Private Krankenversicherung und Steuervorteile
Wann lohnen sich private Krankenversicherungen steuerlich?
Anja Glorius
16. November 2023
In einer Zeit, in der die Gesundheitskosten immer höher werden, spielen private Krankenversicherungen eine immer wichtigere Rolle. Neben dem Zugang zu den besten Gesundheitsleistungen bieten private Krankenversicherungen auch steuerliche Vorteile. In diesem Artikel erklären wir dir, wie auch du von diesen Vorteilen profitieren kannst.
Was sind die steuerlichen Vorteile einer privaten Krankenversicherung für Versicherte?
Genau wie bei einer gesetzlichen Krankenkassen (GKV), gibt es auch eine steuerliche Absetzbarkeit bei privaten Krankenversicherungen (PKV). Dies stellt das sogenannte Bürgerentlastungsgesetz sicher.
In deiner Steuerklärung kannst du deine Kosten als Sonderausgaben in der Anlage Vorsorgeaufwand angeben. Die Höhe der absetzbaren Steuern orientiert sich an den Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen. Du kannst also nur einen Teil deiner PKV-Kosten, die Basisabsicherung, geltend machen, auch wenn dein Versicherungstarif zusätzliche Gesundheitsleistungen übernimmt.
Abgesehen von deinen Versicherungsbeiträgen kannst du auch Gesundheitsleistungen, die nicht von deiner Krankenversicherung übernommen wurden, von der Steuer absetzen. Diese werden außergewöhnliche Belastungen genannt. Das heißt aber nicht, dass du Gesundheitskosten selbst übernehmen und dann geltend machen kannst. Stattdessen geht es hierbei nur um Kosten, die deine private Krankenversicherung ausdrücklich nicht übernimmt. Zudem muss die gesundheitliche Leistung explizit verordnet worden sein. Die in der Apotheke gekaufte Packung Paracetamol kannst du folglich nicht absetzen.
Wie können Versicherte die Steuervorteile einer PKV optimal nutzen?
Informationsschreiben: Einmal im Jahr schickt dein Versicherer dir einen Brief, in dem dir die Höhe des steuerlich absetzbaren Betrags mitgeteilt wird. Du musst das also nicht selbst ausrechnen
Wichtige Unterlagen aufbewahren: Trotzdem des Informationsschreibens gilt: Für die steuerliche Absetzbarkeit von PKV-Beiträgen solltest du deine Ausgaben unbedingt sorgfältig dokumentieren. Dazu gehören unter anderem die Beitragsrechnungen deiner privaten Krankenversicherung, Nachweise über gezahlte Beiträge und gegebenenfalls auch Nachweise über weitere medizinische Ausgaben, die du als außergewöhnliche Belastungen geltend machen kannst. Bewahre also alle relevanten Unterlagen gut auf und füge sie bei Bedarf der Steuererklärung bei
Beiträge der Familie absetzen: Abgesehen von deinen eigenen Beitragskosten kannst du zusätzlich auch Beiträge, die du für deine Familienmitglieder zahlst, absetzen. Beiträge für Kinder gibst du bei der Steuererklärung in der Anlage Kind an.
