflation

Die Inflation hat ein relativ paradoxes Verhältnis zum Wirtschaftswachstum. Einerseits ist sie - sofern sie in einem gesunden Bereich liegt - einer der Hauptgründe dafür, dass die Aktienmärkte der westlichen Welt langfristig gesehen grundsätzlich steigen. Andererseits blockiert sie - wenn höhere Inflationsraten wie derzeit auftreten - eben jenes Wirtschaftswachstum. Das liegt hauptsächlich daran, dass die Zentralbanken in dem Falle die Zinsen anheben müssen. Steigen jedoch die Zinsen, wird es für Unternehmen schwieriger, sich günstig zu finanzieren. Dadurch sinken wiederum ihre Investitionssummen, wodurch die Wirtschaft deutlich langsamer wächst. Bei der Inflationsrate gilt also der alte Spruch: Die Dosis macht das Gift.

Horrorszenarien der Inflation

Wie bereits angesprochen, ist die Inflation grundsätzlich nichts Schlechtes, sondern eine natürliche Folge unseres Finanzsystems. Gerade in normal vertretbaren Rahmen richtet sie eigentlich keinen Schaden an, sofern man sein Geld investiert, sondern ist sogar hilfreich. Allerdings gibt es zwei Szenarien, in denen die Inflation große wirtschaftliche und gesellschaftliche Probleme verursachen kann.

Die Hyperinflation in Deutschland

Eine der bekanntesten und radikalsten Hyperinflationen fand in Deutschland statt! Nämlich in den Jahren 1914-1929, in der Folge des Ersten Weltkriegs sowie des weltweiten Wirtschaftszusammenbruchs, der im amerikanischen Raum als "Great Depression" bekannt ist. In dieser Zeit wurden praktisch alle Güter und Lebensmittel in extremen Maße teurer. Am Ende ging es, angefeuert durch die hohe Inflationsrate, sogar so weit, dass die Menschen eine Schubkarre voller Geld benötigten, um Brot zu kaufen, da es 105 Milliarden Reichsmark kostete! Eine so hohe Inflation kann auch - mitunter sehr negative - politische Umbrüche mit sich bringen. Denn die Hyperinflation in Deutschland und die Verarmung der Bevölkerung waren unter anderem auch ein Grund dafür, dass die damals noch unbedeutende NSDAP schlussendlich an die Macht kam. Mit verheerenden Folgen für Deutschland und die Welt, wie wir heute wissen.

Inflation: Die Dosis macht das Gift

Obwohl die Inflation in den Medien - vor allem derzeit - eine sehr negative Rolle einnimmt, ist sie grundsätzlich nichts Schlechtes oder Abnormales. Viel mehr ist sie eine ganz herkömmliche Folge unserer Geldschöpfung. In einem gesunden Rahmen kann sie sogar das Wirtschaftswachstum begünstigen. Eine hohe Inflationsrate über einen längeren Zeitraum, oder in Verbindung mit einer stagnierenden Wirtschaft, kann sie tatsächlich vermögensvernichtend wirken. Daher ist es wichtig, das Ersparte nicht nur liegen zu lassen, sondern auch zu investieren.

mehrWert Beratung vereinbaren

Häufig gestellte Fragen zur Inflation

Was ist die Inflation?

Die Inflation ist eine natürliche Folge unseres Finanz- bzw. Geldschöpfungssystems. Kurz gesagt kommt es durch die höhere Gesamtmenge des vorhandenen Geldes zu einer Entwertung.

Ist die Inflation schlecht?

Das kommt tatsächlich sehr stark auf die Zusammenhänge sowie der Höhe der Inflationsrate an. Die Inflation kann einerseits sowohl das Wirtschaftswachstum beflügeln, wenn sie in einem gesunden Maße auftritt. Andererseits kann sie auch negative Folgen haben und ist vor allem für die Mittelschicht eine große Gefahr. Zumindest dann, wenn eine hohe Inflationsrate über einen längeren Zeitraum auftritt.

Wie verhält sich die Inflation zur Wirtschaft?

Das Verhältnis der Inflation zur Wirtschaft ist recht paradox. In einem gesunden Maß, also unter 2 % p.A., hilft sie vor allem den Aktienmärkten beim Wachstum. Vor allem aber eine höhere Inflationsrate kann schwere wirtschaftliche Probleme verursachen.

Wem schadet die hohe Inflation am meisten?

Die hohe Inflation schadet im Prinzip allen Menschen, die erspartes Geld besitzen, aber dieses nicht investieren. Größter Verlierer von längeren Phasen hoher Inflation ist zudem prinzipiell meistens die Mittelschicht.