Was sind Futures?
Futures verständlich erklärt
Patrick Obacher
24. November 2023
Futures oder zu Deutsch Terminkontrakte sind Derivate auf einen Basiswert, die, wie es der Name bereits verrät, ein Ereignis in der Zukunft handeln. Dabei verpflichtet sich ein Verkäufer eine Ware, ein Finanzprodukt oder Ähnliches zu einem vorab festgelegten Preis an einem vorab festgelegten Termin zu liefern. In der Praxis wird heutzutage eher ein sogenannter Barausgleich (Cash Settlement) gehandelt. Futures werden vor allem von institutionellen Anlegern (Fonds, Banken, etc.) zur Absicherung verwendet.
Die Grundlagen von Futures
Futures sind standardisierte Finanzverträge, die Käufern das Recht und die Verpflichtung einräumen, einen Vermögenswert zu einem festgelegten Preis an einem zukünftigen Zeitpunkt zu kaufen (Long-Position) oder zu verkaufen (Short-Position). Diese Vermögenswerte können vielfältig sein, von Rohstoffen wie Öl und Gold über Finanzprodukte wie Aktienindizes und Devisen bis hin zu Zinssätzen. Da es immer einen Käufer und einen Verkäufer geben muss, haben Futures die einzigartige Eigenschaft, dass für jeden Händler der Long ist (Käufer) ein anderer Händler zugleich Short traden muss (Verkäufer).
Eine weitere bemerkenswerte Eigenschaft von Futures ist ihre Standardisierung. Jeder Vertrag hat klare Spezifikationen, die den Ausübungspreis, den Verfallzeitpunkt und die Größe des betreffenden Kontrakts definieren. Dies erleichtert den Handel an organisierten Terminbörsen, wo Käufer und Verkäufer auf transparente Weise Geschäfte abschließen können.
Mit Futures können Anleger und Trader sowohl Short- als auch Long-Positionen an Terminbörsen handeln. Das bedeutet einfach erklärt, dass ein Händler nicht nur dann Geld verdienen kann, wenn der Markt steigt (Long-Position), sondern auch, wenn die Märkte fallen (Short-Position). Damit können sich Anleger gegen Marktrückgänge absichern und beispielsweise ein Long gerichtetes Aktiendepot hedgen, oder von kurzfristigen Marktrückgängen durch spekulative Trades profitieren. Futures können als Derivate auf verschiedensten Basiswerten von Wertpapieren oder Rohstoffen basieren. Besondere Bekanntheit haben beispielsweise die Futures auf den Dax 40, den S&P 500, Gold, oder Rohöl.
Die Hebelwirkung von Futures
Eine der wichtigsten Eigenschaften von Futures ist die sogenannte Hebelwirkung. Diese ist mit einer der Hauptgründe für die Beliebtheit des Handels mit Terminkontrakten. Beim Handel von Futures muss grundsätzlich nur eine Sicherheitsleistung hinterlegt werden. Diese wird Margin genannt. Dadurch kann ein Trader beispielsweise mit 10.000 € Future-Kontrakte im Wert von 100.000 € handeln. Somit steigt das Gewinnpotenzial enorm, wobei man natürlich niemals das ebenfalls ansteigende Risiko außer Acht lassen sollte.
Wie sieht ein Future Kontrakt aus?
An Terminbörsen wird genau festgelegt, was ein Future Kontrakt beinhaltet. Hierbei werden drei Fragen beantwortet:
Was? Das umfasst den Basiswert mit allen Qualitätsmerkmalen (bspw. das genaue Wertpapier oder das Gewicht des Goldes)
Wo? Der Lieferort bei physischen Lieferungen
Wann? Der Zeitpunkt der physischen Lieferung
Die Geschichte von Futures
Die Geschichte von Futures reicht tatsächlich weit in die Vergangenheit zurück. Schon in der Antike wurden Handel und Transaktionen in einer Art und Weise getätigt, die man im weiteren Sinne als Terminhandel bezeichnen könnte. Eine der frühesten Formen von Terminkontrakten, mit einer Ähnlichkeit zu den Futures, wie wir sie in der heutige kennen, wurden vor allem mit Entstehung der ersten Börsen in den Niederlanden und Belgien entwickelt.
Die Tulpenmanie in Holland
Die sogenannte "Tulpenmanie" war eine Marktphase im 17. Jahrhundert, in der der Preis für Tulpenzwiebeln in den Niederlanden stark anstieg. Die Nachfrage nach seltenen und exotischen Tulpenzwiebeln führte zu einem wahren Spekulationsrausch, bei dem Preise in exorbitante Höhen schossen. In der Spitze war eine einzige Tulpenzwiebel mehr wert als ein Haus.
