Grundlagen des Orderbuchs

Wie funktioniert ein Orderbuch?

Patrick Obacher
Geschrieben von

Patrick Obacher

Aktualisiert am

21. November 2023

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Das Orderbuch ist ein wichtiges Element in der riesigen Welt des Börsenhandels. Mehr noch, ohne Orderbuch wäre kein Börsenhandel möglich. Das liegt daran, dass im Orderbuch alle Kauf-, Verkaufs- und Limit-Orders aufgelistet sind. Das Orderbuch ist also ein zentrales Element, bei der Bestimmung eines Aktienkurses. Besondere Bedeutung hat das Orderbuch jedoch auch für Trader und Investoren, die - sofern sie darin geübt sind - mithilfe dessen den künftigen Kurs einer Aktie besser einschätzen können.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Elementar für die Kursfeststellung: Ohne ein Orderbuch wäre es unmöglich, Aktienkurse fair und korrekt festzulegen. Erst durch die Einträge im Orderbuch können diese gestellt werden

  • Verschiedenste Möglichkeiten: Das Orderbuch ermöglicht es Investoren, verschiedenste Orders ins System zu geben. Es können sowohl Market- als auch Limit- oder Stop-Orders ins Orderbuch eingegeben werden

  • Einsehbar: Das Orderbuch kann von allen Marktteilnehmern eingesehen werden. Dadurch herrscht an der Börse Transparenz

  • Order-Flow-Trading: Es gibt Tradingstrategien, die vollkommen auf die Informationen im Orderbuch aufgebaut sind. Man nennt diese Order-Flow-Trading oder Volumentrading

Welche Funktion hat das Orderbuch?

Orderbücher existieren wohl schon so lange, wie es den Börsenhandel selbst gibt. Früher gab es noch an jeder Börse ein "echtes" physisches Orderbuch. In diesem wurden die verschiedenen Kauf- und Verkaufsaufträge händisch eingetragen. Das hat sich im Laufe der Zeit verändert. Orderbücher waren damals - wie auch heute noch - zentrale Elemente bei der Festlegung von Aktienkursen. Heutzutage sind alle Orderbücher als Computersoftware digitalisiert und automatisiert.

Für jedes Wertpapier, das an einer Börse gehandelt wird, existiert dafür ein eigenes Orderbuch. Grundsätzlich besitzen alle Assetklassen ein Orderbuch, die aber im Allgemeinen gleich aufgebaut wird. Der Einfachheit halber sprechen wir in diesem Artikel über Aktien-Orderbücher. Allerdings lassen sich die Aussagen auch auf andere Assetklassen übertragen.

Das gibt Marktteilnehmern die Möglichkeit, die eingegebenen Orders für eine Aktie einzusehen. Eine Transaktion kann immer nur dann entstehen, wenn mindestens ebenso viele Aktien zum Verkauf angeboten werden, wie Kauforders eingehen und umgekehrt. Will ein Investor also 100 Stück einer Aktie kaufen, muss es natürlich auf der anderen Seite immer einen Marktteilnehmer geben, der eben jene 100 Stück verkaufen will.

Die Struktur des Orderbuchs

Ein Orderbuch ist in der Regel in zwei Spalten unterteilt, die mehrere wichtige Kennzahlen beinhalten. Dabei werden die Kauforders (Bid) in der Regel links und die Verkaufsaufträge (Ask) in der rechten Spalte angezeigt. Dies unterteilt sich noch einmal in drei wichtige Schlüsselkomponenten.

  1. Preis: Jeder Eintrag im Orderbuch zeigt den entsprechenden Preis an, die der auftraggebende Marktteilnehmer bereit ist zu zahlen

  2. Volumen: Neben dem Preis wird zudem das Volumen angezeigt. Dieses zeigt die Anzahl der Aktien an, die zu dem entsprechenden Preis gehandelt werden sollen. (Bspw. 100 Aktien zum Kurs von 50 €)

  3. Best Bid und Best Ask: Das Angebot mit dem höchsten Preis im Orderbuch wird als "Best Bid" und das niedrigste Verkaufsangebot als (Best Ask) bezeichnet. Diese beiden Angebote sind essenziell, um den aktuellen Kurs einer Aktie zu bilden

