Gesetzliche Krankenversicherung

Die gesetzliche Krankenversicherung – mehr als eine Pflichtversicherung

Anja Glorius
Geschrieben von

Anja Glorius

Aktualisiert am

16. November 2023

mehrWert - Die gesetzliche Krankenversicherung

In Deutschland gilt die Krankenversicherungspflicht: Jede in Deutschland wohnhafte Person muss krankenversichert sein. Dabei sind über 73 Millionen Bürger Mitglied in der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV). Sie bietet dir die wichtigsten Leistungen für den Erhalt deiner Gesundheit und für die Versorgung im Krankheitsfall. Ich zeige dir im Detail, was die GKV leistet, wie hoch die Versicherungsbeiträge sind und worauf du achten solltest.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Hohes Maß an Sicherheit: Gesetzliche Krankenversicherungen sichern dir die wichtigsten Leistungen für den Erhalt deiner Gesundheit – auch in vielen anderen Ländern kannst du mit deiner Krankenkarte medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.

  • Umfassender Leistungskatalog: Über deinen Beitrag, der sich nach deinem Einkommen berechnet, sind umfassende medizinische Leistungen abgedeckt. Dazu zählen unter anderem Behandlungen im Krankenhaus, die Versorgung mit Arzneimitteln, die häusliche Pflege, Rehabilitationsleistungen und psychotherapeutische Behandlungen.

  • Freiwillige Versicherung möglich: Für Selbstständige, Freiberufler, Künstler, Geringverdiener, Erwerbslose, Rentner, Pensionäre und für Beamte ist die GKV freiwillig – allerdings ist man verpflichtet, sich zu versichern, sofern man länger als 6 Monate in Deutschland lebt.

  • Viele Zusatzleistungen: Von Vorsorgeuntersuchungen und Zuzahlungen zu Behandlungen bis hin zu Wahltarifen und Bonusprogrammen bieten dir viele gesetzliche Krankenkassen attraktive Zusatzleistungen an.

  • Unkomplizierter Wechsel: Möchtest du in deiner gesetzlichen Krankenversicherung zu einer anderen Krankenkasse wechseln, gestaltet sich dies für dich unkompliziert. Du musst dich lediglich bei der neuen Krankenkasse anmelden, die sich im Anschluss um alles Weitere kümmert.

Die gesetzliche Krankenversicherung in Deutschland

Die Mehrheit der Deutschen ist in einer der der knapp 100 gesetzlichen Krankenkassen versichert. Entweder als pflichtversichertes Mitglied oder freiwillig versichert. Bei der Entscheidung für eine GKV hast du fast die freie Wahl unter allen Krankenkassen. Einschränkungen gibt es für bestimmte Berufsgruppen oder aufgrund deines Wohnortes.

Die GKV basiert auf dem Solidarprinzip und ist gesetzlich geregelt, sowohl hinsichtlich des Beitrags als auch in Bezug auf die Leistungen. Der Krankenversicherungsbeitrag ist abhängig vom Bruttoeinkommen und ist auf 14,6 Prozent festgeschrieben. Dieser wird zur Hälfte von Arbeitgeber und Arbeitnehmer getragen. Je nach Krankenkasse wird ein individueller Zusatzbeitrag erhoben, der ausschließlich durch den Arbeitnehmer zahlbar ist. Die Spanne beträgt zwischen 0,7 und 1,6 Prozent.

Die Leistungen der gesetzlichen Krankenversicherung sind staatlich geregelt und bei allen Kassen nahezu identisch. Unterschiede gibt es bei den freiwilligen Zusatzleistungen oder Satzungsleistungen. Der Geltungsbereich der GKV erstreckt sich auf die Mitgliedstaaten der Europäischen Union.

Pflichtleistungen der gesetzlichen Krankenversicherungen nach SGB

Das fünfte Buch des deutschen Sozialgesetzbuchs regelt den Leistungsumfang der gesetzlichen Krankenversicherungen eindeutig. Im sogenannten Leistungskatalog sind die wichtigsten Richtlinien für die GKV festgeschrieben. Bist du gesetzlich krankenversichert, kannst du unterschiedliche medizinische Leistungen in Anspruch nehmen.

