Rechtsschutzversicherung
Deine Absicherung im Streitfall
mehrWert Redaktion
31. Oktober 2023
Musst du dein Recht vor Gericht oder mithilfe eines Anwalts durchsetzen, übernimmt deine Rechtsschutzversicherung die anfallenden Kosten. Rechtlichen Auseinandersetzungen mit deinem Vermieter, Arbeitgeber oder mit Behörden siehst du so gelassener entgegen. Welche Kosten eine Rechtsschutzversicherung trägt und ob sich die Versicherung für dich lohnt, zeigen wir dir hier.
Was ist eine Rechtsschutzversicherung?
Deine Rechtsschutzversicherung trägt die Kosten gerichtlicher und außergerichtlicher Rechtsverfolgung. Das bedeutet: Sie übernimmt deine Anwaltskosten, wenn du dich vor Gericht oder außergerichtlich vertreten lässt. Außerdem kommt sie für Kosten auf, die rund um einen Gerichtsprozess anfallen und trägt deine Kosten, falls du vor Gericht unterliegst.
Bedenke bitte: Deine Versicherung kommt nicht für alle anfallenden Rechtsverfolgungskosten auf. Vielmehr findet eine Kostenübernahme nur in den von deinem Tarif umfassten Rechtsbereichen statt.
Warum ist eine Rechtsschutzversicherung sinnvoll?
Kommt es zu einer Auseinandersetzung vor Gericht, fallen hohe Kosten. Unterliegst du vor Gericht etwa im Zusammenhang mit einer Räumungsklage wegen Eigenbedarfs, fallen (je nach Streitwert) Gerichts- und Anwaltskosten in Höhe von rund 4.000 Euro an. Verlierst du den Prozess, musst du diese Kosten selbst tragen – jeder Rechtsstreit bedeutet darum für dich ein gewisses Kostenrisiko. Eine Rechtsschutzversicherung hilft dir dabei, dein Recht trotzdem beruhigt wahrzunehmen.
In den versicherten Rechtsbereichen übernimmt die Versicherung neben notwendigen Anwaltskosten:
Gerichtskosten
die Kosten deines Prozessgegners, falls du vor Gericht verlierst
Gebühren, die für Sachverständige und Zeugen anfallen
Fahrt- und Übersetzungskosten
Strafkaution (als zinsloses Darlehen)
Die anfallenden Kosten trägt die Versicherung komplett oder bis zu einer vereinbarten Höchstsumme. Ist eine Höchstsumme vereinbart, beträgt diese oft zwischen 3.000 und 6.000 Euro jährlich oder pro Schadensfall. Zudem bieten dir die meisten Versicherer die Möglichkeit, dich per Telefon von Rechtsexperten beraten zu lassen. Die Hotlines sind meist rund um die Uhr erreichbar.
Schließt du eine Rechtsschutzversicherung ab, sicherst du dir nicht nur kompetente Rechtsberatung. Vielmehr sicherst du dir außerdem die Möglichkeit, dein Recht vor Gericht durchzusetzen, ohne dich vor den finanziellen Risiken eines Prozesses fürchten zu müssen.
Welche Leistungen erbringt eine Rechtsschutzversicherung?
Deine Rechtsschutzversicherung übernimmt Kosten rund um rechtliche Streitigkeiten in den Rechtsbereichen, die von deinem Versicherungstarif umfasst sind. Die wichtigsten Bereiche, für die du eine entsprechende Versicherung abschließen kannst, sind: Berufsrechtsschutz, Privatrechtsschutz und Verkehrsrechtsschutz.
Schließt du eine Versicherung für den Bereich Privatrechtsschutz ab, trägt dein Versicherer die Kosten, die rund um Streitigkeiten im privaten Umfeld anfallen. Typische Streitigkeiten im privaten Bereich sind etwa solche rund um Onlinekäufe, mangelhafte Reparaturen, Streitfälle mit Versicherungsgesellschaften, in der Nachbarschaft oder mit dem Vermieter.
Schließt du eine Berufsrechtsschutzversicherung ab, trägt dein Versicherer die Kosten, die rund um Streitigkeiten mit deinem Arbeitgeber anfallen. Typische Streitigkeiten sind in diesem Zusammenhang beispielsweise Kündigungsschutzklage oder solche, die sich gegen fehlerhafte Gehaltsabrechnungen und ungerechtfertigte Abmahnung richten.