Die Festlegung eines Aktienkurses im Orderbuch

Entscheidend darüber, ob der Kurs einer bestimmten Aktie steigt oder fällt, ist natürlich, ob das Angebot die Nachfrage überwiegt, oder umgekehrt, ob die Nachfrage das Angebot überwiegt. Stehen beispielsweise 100 Aktien von Apple zum Verkauf im Orderbuch, während Kauforders für 110 Aktien eingehen, würde der Kurs steigen. Es gäbe schlicht mehr Nachfrage als Angebot. Dies ist zwar eine etwas vereinfachte Erläuterung, allerdings wollen wir dir damit ein einfaches Grundverständnis zur Kursbildung von Aktien vermitteln.

Die Funktionsweise des Orderbuchs

Wie bereits erwähnt, ist das Orderbuch ein zentrales Element bei der Ermittlung von Aktienkursen. Doch nicht nur das. Gerade im Trading, wo häufig sogenannte Stop Loss oder Take Profits verwendet werden, nimmt das Orderbuch eine ebenso wichtige Rolle ein. Das liegt daran, dass diese ebenfalls als Order zu einem gewissen Preis im Orderbuch eingegeben werden. Die Funktionsweise des Orderbuchs lässt sich grob in folgende Schritte unterteilen:

  1. Platzierung von Aufträgen: Ein Marktteilnehmer kann verschiedene Orders ins System eingeben. Diese lassen sich in die Oberkategorien Stop, Limit oder Marketorders unterscheiden. Je nachdem ob mehr Kauf oder Verkaufsorders eingehen, wird anhand dessen ein steigender oder sinkender Aktienkurs ermittelt.

  2. Matchmaking: In diesem Schritt werden vom System im Orderbuch Kauf- und Verkaufsorders abgeglichen, um ein Match bzw. eine Transaktion zu ermöglichen. Für einen Handel müssen ebenso viele Aktien zum Verkauf wie zum Kauf eingetragen sein. Eine Transaktion erfolgt immer dann, wenn ein Auftrag zum Kauf den Preis eines Verkaufsauftrags erreicht oder übertrifft, und umgekehrt.

  3. Bildung des Marktpreises: Die "Best Bid" und "Best Ask" Preise im Orderbuch sind entscheidend für die Bildung des Marktpreises. Der Marktpreis ist vereinfacht erklärt der Preis, zu dem die zuletzt getätigte Transaktion stattgefunden hat.

Die wichtigsten Orderarten im Überblick

Marketorder: Diese Order sagt dem Orderbuch praktisch: Kaufe die entsprechende Aktie unverzüglich, egal zu welchem Preis

Stop-Order: Diese Order gibt die Anweisung, kaufe eine Aktie frühestens zum eingegebenen Kurs, aber notfalls auch darüber.

Limit-Order: Eine limitierte Order weist dem Orderbuch an, eine Aktie zu genau dem festgelegten Preis (z.B. genau bei 100 €) zu kaufen.

Dies sind die drei Hauptorderformen. Dabei gibt es kein besser oder schlechter. Verschiedene Situationen erfordern verschiedene Orders. Diese drei Orderarten lassen sich noch einmal in eine Vielzahl von anderen Orders mit Zusätzen unterteilen. Für Trader gibt es noch zusätzlich zwei wichtige Orders.

Stop Loss: Der Stop Loss wird in Traderkreisen als absolut essenziell betrachtet. Das liegt darin begründet, dass er Verluste begrenzen soll. Kauft ein Trader bspw. eine Aktie bei 100 € und möchte maximal 10 € pro Aktie verlieren, so gibt er eine Stop-Loss-Order bei 90 € ins Orderbuch. Fällt die Aktie auf diesen Kurs oder darunter, wird der gesamte Bestand unverzüglich verkauft. Mit dieser Methode versuchen Trader, ihr Risiko zu begrenzen.