Dazu gehören unter anderem die folgenden Bereiche:

  • Behandlung im Krankenhaus

  • Häusliche Pflege bei Krankheit

  • Ärztliche und zahnärztliche Leistungen

  • Psychotherapeutische Behandlungen

  • Medizinische Versorgung mit Heil- und Arzneimitteln

  • Rehabilitationsleistungen

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Als gesetzlich Versicherter hast du in Deutschland grundsätzlich Anspruch auf die genannten Leistungen. Dabei spielt es keine Rolle, wie alt du bist oder wie hoch dein Einkommen ist - die Regelleistungen stehen dir zu. Zwar haben die Krankenkassen einen gewissen Spielraum für individuelle Anpassungen, dennoch müssen sich auch diese am Leistungskatalog orientieren.

Zusätzliche freiwillige Leistungen der GKV

Ergänzend zum generellen Leistungskatalog, an den sich alle Krankenkassen halten müssen, gibt es bei der GKV noch weitere optionale Leistungen, die du auf Wunsch abschließen kannst. Damit möchten die gesetzlichen Krankenkassen ein auf die Versicherten maßgeschneidertes Angebot bereitstellen. Zu den wichtigsten Zusatzleistungen zählen dabei die folgenden:

Vorsorgeuntersuchungen

Bei gewissen Erkrankungen kann es lebensrettend sein, wenn diese rechtzeitig erkannt werden. Deshalb bieten dir viele Krankenkassen die Möglichkeit, Vorsorgeuntersuchungen, wie für Brustkrebs oder Hautuntersuchungen, in Anspruch zu nehmen. Einige davon kannst du jedoch meist erst ab einem bestimmten Alter durchführen lassen. Wenn du bestmöglich für deine Gesundheit vorsorgen möchtest, kannst du zudem bei verschiedenen Krankenkassen spezielle Zusatzleistungen beanspruchen. Dazu zählen zum Beispiel regelmäßige Impfungen, wie gegen Grippe. Achten solltest du zudem darauf, ob deine Krankenkasse nur die Kosten für den Impfstoff übernimmt, oder ob sie auch die ärztliche Behandlung bezahlt.

Wahltarife

Immer mehr Krankenkassen bieten ihren Versicherten Wahltarife an. So kannst du zum Beispiel bei vielen Versicherern von Beitragserstattungen profitieren, wenn du über einen längeren Zeitraum keine Leistungen der GKV beansprucht hast. Auch die Übernahme bestimmter rezeptpflichtiger Medikamente ist im Rahmen einiger Wahltarife möglich. Wenn dir diese Leistungen persönlich wichtig sind, solltest du bei einem Vergleich besonders darauf Wert legen.

Bonusprogramme

Mit einem gesunden Lebensstil tust du dir nicht nur selbst Gutes: Du kannst bei einigen Krankenversicherungen sogar bares Geld sparen, wenn du dich fit hältst. Egal, ob du Nichtraucher bist, gesundheitserhaltendes Training betreibst oder auch an Vorsorgeuntersuchen teilnimmst – dafür wirst du von vielen Versicherern belohnt. Diese Belohnungen erhältst du in Form von Zuschüssen zu gewissen Behandlungen oder sogar Sachgeschenken. Hierfür stellt dir deine GKV ein Bonusheft aus, mit dem du Punkte sammeln kannst. Dieses System hat sich bereits bei den Zahnzusatzversicherungen seit vielen Jahren bewährt.

Zuzahlungen und Erstattungen

Zuzahlungen und Erstattungen sind im Rahmen deiner GKV in zwei Aspekten interessant:

Hierzu ein Beispiel:

Einige Krankenkassen tragen teilweise oder auch vollständig die Kosten für eine professionelle Zahnreinigung oder beteiligen sich an den Kosten für alternative Behandlungsarten. Jedoch gibt es oft Unterschiede bei der Obergrenze für die Kostenerstattung. Wenn du verschiedene Versicherer miteinander vergleichst, solltest du auf diesen Aspekt achten.

Das kostet die gesetzliche Krankenversicherung

Der Beitragssatz für die GKV liegt 2023 grundsätzlich bei 14,6 Prozent des Einkommens. Allerdings ist es möglich, dass einzelne Krankenkassen eigene Zusatzbeiträge festlegen, die den Beitrag der gesetzlichen Krankenversicherung noch erhöhen.

Somit liegen die tatsächlichen Krankenkassenbeiträge abhängig vom jeweiligen Bundesland zwischen 14,95 und 17,1 Prozent. Im Durchschnitt beträgt der Zusatzbeitrag in der GKV 2023 etwa 1,6 Prozent. Im Vergleich zum Jahr 2022 ist dieser Wert um 0,3 Prozent angestiegen.

Grund für die Erhöhung: Die Corona-Pandemie hat auch bei den Krankenkassen für schlechte Bilanzen gesorgt, so dass die Kosten für viele Versicherte in den letzten zwei Jahren deutlich angestiegen sind.

