Nachhaltige Geldanlage
So verbindest du Rendite und Verantwortung
mehrWert Redaktion
16. November 2023
Bei Geldanlagen kommt es vielen Menschen neben einer attraktiven Rendite auch darauf an, einen Beitrag zum Klimaschutz oder für ethische und soziale Belange zu leisten. Sie möchten sich gezielt für nachhaltige Geldanlagen entscheiden und Unternehmen unterstützen, die sich Gedanken über Umweltschutz, Ressourcenschonung und faire Produktions- und Arbeitsbedingungen machen. Worauf du achten solltest, wenn du grün investieren möchtest, zeigen wir dir jetzt.
Was sind nachhaltige Geldanlagen?
Legst du dein Geld an, möchtest du vielleicht, dass dir die angelegte Geldsumme über einen längeren Zeitraum sicher erhalten bleibt. Alternativ dazu kannst du aber auch höhere Anlagerisiken in Kauf nehmen und auf attraktive Zinsen und Renditen hoffen. Neben Zinsen, Renditen oder Werterhalt deines Kapitals kann aber noch ein weiterer Punkt eine Rolle bei der Entscheidung für eine bestimmte Anlageform spielen: die Nachhaltigkeit. Wie wichtig Nachhaltigkeit vielen Menschen ist, zeigt die Entwicklung nachhaltiger Investmentfonds in den letzten Jahren:
Nachhaltigkeit war bisher kein klassisches Kriterium zur Beurteilung einer Geldanlage. Mittlerweile entscheiden sich aber immer mehr Menschen dafür, mit ihrem Kapital nachhaltig handelnde Unternehmen zu unterstützen und gezielt in diese zu investieren.
Nachhaltige Geldanlagen sind dabei solche, die gezielt in Unternehmen fließen, die sich gegen klimaschädliche Arbeits- und Verhaltensweisen, gegen Kinderarbeit, unfaire Arbeitsbedingungen und für Ressourcenschutz entschieden haben. Das bedeutet: Investierst du nachhaltig, unterstützt du gezielt Firmen mit grünen oder hohen ethischen Standards.
Was macht eine nachhaltige Geldanlage aus?
Prinzipiell gibt es (noch) keine einheitlichen Standards für nachhaltige Geldanlagen. Darum kann jeder Anbieter selbst festlegen, was er unter Begriffen wie “sozial”, „ökologisch“ oder „grün“ versteht und entsprechende Namenszusätze vergeben. Um einschätzen zu können, ob eine Geldanlage deinem Verständnis von Nachhaltigkeit entspricht, solltest du dich daher genau über das Produkt informieren.
Eine Hilfestellung beim nachhaltigen Investieren geben dir außerdem einige Fonds und Indizes. Sie nehmen Unternehmen, die in kritischen Branchen tätig sind (etwa Kriegswaffen, Alkohol oder gentechnisch veränderte Lebensmittel), gar nicht erst auf. Außerdem müssen sich die für den Fonds oder Index infrage kommenden Unternehmen an relativen Nachhaltigkeitskriterien untereinander messen lassen.
In die Indizes oder Fonds aufgenommen werden dann nur die Unternehmen, welche die – vergleichsweise – besten Ergebnisse einer Branche vorweisen können. Diese Vorgehensweise wird „Best in Class“-Ansatz genannt.
Welche Unternehmen zu den nachhaltigsten ihres Bereiches zählen, wird von Analysten oder spezialisierten Ratingagenturen ermittelt. Sie bewerten Unternehmen nach ökologischen und gesellschaftspolitischen Gesichtspunkten sowie nach Kriterien der Unternehmensführung. Die verwendeten Bewertungskriterien sind als sogenannte ESG-Kriterien bekannt.
Was sind ESG-Kriterien?
Die Abkürzung ESG steht für die Begriffe Environment, Social und Governance. Im Rahmen des ESG-Ratings wird also beurteilt, wie nachhaltig Unternehmen in den Bereichen Umwelt, Sozialem und Unternehmensführung agieren. Bei der Bewertung dieser Kriterien legen Analysten und Ratingagenturen die Umweltziele der EU-Taxonomie-Verordnung zugrunde. Das sind:
Klimaschutz und Anpassung an den Klimawandel
Nachhaltige Ressourcennutzung und Gewässerschutz
Abfallvermeidung und Recycling
Vermeidung und Reduktion von Umweltverschmutzung
Schutz vorhandener, gesunder Ökosysteme
Neben Umweltzielen spielt im Rahmen des ESG-Ratings außerdem verantwortungsvolles unternehmerisches Handeln eine Rolle. Das bedeutet insbesondere, dass Unternehmen Menschenrechte achten, Korruption bekämpfen und sich an die Grundsätze eines fairen Wettbewerbs sowie an Steuervorschriften halten müssen.
Das ESG-Rating ist nicht unumstritten
Die genannten ESG-Kriterien sind nicht einheitlich festgeschrieben und geregelt. Das bedeutet: Ratingagenturen haben bei der Bewertung von Geldanlagen und Unternehmen viel Interpretationsspielraum. Anleger können daher nicht immer nachvollziehen, warum in einem als nachhaltig geltenden Fonds genau die jeweils ausgewählten Aktien vertreten sind.