Take Profit: Der Take Profit ist nicht ganz so beliebt und essenziell wie der Stop Loss. Dies liegt allen voran an der alten Börsenweisheit: "Gewinne laufen lassen, Verluste begrenzen." Diesem geht der Take Profit etwas entgegen, denn er stellt eine Limitorder dar, welche die Position zu einem vorab eingestellten Kurs glattstellt. Im Gegensatz zum Stop Loss greift der Take Profit allerdings nur im Falle eines Gewinns. Beispiel: Ein Trader kaufte eine Aktie bei einem Kurs von 100 €. Als Take Profit stellt er einen Kurs von 120 € ein. Der Take Profit sollte immer mindestens doppelt so hoch sein, wie der Stop Loss, sodass ein Chance-Risiko-Verhältnis von 2:1 entsteht.

Die Bedeutung des Orderbuchs

Das Orderbuch ist insgesamt ein unverzichtbares Instrument. Es hilft dabei, Handelsentscheidungen zu treffen, die auf aktuellen Marktdaten und Trends basieren, und trägt zur Stabilität und Effizienz der Märkte bei. Zudem hat es eine zentrale Bedeutung in folgenden Bereichen:

Das Orderbuch im Trading

Das Orderbuch-Trading wird häufig auch "Order-Flow-Trading" oder "Volumen-Trading" genannt. Anhänger dieser Strategie erhoffen sich einen Vorteil im Markt durch das Einsehen der gesetzten Orders. Die Grundidee ist einfach. Nehmen wir dafür ein fiktives Beispiel:

Sagen wir, die Microsoft Aktie steht bei einem Kurs von 95 $. Ein Trader sieht im Orderbuch, dass bei einem Kurs von 100 riesige Kauforders gelistet sind. Er kann jetzt die Aktie zu einem Kurs von 98 oder 99 kaufen, um so den zwangsläufig folgenden starken Anstieg mitzunehmen.

Soweit die Theorie. Natürlich erfordert die Praxis einiges an Erfahrung und Fingerspitzengefühl. Das Orderbuch kann erfahrenen Tradern zwar eine Hilfe sein, sofern man weiß, wie man es zu lesen hat, allerdings spielen beim Trading noch andere Faktoren eine Rolle. Bevor du dich mit Order-Flow-Trading beschäftigst, solltest du also Grundlagen über die Technische Analyse, Sentimentanalysen, Money- & Riskmanagement sowie den allgemein hohen mentalen Anforderungen des Tradings erlernen. Dies benötigt in der Praxis meist einige Jahre, um vollständig erlernt zu werden.

Das Orderbuch ein essenzielles Element im Börsenhandel

Zusammenfassend kann man sagen, dass das Orderbuch - wie schon seit Jahrhunderten - auch heute noch eines der wichtigsten Elemente der Finanzmärkte darstellt. Das Orderbuch kann von jedem Marktteilnehmer eingesehen werden. Möchte man daraus jedoch Vorteile für den eigenen Handel ziehen, so sollte man mit einigen Grundlagen des Börsen- und Aktienhandels vertraut sein.

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Häufig gestellte Fragen zum Orderbuch

Was ist das Orderbuch?

Im Orderbuch wird eine Vielzahl von wichtigen Informationen gesammelt. Aus diesen Informationen wird dann der Kauf- (Bid) sowie Verkaufspreis (Ask) ermittelt. Damit nimmt das Orderbuch eine essenzielle Rolle in der Funktion der Finanzmärkte ein.

Wo kann man in das Orderbuch einsehen?

Das kommt darauf an, welches Orderbuch du einsehen möchtest. Jede Börse hat ihre eigenen Orderbücher. Jedoch findest du im Internet Einsicht in praktisch alle, wenn du danach suchst.

Welche Rolle spielt das Orderbuch im sogenannten Order-Flow-Trading?

Im sogenannten Order-Flow-Trading versuchen Trader einen Vorteil im Markt durch die im Orderbuch gesammelten Informationen zu erlangen. Allerdings reicht das alleinige Durchschauen des Orderbuchs nicht. Trader müssen auch in anderen Aspekten des Handels ausgebildet sein, um profitabel handeln zu können.

Wie wird der Preis einer Aktie im Orderbuch ermittelt?

Die Funktionsweise beruht, wie die Ermittlung von jedem Marktpreis, auf Angebot und Nachfrage. Ist das allgemeine Angebot höher als die Nachfrage einer Aktie, ermittelt das Orderbuch einen fallenden Kurs und umgekehrt.