Krankenversicherung für Grenzgänger in der Schweiz

Krankenversicherung für Grenzgänger in der Schweiz

Daniel Seeger
Geschrieben von

Daniel Seeger

Aktualisiert am

16. November 2023

mehrWert - Krankenversicherung für Grenzgänger in der Schweiz

Für viele Menschen, die in Deutschland leben, stellen die hohen Löhne in der Schweiz eine attraktive Anstellungsoption dar. Wohnst du nicht weit von der Schweiz entfernt, hast du vielleicht schon überlegt, dort einen Job anzunehmen – oder bist womöglich bereits in der Schweiz berufstätig. In diesem Fall gibt es Einiges rund um das Thema Krankenversicherung für Grenzgänger zu beachten. Was das ist, zeigen wir dir im Folgenden.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Versicherungspflicht mit Optionsrecht: In der Schweiz herrscht Krankenversicherungspflicht. Als Grenzgänger musst du krankenversichert sein. Während der ersten drei Monate der Beschäftigung gilt ein Optionsrecht und du kannst dich zwischen drei Varianten entscheiden 

  • Drei Versicherungsmodelle: Für Menschen, die in Deutschland wohnhaft sind und in der Schweiz arbeiten, gibt es drei Krankenversicherungsmodelle: die schweizerische Krankenversicherung sowie die deutschen gesetzlichen oder auch privaten Krankenversicherungen

  • Vor- und Nachteile individuell abzuwägen: Welche Option für dich am besten ist, lässt sich pauschal schwer sagen. Du solltest Pro und Contra mit Blick auf deine individuelle Situation einschätzen oder bestenfalls nach professioneller Beratung suchen

Grenzgänger: Anstellung in der Schweiz und Krankenversicherung

Grenzgänger und Grenzgängerinnen sind Menschen, die für ihre Arbeit, Schulausbildung oder Ähnliches regelmäßig über eine Staatsgrenze pendeln. Wohnst du auf deutschem Boden, typischerweise im Grenzgebiet, und arbeitest als Angestellter oder Angestellte in der Schweiz, verändert sich deine Situation mit Blick auf die Krankenversicherung.

Als EU-Bürger oder EU-Bürgerin haben Menschen mit deutscher Staatsbürgerschaft in der Schweiz uneingeschränkte Arbeitnehmerfreizügigkeit. Das heißt, du brauchst keine Arbeitserlaubnis, wenn du in der Schweiz arbeiten möchtest. Allerdings gibt es bei der Krankenversicherung für Grenzgänger einiges zu beachten.

Die rechtliche Grundlage: Versicherungspflicht und Optionsrecht in der Schweiz

In der Schweiz gilt Versicherungspflicht für die Krankenversicherung, ebenso wie in Deutschland. Diese Pflicht gilt auch, wenn du in Deutschland deinen Wohnsitz hast und in der Schweiz Arbeitnehmer bist. Ab Arbeitsbeginn trifft dich also eine Krankenversicherungspflicht, die erst mit dem Ende des Arbeitsverhältnisses endet.
<7br> Neben der Versicherungspflicht hast du das sogenannte Optionsrecht. Das heißt: Die Schweiz hat mit den angrenzenden Staaten – darunter auch Deutschland – Sondervereinbarungen getroffen, damit sich Grenzgänger und Grenzgängerinnen in ihrem jeweiligen Herkunftsland krankenversichern können.

Konkret bedeutet das: Fängt dein Arbeitsverhältnis in der Schweiz an, hast du drei Monate Zeit, um deine Lage bezüglich deiner Krankenversicherung zu klären. Tust du das nicht, kannst du von Amtes wegen einer schweizerischen Krankenkasse zugewiesen werden. Falls deine Verspätung als nicht entschuldbar angesehen wird, musst du wahrscheinlich mit einem Prämienzuschlag für den verspäteten Eintritt in eine schweizerische Krankenkasse rechnen.

Befreiung von der Versicherungspflicht beantragen

Falls du keiner schweizerischen Krankenkasse beitreten möchtest, musst du innerhalb der ersten drei Monate deiner Beschäftigung eine Befreiung von der Versicherungspflicht bei der zuständigen Behörde des Kantons beantragen, in welchem du arbeitstätig bist (seit 2015 ist eine stillschweigende Ausübung des Optionsrechts nicht mehr rechtsgültig).

Erst die Befreiung von der Versicherungspflicht gibt dir die Möglichkeit, deine deutsche gesetzliche Krankenversicherung zu behalten – oder eine private zu wählen, falls du vor dem Arbeitsverhältnis in der Schweiz eine GKV hattest.