Oft hängt das damit zusammen, dass die Bewertung von Nachhaltigkeit von persönlichen Wertvorstellungen abhängt: Während Unternehmen, die im Bereich der Atomkraft tätig sind, für manche Menschen als nachhaltig gelten können, haben andere hierzu eine gegensätzliche Meinung.
Möchtest du wirklich nachhaltig investieren, solltest du dich daher über gewählte, als nachhaltig geltende ETFs und andere Anlageformen genau informieren. So kannst du sicherstellen, dass deine Geldanlage deinen Nachhaltigkeitsvorstellungen wirklich entspricht. Darüber hinaus kannst du dich – neben der ESG- – auch an der ESGI-Bewertung von Dr. Andreas Beck und Lucas von Reuss orientieren.
Das ESGI-Rating ist ein neues Bewertungssystem, das ESG erweitert. Es bezieht neben den ESG-Kriterien auch den Bereich “Innovation” oder “Impact” mit in die Bewertung ein. So werden Unternehmen und Anlageformen ausgewiesen, die nicht nur die Ist-Vorgaben im Bereich Nachhaltigkeit einhalten, sondern auch aktiv in grünen Fortschritt und nachhaltige Patente und Weiterentwicklungen investieren.
Sind nachhaltige Geldanlagen risikofrei?
Geldanlagen sind nicht sicherer, bloß weil sie sozial und ökologisch vertretbar konzipiert sind. Auch sagt die Nachhaltigkeit nichts über die Börsenperformance einer Geldanlage aus. Vielmehr hängt das Risiko stets von deiner gewählten Anlageform ab:
Entscheidest du dich für ein nachhaltiges Investment in Form einer Beteiligung an großen Projekten wie Solar- oder Windparks oder solchen zur Aufforstung von Wäldern, ist deine Geldanlage eher riskant. Möchtest du deine Risiken minimieren, sollten solche Investments daher nicht im Zentrum deiner Geldanlage stehen.
Sicherer ist eine Investition in breit gestreute Aktienfonds. Mit ihrer Hilfe kannst du dich ebenfalls an nachhaltig wirtschaftenden Unternehmen beteiligen. Allerdings verteilst du dein Anlagerisiko dabei auf verschiedene Unternehmen und Branchen. Eine besonders unkomplizierte und günstige Investitionsmöglichkeit für Privatanleger sind börsengehandelte Aktien-Indexfonds (sogenannte ETFs), die nachhaltig ausgerichtet sind. Sie folgen ethischen Kriterien, sind kostengünstig und halten dein Investitionsrisiko moderat.
Eine weitere Möglichkeit, dein Geld nachhaltig anzulegen, kann ein Tagesgeldkonto bei einer nachhaltig agierenden Bank sein. Hier gehst du quasi keinerlei Risiko ein – du kannst aufgrund des niedrigen Zinsniveaus aber auch mit keinen nennenswerten Erträgen rechnen.
Muss der Anlageberater nachhaltige Geldanlagen anbieten?
Sind dir soziale und ökologische Aspekte im Zusammenhang mit deiner Geldanlage wichtig, kannst du das deinem Anlageberater mitteilen. Ist ihm dein Anlageziel bekannt, muss er dieses bei seiner Empfehlung berücksichtigen. Übrigens: Hast du bereits eine Geldanlage in Form einer Riester-Rente oder eine Rürup-Rente, muss dich dein Anbieter einmal pro Jahr schriftlich darüber informieren, ob und in welchem Umfang er soziale, ethische oder ökologische Belange bei der Anlage deiner eingezahlten Beiträge berücksichtigt. Das ist durch das Altersvorsorgeverträge-Zertifizierungsgesetz vorgeschrieben.
Häufig gestellte Fragen zu nachhaltiger Geldanlage
Wie kann ich nachhaltig Geld anlegen?
Möchtest du dein Geld nachhaltig investieren, hast du verschiedene Möglichkeiten. Die gerade unter Privatanlegern gängigste nachhaltige Anlageform sind Fonds. Wie der Fonds dein Geld investieren darf, legt dein Fondsanbieter fest. Er kann beispielsweise festlegen, dass ausschließlich in Aktien von Unternehmen, die in nachhaltigen Tätigkeitsbereichen aktiv sind, oder in Anleihen nachhaltig ausgerichteten Staaten investiert wird.
Wie investiere ich nachhaltig?
Besonders einfach und günstig kannst du dein Geld nachhaltig anlegen, indem du in entsprechende ETFs, also börsengehandelte Indexfonds, investiert. Alternativ kannst du dein Geld auch in nachhaltige Investmentfonds oder den Direktkauf von Aktien nachhaltig ausgerichteter Unternehmen investieren.
Warum eine nachhaltige Geldanlage wählen?
Bei einer nachhaltigen Geldanlage leihst du dein Geld gezielt solchen Unternehmen, die ein gutes soziales und ökologisches Gewissen haben. Langfristig kannst du durch diese Anlageentscheidungen potenzielle soziale und ökologische Risiken, die in konventionellen Unternehmen “schlummern” können, minimieren.