ESG - Was bedeutet das?
Durch ESG soll nachhaltige Geldanlage gefördert werden
mehrWert Redaktion
12. Dezember 2023
Die Welt befindet sich im Wandel und ist mit verschiedenen Krisen konfrontiert. Insbesondere die Klimakrise zwingt dazu, in vielen Lebensbereichen vorausschauender und nachhaltiger zu handeln. Nachhaltigkeit und Klimaschutz spielen darum längst nicht mehr nur bei alltäglichen Verrichtungen wie dem Einkaufen oder Heizen eine Rolle. Nachhaltigkeit ist heute auch im Finanzbereich angekommen. Geht es um Investitionen, wird daher der Terminus ESG immer wichtiger. Was sich hinter der Abkürzung verbirgt und warum ESG heute für alle Unternehmen wichtig ist, erfährst du jetzt.
ESG: dafür steht die Abkürzung
Die Abkürzung ESG meint einen Standard, der sich heute für nachhaltige Geldanlagen etabliert hat. Die drei Buchstaben stehen für drei nachhaltigkeitsbezogene Bereiche, an denen sich messen lässt, wie nachhaltig Firmen, Fonds oder andere Geldanlagen wirtschaften:
Das „E“ steht für Environment (Umwelt)
Das „S“ steht für Social (Soziales)
Das „G“ steht für Governance (Führung – hier: Unternehmensführung)
Jeder Buchstabe steht für verschiedene Kriterien und Eigenschaften, die eine Firma, ein Fonds oder eine andere Geldanlage aufweisen muss, um als nachhaltig gelten zu können. Wie nachhaltig das Unternehmen oder der Fonds ist, wird anhand dieser ESG-Kriterien gemessen und in Form von ESG-Ratings ausgedrückt. Auf diese Weise soll es Anlegern möglich werden, gezielt nachhaltig zu investieren und ihr Kapital den Unternehmen zur Verfügung zu stellen, die sich dem Thema Nachhaltigkeit in besonderem Maße verschrieben haben.
Die drei Nachhaltigkeitskriterien im Detail
Das Akronym “ESG” setzt sich aus den drei englischen Begriffen Environment, Social und Governance zusammen. Daran, wie sich Unternehmen oder Fonds in diesen drei Bereichen verhalten, lässt sich ablesen, wie nachhaltig sie sind. Insbesondere für Großinvestoren sowie institutionelle Anleger spielt Nachhaltigkeit bei ihren Investitionen eine immer bedeutendere Rolle. Doch was genau verbirgt sich hinter den drei nachhaltigkeitsbezogenen Verantwortungsbereichen?
Environment: In diesem Bereich wird berücksichtigt, ob und welche Strategie ein Unternehmen zum Klimaschutz verfolgt, wie schonend das Ressourcenmanagement ausfällt und inwieweit der Einsatz erneuerbarer Energien eine Rolle spielt. Außerdem werden Luft- und Abwasseremissionen berücksichtigt
Social: In diesem Bereich wird berücksichtigt, wie gerecht die Arbeitsbedingungen in einem Unternehmen sind, ob es Menschenrechte achtet und den Arbeitnehmern Zugang zu Weiterbildungen ermöglicht. Außerdem spielen Investitionen in die Arbeitsplatzsicherheit und die Mitarbeitergesundheit eine Rolle
Governance: In diesem Bereich wird berücksichtigt, ob Korruption und wettbewerbswidriges Verhalten in einem Unternehmen ausgeschlossen sind. Darüber hinaus spielen Risikomanagement und Steuertransparenz eine Rolle
Die folgende Grafik verdeutlicht die ESG-Kriterien:
Wer überprüft die ESG-Kriterien?
Obwohl der Begriff der Nachhaltigkeit in der Finanzbranche nicht eindeutig definiert ist, sind börsennotierte Unternehmen in Europa heute dazu verpflichtet, in regelmäßigen Abständen Nachhaltigkeitsberichte anzufertigen. Die Berichte werden üblicherweise als Bilanzanhang und in Form eines sogenannten Lageberichts vorgelegt. Der Lagebericht dient als Grundlage zur Prüfung der ESG-Kriterien.
Übernommen wird die konkrete Prüfung der ESG-Kriterien anhand der vorgelegten Berichte durch sogenannte Ratingagenturen. Die Agenturen tragen außerdem Informationen zu Umweltschutz, sozialen Aspekten und der Unternehmensführung zusammen. Außerdem gibt es Agenturen, die sich auf ESG-Nachhaltigkeitskriterien spezialisiert haben. Sie sammeln Informationen zu Konzernen und stellen Fondsgesellschaften, Banken und institutionellen Anlegern angefertigte Berichte zur Verfügung.