Bezüglich der Ausübung des Optionsrechts besteht jedoch eine Ausnahme: Verändert sich dein Familienstand durch Heirat, Todesfall oder Geburt eines Kindes, kannst du auf das Optionsrecht zurückgreifen und dementsprechend deine Krankenversicherungslage verändern. Bedenke jedoch, dass das seit 2017 nur einmal möglich ist. Das heißt konkret: Hast du schon einmal in den ersten drei Monaten deines Arbeitsverhältnisses das Optionsrecht ausgeübt, darfst du es nicht noch einmal tun.

Drei Modelle der Krankenversicherung für Grenzgänger in der Schweiz

Dank des Optionsrechts verfügst du im Grunde über drei mögliche Varianten für die Grenzgänger Krankenversicherung:

  1. Krankenversicherung in der Schweiz nach dem Krankenversicherungsgesetz (KVG) 

  2. Gesetzliche Krankenkasse in Deutschland

  3. Private Krankenversicherung in Deutschland

1. Krankenversichert in der Schweiz

Diese Variante wählst du, wenn du dein Optionsrecht nicht ausübst. Bedenke jedoch, dass ein Wechsel in eine der zwei weiteren Modalitäten nur einmal und erst dann möglich ist, wenn sich dein Familienstand ändert (wegen Heirat, Geburt eines Kindes oder Todesfalls). Der Leistungsumfang ist gesetzlich geregelt und unterscheidet sich in einigen Aspekte von dem der deutschen GKV. Abgedeckt sind durch eine schweizerische Krankenversicherung für Grenzgänger folgende Leistungen:

Der wesentliche Unterschied im Vergleich zur deutschen GKV bezieht sich auf zwei Leistungsumfelder: die Pflegeversicherung und die Zahnzusatzversicherung. Es ist daher empfehlenswert, falls du die schweizerische Krankenversicherung in Anspruch nehmen möchtest, diese Versicherungsfälle durch Krankenzusatzversicherungen abzudecken.

Darüber hinaus solltest du auch bedenken, wie die Kosten für diese Variante der Krankenversicherung berechnet werden. Anders als in Deutschland, wo sie vom Bruttoeinkommen abhängen, spielen in der Schweiz andere Faktoren für die Kosten der Krankenversicherung eine Rolle:

Die schweizerische Krankenversicherung sieht außerdem eine Selbstbeteiligung bei den anfallenden Kosten für Grenzgänger vor. Dabei übernimmt der Versicherungsnehmer zehn Prozent der entstandenen Kosten, allerdings nur bis zu einer maximalen Jahreshöchstbetrag. Grenzgänger müssen auch eine fixe Jahresfranchise – einen fixen Jahresbeitrag – einzahlen.

Und was passiert, wenn du den schweizerischen Versicherungsschutz in Deutschland in Anspruch nehmen musst oder möchtest? Der wichtigste Begriff ist in diesem Zusammenhang die internationale Regelung nach dem EU/EFTA Formular E106.

Von deiner schweizerischen Krankenkasse erhältst du das Formular E106. Dieses reichst du bei einer deutschen Krankenkasse ein, egal welcher, die hierfür als Aushilfekasse fungiert. Falls du dann Versicherungsleistungen in Deutschland in Anspruch nimmst, stellt die deutsche medizinische Einrichtung eine Rechnung für die deutsche Krankenkasse, die diese an die schweizerische Krankenversicherung im Sinne der EU/EFTA-Regelung weiterleitet.

Deine schweizerische Krankenversicherung zahlt dann der deutschen Einrichtung die relativen Kosten. Für Grenzgänger ist besonders vorteilhaft, dass für Behandlungen in Deutschland die Zehn-Prozent-Selbstbeteiligung ausfällt.

2. Deutsche gesetzliche Krankenkasse

Grenzgängern in der Schweiz bleibt die Möglichkeit erhalten, bei ihrer deutschen gesetzlichen Krankenkasse angemeldet zu bleiben, falls sie es bereits waren. Möchtest du dein Optionsrecht in diesem Sinne ausüben und deine GKV behalten, solltest du allerdings Einiges beachten:

Was deine medizinische Versorgung in Deutschland sowie die Kosten der GKV angeht, ändert sich im Wesentlichen nichts. Der Leistungsumfang von gesetzlichen Krankenkassen ist im Sozialgesetzbuch festgeregelt, während die Kosten im Verhältnis zu deinem Bruttoeinkommen berechnet werden. In der Schweiz gibt es keinen Arbeitgeberzuschuss, sodass du den gesamten Krankenversicherungsbeitrag selbst trägst. Es wird um ein Vielfaches teurer als die Grenzgänger Krankenversicherung nach KVG.

Im Fall einer ärztlichen Behandlung in der Schweiz können zusätzliche Kosten entstehen, die von der gesetzlichen Krankenkasse nicht übernommen werden. Die gesetzliche Krankenversicherung übernimmt nur diejenigen Kosten, die innerhalb des Krankenversicherungsgesetzes vorgesehen sind. Darüber liegenden Kosten musst du aus eigener Tasche zahlen.