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Die GKV im Ausland: Welche Kosten sie übernimmt

In Deutschland genießt du dank der Versicherungspflicht die Sicherheit, keine Angst vor teuren Behandlungskosten haben zu müssen, solltest du einmal erkranken. Doch wie sieht es aus, wenn man im Ausland unterwegs ist – und in welchen Ländern gilt die eigene GKV? Generell ist es so, dass du innerhalb der EU krankenversichert bist, so dass du guten Gewissens ohne Auslandskrankenversicherungen reisen kannst. Außerhalb der EU, wie zum Beispiel in der Schweiz oder in Norwegen, greift dieser Schutz jedoch nicht.

Du hast somit innerhalb Europas die Sicherheit, medizinische Versorgung zu erhalten, deren Kosten über deine GKV abgedeckt sind. Unterschiede kann es aber dennoch geben, da die Leistungen der GKV im Ausland nicht immer dieselben wie in Deutschland sind. Zuzahlungen zu speziellen Behandlungen oder die Inanspruchnahme von Vorsorgeleistungen können im Ausland Kosten verursachen, die du aus eigener Tasche bezahlen musst. Wünschst du dir jedoch einen umfassenden Versicherungsschutz sowie die Option eines Rücktransports in dein Heimatland, musst du eine private Auslandskrankenversicherung abschließen.

Gesetzliche Krankenversicherung als freiwilliges Mitglied

Für jeden, der nicht pflichtversichert ist, aber trotzdem in der GKV bleiben möchte, gilt die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung. Sie kommt allerdings nur zum Tragen, wenn du keinen Anspruch auf eine Familien- oder Pflichtversicherung hast. Weiterhin haben auch dein beruflicher Status sowie dein Einkommen Einfluss darauf.

Für dich ist die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung möglich, wenn du zu den folgenden Personengruppen gehörst:

Selbstständige und Arbeitnehmer

Wenn du als Arbeitnehmer ein Einkommen von mehr als 66.600 Euro pro Jahr hast, liegst du über der Jahresarbeitsentgeltsgrenze (JAEG) und bist von der Versicherungspflicht entbunden. Hier ist von der sogenannten Versicherungspflichtgrenze die Rede. Du kannst in diesem Fall selbst entscheiden, ob du dich freiwillig gesetzlich versichern oder in eine private Krankenversicherung überwechseln möchtest. Auch Selbstständige sowie Freiberufler können sich nach Wunsch zwischen der freiwillig gesetzlichen und privaten Krankenversicherung entscheiden.

Beamte, Rentner und Pensionäre

Mit einem Beamtenstatus kannst du dich grundsätzlich immer für eine freiwillige gesetzliche Versicherung entscheiden. Das ist in der Praxis allerdings selten der Fall. Trittst du nämlich als Beamter einer privaten Krankenversicherung bei, profitierst du von der Beihilfe des Staats, die bis zu 80 Prozent der Kosten für die Krankenversicherung trägt. Deshalb rentiert sich die private Krankenversicherung sowohl für Beamte als auch für Pensionäre viel mehr.

Wenn du in Rente gegangen bist und keine Beihilfe von staatlicher Seite erhältst sowie auch kein Krankenversicherungsmitglied bist, ist die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung meist günstiger. Hier kannst du gegenüber den Beiträgen in der privaten Krankenversicherung viel Geld sparen.

Studenten ab 25 Jahren

Bis zu einem Alter von 25 Jahren bist du als Student über die Familienversicherung deiner Eltern versichert. Im Anschluss kannst du dich über die Pflichtversicherung für Studenten der gesetzlichen Krankenkassen absichern. Diese endet mit dem 30. Lebensjahr oder auch mit dem Erreichen deines 15. Semesters. Möchtest du dich danach weiterhin gesetzlich versichern, kannst du dies freiwillig tun oder auch in die private Versicherung wechseln. Wenn du in Rente gegangen bist und keine Beihilfe von staatlicher Seite erhältst sowie auch kein Krankenversicherungsmitglied bist, ist die freiwillige gesetzliche Krankenversicherung meist günstiger. Hier kannst du gegenüber den Beiträgen in der privaten Krankenversicherung viel Geld sparen.

Künstler

Bist du selbstständig als Künstler tätig, kannst du dich entweder gesetzlich oder auch privat krankenversichern. Du bezahlst in diesem Fall wie auch Pflichtversicherte nur die Hälfte des Beitrags, so wie auch es bei Angestellten üblich ist. Die andere Hälfte der Beiträge übernimmt die Künstlersozialabgabe. Allerdings musst du hierfür der Künstlersozialkasse beigetreten sein.