Schließt du eine Verkehrsrechtsschutzversicherung ab, trägt dein Versicherer die Kosten, die durch die Teilnahme am Straßenverkehr entstehen. Typische Streitigkeiten sind das Vorgehen gegen ungerechtfertigte Punkte oder Schadensersatzforderungen nach einem Unfall.
Wer braucht eine Rechtsschutzversicherung?
Ob sich eine Rechtsschutzversicherung für dich lohnt, hängt von deiner individuellen Situation ab. Stelle dir daher die Frage, ob und in welchen Lebensbereichen rechtlicher Ärger auf dich zukommen kann. Fährst du täglich mit dem Auto oder drohen rechtliche Streitigkeiten rund um deinen Arbeitsplatz? Dann kann es sinnvoll sein, einen Verkehrs- oder Arbeitsrechtsschutz abzuschließen. Besitzt du hingegen kein Auto und hast einen sicheren Arbeitsplatz und einen fairen Arbeitgeber, lohnt sich der Versicherungsschutz weniger.
Wann leistet eine private Rechtsschutzversicherung nicht?
Deine Rechtsschutzversicherung erstattet die Kosten für vertraglich vereinbarte Streitigkeiten. Trotzdem ist sie im Zusammenhang mit den versicherten Auseinandersetzungen kein Rundum-sorglos-Paket. Bestand der Konflikt, der angefallene Kosten ausgelöst hat, bereits vor Abschluss des Versicherungsvertrags, leistet der Versicherer nicht.
Zudem musst du etwa drei Monate warten, bevor du Versicherungsleistungen in Anspruch nehmen kannst. Die Wartezeit soll den Versicherer davor schützen, dass du die Versicherung erst abschließt, wenn sich Kosten und Rechtsstreitigkeiten angekündigt haben. Nur im Zusammenhang mit Verkehrsunfällen steht dir deine Rechtsschutzversicherung ohne Wartezeit zur Seite.
Beachte bitte, dass es Fälle gibt, in denen Rechtsschutzversicherungen grundsätzlich nicht zahlen. Das sind:
die Abwehr von Schadensersatzansprüchen aufgrund von Vertragsverletzung
Streitigkeiten aus den Bereichen Bauen, Baufinanzierung sowie Haus-, Wohnungs- und Grundstückseigentum
Streitigkeiten rund um Marken-, Urheber- und Patentrechte
vorsätzliche Straftaten
Rechtliche Auseinandersetzungen rund um spekulative Kapitalanlagen, Spiel- und Wettverträge
Streitigkeiten im Zusammenhang mit gewerblicher oder selbstständiger Tätigkeit
außergerichtliche Auseinandersetzungen mit dem Sozial- oder Finanzamt
In welchen Fällen der Versicherungsschutz ausgeschlossen ist, kann von Versicherer zu Versicherer variieren. Schaue dir die Versicherungsbedingungen daher genau an und überlege, welches Angebot zu dir passt. Mein Team und ich helfen dir gerne beim Vergleich verschiedener Rechtsschutz-Angebote.
Was kostet eine Rechtsschutzversicherung?
Was deine Rechtsschutzversicherung kostet, hängt davon ab, welches Versicherungspaket du wählst. Einen Verkehrsrechtsschutz-Tarif bekommst du schon für rund 70 Euro jährlich. Entscheidest du dich für eine Rechtsschutzversicherung, die mehrere Bereiche (Berufs-, Privat-, Verkehrs- und Strafrechtsschutz) abdeckt, kostet die Versicherung mindestens 200 Euro im Jahr. Dabei gilt: Je mehr Rechtsbereiche die Versicherung abdeckt, desto teurer ist sie.