3. Private Krankenversicherung in Deutschland

Interessant für Grenzgänger ist, dass der Wechsel in eine PKV unabhängig von der Einkommenshöhe möglich ist. Das heißt, du kannst prinzipiell als Grenzgänger, falls du davor bei einer gesetzlichen Krankenkasse angemeldet warst, eine private Krankenversicherung abschließen.

Wählst du eine private deutsche Krankenversicherung, gilt das Prinzip, dass Kosten und Leistungen individuell bestimmt werden können. Du solltest dich also darüber informieren, welche Optionen für Grenzgänger angeboten werden und in welcher Höhe die Kosten übernommen werden, die für Behandlungen in der Schweiz entstehen.

Letztlich solltest du auch bedenken, dass die Kosten eines PKV-Tarifs von deinem Gesundheitszustand, und somit von Vorerkrankungen, sowie von deinem Alter beim Vertragsabschluss abhängen.

Die Modelle der Grenzgänger Krankenversicherung im Vergleich: Vor- und Nachteile

Jede deiner Optionen hat sowohl Vor- und Nachteile. Dabei spielen dein Familienstatus, deine Zukunftsplanung, dein Lebensalter, dein Verdienst und dein Absicherungswunsch eine Rolle.

Krankenversichert in der Schweiz:

Vorteile

Nachteile:

Deutsche GKV:

Vorteile:

Nachteile:

Deutsche PKV:

Vorteile:

Nachteile:

Die Wahl der richtigen BU-Versicherung ist für den Ernstfall entscheidend. Der Antragsprozess und die einzelnen Tarifbedingungen sind oftmals komplex. Wir helfen dir dabei gerne und beraten dich kostenfrei. Trag dich einfach ein. Wir melden uns.

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Was du bei deiner Wahl beachten musst

Letzten Endes hängt es von deiner individuellen Lebenssituation sowie von deinen Wünschen ab, welche Form der Krankenversicherung für dich am besten passt. Generell kannst du dir die folgenden Fragen zur Orientierung stellen: 

Bist du unsicher, welche Option für dich am sinnvollsten ist? Wir helfen dir gerne weiter!

Eine wohlüberlegte Wahl treffen

Grenzgänger in der Schweiz haben drei Optionen, um sich krankenversichern zu lassen: bei der schweizerischen Krankenversicherung, bei einer deutschen gesetzlichen Krankenkasse oder bei einer deutschen privaten Krankenversicherung. Du solltest allerdings bedenken, dass du nur einmal die Möglichkeit hast, eine nicht schweizerische Krankenversicherung zu wählen. Das heißt für dich: Wählst du entweder eine GKV oder eine PKV in Deutschland, kannst du nicht in die schweizerische Krankenversicherung zurück.

Welche Variante für dich am besten passt, hängt stark von deiner Lebenssituation ab, sowie davon, wie lange du in der Schweiz arbeitstätig zu bleiben planst. Empfehlenswerte ist daher, dich von unseren professionellen Beratern oder Beraterinnen unterstützen zu lassen.

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Häufig gestellte Fragen zur Krankenversicherung für Grenzgänger

Wo bin ich als Grenzgänger in der Schweiz krankenversichert?

Willst du dein Optionsrecht in den ersten drei Monaten deiner Erwerbstätigkeit nicht ausüben, dann musst du dich bei der schweizerischen Krankenversicherung nach Krankenversicherungsgesetz (KVG) anmelden. Du solltest beachten, dass eine nicht entschuldbare, verspätete Anmeldung zusätzliche Kosten verursacht. Möchtest du hingegen bei deiner gesetzlichen Krankenkasse in Deutschland bleiben oder eine deutsche private Krankenversicherung abschließen, solltest du dich rechtzeitig – es gilt weiterhin die Frist von drei Monaten – bei der zuständigen Behörde des Kantons, in welchem du arbeitest, melden. Beantragst du eine Befreiung von der Versicherungspflicht, darfst du dich auch für eine deutsche GKV oder eine PKV entscheiden. 

Kann ein Grenzgänger in die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland zurückkehren?

Prinzipiell ja. Allerdings musst du Folgendes beachten: Bist du in der Schweiz krankenversichert, darfst du in die deutsche GKV nur dann, falls deine Erwerbstätigkeit in der Schweiz aufhört oder sich deine Lebenssituation durch Heirat, Kindergeburt oder Todesfall ändert.

Was ist für Grenzgänger aus Deutschland bei Schweizer Krankenkassen wichtig?

Hauptsächlich solltest du auf die Leistungen achten, welche die schweizerischen Krankenkassen nicht abdecken. Empfehlenswert ist es in dieser Hinsicht, private Krankenzusatzversicherungen in Deutschland abzuschließen – insbesondere über eine Pflege- und eine Zahnzusatzversicherungen solltest du nachdenken.