Geringverdiener und Erwerbslose

Bist du arbeitslos gemeldet und beziehst ALG I oder ALG II oder gehst einem Minijob nach, so unterliegst du der Versicherungspflicht. Deine Beiträge bezahlen während dieser Zeit das Arbeitsamt oder das Jobcenter. Wenn du dich jedoch nicht arbeitslos meldest, kannst du dich freiwillig gesetzlich krankenversichern. Verdienst du weniger als 450 Euro monatlich, ist die gesetzliche Krankenversicherung langfristig allerdings keine günstige Lösung für dich.

So funktioniert der Wechsel in die private Krankenversicherung

Wenn du von deiner GKV in die PKV wechseln möchtest, hast du große Auswahl. Inzwischen gibt es hunderte verschiedene Tarife bei unzähligen Krankenversicherungen. Teilweise gibt es dabei große Unterschiede hinsichtlich der Leistungen und Beiträge, weshalb sich ein ausführlicher Vergleich immer lohnt. Hast du dich einmal für ein Angebot entschieden, musst du in der Regel verschiedene Gesundheitsfragen beim Eintritt beantworten. Wichtig dabei ist, dass alle deine Angaben der Wahrheit entsprechen und du nichts verschweigst. Ansonsten kann es passieren, dass du deinen Versicherungsschutz riskierst.

Auf der sicheren Seite bist du, wenn du dich vor einem Wechsel in die PKV umfassend von einem unabhängigen Experten beraten lässt. So fällt nicht nur die Wahl der richtigen Versicherung einfacher, sondern du bekommst Hilfestellung bei der Suche nach dem passenden Tarif sowie bei der Anmeldung. Allerdings solltest du beachten, dass sich der Wechsel in die private Krankenversicherung für Angestellte in der Regel nicht lohnt: Am ehesten profitieren in finanzieller Hinsicht Beamte davon.

Die gesetzliche Krankenversicherung ist die wichtigste Grundlage für medizinische Versorgung in Deutschland

Die gesetzliche Krankenversicherung bietet alle wichtigen Leistungen, die für den Erhalt deiner Gesundheit bzw. medizinisch notwendig sind: Behandlungen beim Arzt, Operationen oder auch die Versorgung mit Arzneimitteln werden über sie abgedeckt. Wünschst du dir allerdings noch einige Extras, kannst du auf Wunsch Zusatzversicherungen hinzubuchen. Die GKV ist für die meisten Arbeitnehmer die klassische Versicherung und ist darüber hinaus auch für Selbstständige mit Vorerkrankungen sinnvoll. Für gesunde Selbstständige mit hohem Einkommen und Kinderlose kann jedoch die private Krankenversicherung die bessere Wahl sein.

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Häufig gestellte Fragen zur gesetzlichen Krankenversicherung

Was muss bei der Kündigung beachtet werden?

Möchtest du zu einer anderen Krankenkasse wechseln, ist es seit 2021 nicht mehr nötig, bei deinem bisherigen Versicherer zu kündigen. Dies übernimmt deine neue Krankenkasse für dich. Diese kannst du selbst auswählen. Nachdem du den Antrag für die Mitgliedschaft beim neuen Versicherer gestellt hast, wird sich dieser um alles Weitere kümmern. Du wirst schriftlich darüber informiert, wenn der Wechsel vollzogen ist und erhältst dann auch eine neue Versichertenkarte.

Wie lange muss man Mitglied bei einer Krankenkasse bleiben?

Die meisten Krankenkassen schreiben eine Mindestdauer von 12 Monaten vor, wenn es um die Mitgliedschaft geht. Damit soll vermieden werden, dass Mitglieder kurzfristig zu anderen Kassen wechseln, wenn sie mit den Leistungen ihres Versicherers nicht zufrieden sind. Daher ist es umso wichtiger, dass du dir den Leistungskatalog deiner neuen Krankenkasse genau ansiehst, wenn du einen Wechsel planst.

Gibt es Wartezeiten bei der gesetzlichen Krankenkasse?

Es spielt keine Rolle, ob du gesund bist oder nicht oder wie lange du schon Mitglied bist – bei der gesetzlichen Krankenversicherung gibt es grundsätzlich keine Wartezeit. Sobald du dich bei einem Versicherer angemeldet hast, kannst du auch die entsprechenden Leistungen nutzen und ganz normal zum Arzt gehen.