Inmitten dieses Wahnsinns entstanden erste Formen von Futures-Kontrakten. Diese hatten die Eigenschaft, dass nur ein geringer Teil des Preises angezahlt werden musste. Also der Vorläufer des heutigen Handels auf Margin. Die Händler wollten sich mithilfe der Terminkontrakte gegen die Unsicherheit der Tulpenpreise absichern, und so entstanden Vereinbarungen, die den künftigen Kauf oder Verkauf von Tulpenzwiebeln zu einem festgelegten Preis ermöglichten. Der Grundgedanke hinter den Terminkontrakten war es also, sich eine Absicherungsmethode gegen die Marktvolatilität zu erschaffen.
Die jüngere Vergangenheit der Futures
Nach der Tulpenmanie war der Handel mit Terminkontrakten aufgrund der offensichtlich höheren Risiken erst einmal weniger beliebt. Einen neuen Aufschwung erlebte der Future-Handel jedoch im 19. Jahrhundert. Zu der Zeit erlebte der Handel mit Baumwolle und Getreide in den USA ein enormes Wachstum und entwickelte sich zu einem bedeutenden Wirtschaftszweig. Landwirte und Fabrikanten begannen, Futures-Kontrakte zu nutzen, um sich gegen Preisschwankungen abzusichern. Diese Entwicklungen führten zur Gründung von Terminbörsen für Waren wie der Chicago Board of Trade (CBOT) im Jahre 1848.
Der „Hexensabbat“ bei Futures
Der Hexensabbat mag etwas mystisch klingen, es gibt ihn bei Futures allerdings tatsächlich. Allerdings hat er weder mit Harry Potter noch mit Wednesday Adams etwas zu tun. Im Future-Handel ist damit der große Verfallstag gemeint. Dieser ist immer am 3. Freitag im 3. Monat eines Quartals. Also der 3. Freitag jeweils im März, Juni, September und Dezember. An diesem Tag verfallen alle Aktien- und Indexfutures. Für den Anleger ergeben sich daraus zwei Möglichkeiten:
Der Kontrakt wird "gerollt": Das bedeutet, der aktuelle Kontrakt wird verkauft und ein neuer Kontrakt, der erst drei Monate später verfällt, wird dafür gekauft.
Der Terminkontrakt wird verkauft: Wenn kein neuer Kontrakt gekauft wird, wird die Position vollständig aufgelöst.
Risiken und Chancen von Futures
Futures bieten viele Vorteile für Händler, sind aber unter Umständen auch sehr riskant. Manche Eigenschaften von Terminkontrakten können ein Vorteil für erfahrene Anleger, jedoch zugleich ein Nachteil für Anfänger sein. Sprich: Futures sollten nur von Händlern mit mehrjähriger Erfahrung am Markt gehandelt werden und selbst dabei sollte man die möglichen Risiken immer sorgfältig kalkulieren.
Vorteile von Futures
Gut für Hedging-Zwecke: Da Futures auch Short gehandelt werden können, können bspw. Indexfutures ein Aktiendepot in fallenden Marktphasen absichern.
Marginhandel: Da für den Handel mit Futures nur die Hinterlegung einer Margin erforderlich ist, kannst du mit Terminkontrakten mehr Geld bewegen, als du tatsächlich verfügst
Diversifikation: Durch die Vielzahl an verschiedenen Futures (Aktien-, Index-, Rohstoff-, Währungsfutures etc.) kannst du dein Depot breit diversifizieren
Risiken von Futures
Erhöhtes Verlustrisiko: Durch die Hebelwirkung - die vor allem von Anfängern häufig unterschätzt wird, kann es zu hohen Verlusten kommen
Marktrisiko: Futures sind anfällig für Marktrisiken, einschließlich unerwarteter Ereignisse und hoher Volatilität.
Höhere Kosten bei längeren Investments: Da Future-Kontrakte alle drei Monate gerollt werden müssen, können längerfristige Investments mit höheren Kosten verbunden sein
Häufig gestellte Fragen zu Futures
Was sind Futures?
Futures sind Terminkontrakte, sie bilden also Derivate auf einen Basiswert. Dieser kann aus Aktien, Rohstoffen, einem Index oder anderem bestehen. Beim Future-Handel verpflichtet sich ein Verkäufer eine Ware, ein Finanzprodukt oder Ähnliches zu einem vorab festgelegten Preis an einem vorab festgelegten Termin zu liefern.
Welche Arten von Futures gibt es?
Es gibt unzählige Futures, auf unzählige Finanzprodukte. Die wichtigsten Kategorien, auf die Terminkontrakte gehandelt werden, sind: Aktien, Rohstoffe, Währungen oder Indizes.
Was ist der große Verfallstag bei Futures?
Der große Verfallstag (auch Hexensabbat genannt) bezeichnet bei Futures den Tag, an dem die Terminkontrakte verfallen. Für Händler bedeutet das, dass sie eine neue Position eingehen müssen oder ihre alte Position glattstellten müssen.
Sind Futures Hebelprodukte?
Der große Verfallstag (auch Hexensabbat genannt) bezeichnet bei Futures den Tag, an dem die Terminkontrakte verfallen. Für Händler bedeutet das, dass sie eine neue Position eingehen müssen oder ihre alte Position glattstellten müssen.