Den passenden Tarif finden – das solltest du beachten
Hast du dich dafür entschieden, eine Rechtsschutzversicherung abzuschließen, ist es wichtig, die Tarife mehrerer Anbieter zu vergleichen. Den einen Tarif, der zu allen Versicherten passt, gibt es nämlich nicht. Achte bei deiner Auswahl auf die Tarifdetails, die dir persönlich wichtig sind. Entscheide dich aber nicht für den erstbesten Anbieter, der deine Tarifanforderungen erfüllt – achte vielmehr auch auf folgende Punkte:
Geltungsbereich – Wähle einen Tarif, dessen Schutz im EU-Ausland und für begrenzte Zeit weltweit gilt. So bist du auch auf Reisen gut geschützt
Mediationskosten – Nicht alle Streitigkeiten enden vor Gericht. Wähle darum einen Tarif, der auch für die Kosten außergerichtlicher Mediationsverfahren aufkommt. Die Versicherung sollte mindestens 3.000 Euro für Mediationsverfahren zahlen. Das erlaubt dir, Streitigkeiten schneller und ohne Gerichtsverfahren beizulegen
Kostenlose Telefonberatung – Entscheide dich für einen Tarif, der eine kostenlose Telefonberatung zu den versicherten Rechtsgebieten beinhaltet. So erhältst du schnell kompetente Hilfe, falls rechtliche Probleme auftauchen
Geringe Selbstbeteiligung – Achte darauf, dass dein gewählter Tarif eine Selbstbeteiligung von höchstens 250 bis 300 Euro vorsieht. Eine Selbstbeteiligung senkt den Versicherungsbeitrag. Sie sollte allerdings niedrig genug sein und dich im Streitfall nicht von der Rechtsverfolgung abhalten
Versicherter Personenkreis – Prüfe, ob ein Familienvertrag für dich eine Alternative ist. Familientarife erlauben es dir, Ehe- oder Lebenspartner und minderjährige Kinder kostengünstig mitzuversichern
Kurze Wartezeit – Achte darauf, dass dein Tarif eine möglichst kurze Wartezeit vorsieht. Je kürzer die Wartezeit, desto schneller nach Vertragsschluss kannst du Leistungen der Versicherung in Anspruch nehmen
Gibt es Alternativen zu einer Rechtsschutzversicherung?
Entscheidest du dich gegen eine Rechtsschutzversicherung, bist du im Zusammenhang mit vielen Rechtsstreitigkeiten nicht schutzlos. Zwar bieten die Alternativen nicht den umfassenden Schutz einer Rechtsschutzversicherung – sind im Ernstfall aber eine echte Erleichterung:
Bist du Mieter, hilft dir der Mieterverein rund um Mietrechtsfragen weiter. Für einen Mitgliedschaftsbeitrag von 50 bis 100 Euro erhältst du hier eine Rechtsschutzversicherung für den Bereich des Mietrechts. Diese kommt bei Problemen mit dem Vermieter für deine Rechtsberatung auf und finanziert die notwendige Hilfe zur Durchsetzung deiner Rechte
Bist du Haus- oder Wohnungseigentümer, kommt für dich eine Mitgliedschaft im Grundeigentümerverein infrage. Dieser Verein bietet Rechtsberatung und rechtliche Vertretung rund um deine Immobilie
Bist du Gewerkschaftsmitglied, kannst du bei Problemen rund um dein Arbeitsverhältnis auf den Rechtsschutz deiner Gewerkschaft zurückgreifen
Geht es um Schadensersatzansprüche gegen dich, können diese über deine private Haftpflichtversicherung abgewickelt werden
Hast du ein geringes Einkommen, kannst du bei gerichtlichen Streitigkeiten auf Prozesskostenhilfe zurückgreifen. Weitere Informationen hierzu und zu der Möglichkeit, eine kostenlose Rechtsberatung bei außergerichtlichen Auseinandersetzungen in Anspruch zu nehmen, erhältst du bei deinem zuständigen Amtsgericht
Häufig gestellte Fragen zur Rechtsschutzversicherung
Wie viel kostet eine Rechtsschutzversicherung im Jahr?
Eine Rechtsschutzversicherung, welche die Bereiche Privat, Beruf und Verkehr abdeckt, kostet etwa 200 Euro jährlich. Rechtsschutzversicherungen, die nur einen Rechtsbereich umfassen, sind bereits ab 70 Euro pro Jahr zu haben. So kompensiert die Versicherung den Ausfall deines Lohns bzw. Gehalts.
Was deckt die Rechtsschutzversicherung ab?
Deine Rechtsschutzversicherung kommt für Gebühren deines Rechtsanwalts sowie des Gerichts, für Zeugenentschädigungen, Sachverständigenkosten sowie Gerichtsvollzieherkosten auf. Außerdem übernimmt sie Reisekosten zu ausländischen Gerichten.
Was deckt die Rechtsschutzversicherung nicht ab?
Rechtsschutzversicherungen kommen für Familien-, Erb- und Baurechtsstreitigkeiten, Geldstrafen oder das Abwehren von Schadensersatzansprüchen regelmäßig nicht auf.