Steuerliche Absetzbarkeit von PKV-Beiträgen
Höchstbetrag: Du solltest dir bewusst sein, dass es einen Höchstbetrag für die steuerliche Absetzbarkeit gibt. Als Arbeitnehmer und Beamte kannst du bis zu 1900 Euro im Jahr absetzen. Für Selbstständige ist diese Grenze höher und liegt bei 2800 Euro. In diesem Höchstbetrag sind allerdings nicht nur die Krankenversicherungsbeiträge enthalten, sondern er umfasst auch die Berufsunfähigkeitsversicherung, Haftpflichtversicherung, Unfallversicherung und Risikolebensversicherung
Mehrleistungen: Wie bereits erwähnt können nur Kosten steuerlich abgesetzt werden, die als Basisabsicherung gelten. Leistungen, die darüber hinausgehen, werden Mehrleistungen genannt. Ob du diese geltend machen kannst, richtet sich nach der Art der Leistungen. Absetzbar sind beispielsweise die Kosten für Brillengläser, Arztkosten, Zahnprothesen und Zuzahlungen bei medikamentösen Behandlungen. Diese kannst du als außergewöhnliche Belastung absetzen. Keine steuerlichen Vorteile bringen dir Kosten für vorbeugende Leistungen, wie beispielsweise eine Zahnreinigung. Auch Kosten für Chefarztbehandlungen, Krankentagegeld oder ein Ein- und Zweibettzimmer im Krankenhaus kannst du nicht absetzen
Steuertipps für private Krankenversicherungen
2013 hat das Finanzgericht Niedersachsen das Urteil gefällt, dass der Selbstbehalt einer privaten Krankenversicherung nicht abgesetzt werden darf. Mit dem Selbstbehalt, oder auch Selbstbeteiligung genannt, ist der monatliche Kostenanteil geringer, dafür muss ein Teil bis zu einer bestimmten Kostengrenze vom Versicherten selbst getragen werden. Dies ist abhängig von deinem Versicherungstarif. Das Finanzgericht hat also entschieden, dass du deinen Eigenanteil nicht in der Steuererklärung geltend machen kannst. Ein Tarif mit Selbstbehalt bringt dir dementsprechend keinen steuerlichen Vorteil!
Viele Tarife beinhalten Beitragsrückerstattungen. Reichst du keine oder weniger Gesundheitsrechnungen ein, als du Beiträge gezahlt hast, bekommst du von deiner Versicherung einen Teil deiner Kosten zurück. Der erstattete Betrag wird dann allerdings von deinem steuerlich absetzbaren Betrag abgezogen. Du kannst also nur bei der Steuererklärung geltend machen, was du auch tatsächlich bezahlt hast.
Aktuelle Entwicklungen und Trends im Bereich PKV und Steuern
2019 beendete das Finanzgericht Niedersachsen die Diskussionen um die steuerliche Absetzung von außergewöhnlichen Belastungen. Seitdem gilt eindeutig: Es ist nicht möglich, Gesundheitsleistungen selbst zu zahlen und diese Kosten dann als außergewöhnliche Belastung geltend zu machen.
Grundsätzlich sind steuerliche Möglichkeiten stetig im Wandel. Es lohnt sich also immer, auf dem neusten Stand der Entwicklungen zu sein. Nimmst du Beratungen von Experten in Anspruch, werden diese dich nach den neusten Erkenntnissen beraten.
Expertenempfehlungen für steuerliche Fragen rund um die PKV
Steuern sind ein sehr komplexes Thema, bei dem die meisten Menschen alles richtig machen wollen. Um Fehler zu verhindern und deine individuelle Situation besser verstehen zu lernen, lässt du dich am besten von Experten beraten. Ein Steuerberater mit Erfahrung im Bereich der privaten Krankenversicherungen kann dir eine kompetente Unterstützung bieten. Er kann deine individuelle Situation bewerten und dir Tipps zur optimalen Nutzung der steuerlichen Vorteile in deiner PKV geben. Auch Finanz- und Versicherungsmakler mit Spezialisierung auf Privatversicherte können eine wertvolle Unterstützung für dich darstellen.
Alternativ kannst du dich auch an unabhängige Berater wenden, die auf private Krankenversicherungen und Steuervorteile spezialisiert sind. Sie sind neutral und können dich so unbefangen beraten.
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Häufig gestellte Fragen zu der PKV und Steuern
Kann ich auch andere Versicherungen von der Steuer absetzen?
Ja, du kannst unter anderem deine Kosten für die Haftpflichtversicherung, die Unfallversicherung und die Berufsunfähigkeitsversicherung absetzen.
Welche Unterlagen benötige ich für die Absetzbarkeit von PKV-Beiträgen?
Du solltest deine Beitragsrechnungen und Nachweise über gezahlte Gesundheitsleistungen immer aufbewahren und deiner Steuerklärung beifügen. Bist du dir unsicher, welche Unterlagen wichtig sind, kannst du bei einer Expertenberatung nachfragen.