Um die durch die Agenturen gesammelten Daten vergleichbar zu machen, werden außerdem sogenannte ESG-Scores erstellt. Sie machen es möglich, Länder und Unternehmen bezüglich der ESG-Kriterien miteinander zu vergleichen. Deutsche Unternehmen, die Nachhaltigkeitsstandards einhalten, findest du im Deutschen Nachhaltigkeitskodex (kurz DNK genannt).
Wozu dient das ESG-Rating?
Die Berichterstattung und Bewertung dienen zum einen dazu, ethischen Ansprüchen im Rahmen von Investments gerecht zu werden. Zum anderen müssen und wollen Unternehmen aber auch rechtlichen und wirtschaftlichen Anforderungen genügen:
Ausgehend von den durch die Vereinten Nationen aufgestellten 17 Sustainable Development Goals (SDG) zur nachhaltigen Entwicklung sowie dem European Green Deal sind Unternehmen mit einigen Gesetzen und Verordnungen rund um das Thema ESG konfrontiert: Zu nennen sind in diesem Zusammenhang die Non-Financial Reporting Directive (NFRD), die Corporate Sustainability Reporting Directive (CSRD) und das Lieferantensorgfaltspflichtengesetz (kurz Lieferkettengesetz).
Während es sich bei der NFRD um eine Richtlinie zur nichtfinanziellen Berichterstattung innerhalb der EU handelt, ist die CSRD eine Erweiterung der Nachhaltigkeitsberichterstattungspflicht, die quasi alle großen Unternehmen dazu verpflichtet, zu ESG-Kriterien Stellung zu beziehen. Das Lieferkettengesetz hingegen soll einen rechtlichen Rahmen schaffen, um Menschenrechte und die Umwelt entlang globaler Lieferketten besser zu Schützen. Es verpflichtet Unternehmen, sich über Arbeits- und Produktionsbedingungen zu informieren, die bei ihren ausländischen Zulieferern bestehen.
Konkret bedeutet das: Große Unternehmen sind heute dazu verpflichtet, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen offenzulegen. Um in diesem Zusammenhang eine gute Bewertung und damit das ESG-Label zu erhalten, sind sie gezwungen, ihre Nachhaltigkeitsbemühungen zu steigern. Anderenfalls könnten sich Anleger, die Wert auf Nachhaltigkeit legen, von ihnen abwenden.
Wie entwickeln sich nachhaltige ESG-Anlagen?
Der im Jahr 2015 festgelegte 17-Punkte Plan der Vereinten Nationen, die Sustainable Development Goals (SDG), wurden von etwa 200 Staaten als Zielvereinbarung im Kampf gegen Armut und Hunger und für ein nachhaltigeres Wirtschaften unterzeichnet. Unternehmen, die ihre Strategie bereits an den Zielsetzungen des SDG ausgerichtet haben und die ESG-Kriterien erfüllen, profitieren von dieser Entscheidung. Schließlich ist das Bewusstsein für Nachhaltigkeit bei Anlegern und der breiten Bevölkerung angekommen. Dementsprechend steigt die Nachfrage nach Investitionsprodukten, die sozial-, ökologisch- und ökonomisch vertretbares Handeln vereinen.
Das gesteigerte Interesse am nachhaltigen Investieren in Aktien, Derivate und Fonds hat konkrete Folgen für Anleger. Die Nachfrage nach ESG-Investments steigt stetig. Selbstverständlich wirkt sich das auch auf den Konzernumsatz nachhaltig wirtschaftender Unternehmen und damit auf den Aktienmarkt aus: Ist die Nachfrage nach ESG-Investments groß, profitierst du als Anleger von steigenden Kursen und Dividenden.
Für welche Unternehmen ist ESG relevant?
Die ESG-Kriterien sind quasi für alle börsennotierten Unternehmen relevant. Das hat folgenden Grund: Seit August 2022 müssen Finanzvertriebsunternehmen wie etwa Banken im Rahmen der Anlageberatung und Portfolioverwaltung die Nachhaltigkeitspräferenzen von Anlegern abfragen. Das bedeutet: Möchtest du dein Geld anlegen, muss dich beispielsweise dein Bankberater danach fragen, ob du dein Geld nachhaltig investieren möchtest. Bejahst du die Frage, schlägt er dir Investmentprodukte vor, die ESG-Kriterien erfüllen.
Für Unternehmen bedeutet das: Unternehmen, die Nachhaltigkeit in den Vordergrund stellen, haben bei Anlegern, für die neben der Rendite auch die Verantwortung für die Umwelt und das Gemeinwohl eine Rolle spielen, einen Vorteil. Fragen Banken und anderen Finanzvertrieben die Nachhaltigkeitspräferenzen ab und spielt Nachhaltigkeit für den Anleger eine Rolle, werden Investitionen in ESG-Unternehmen anschließend konkret empfohlen. Das verschafft den empfohlenen Unternehmen einen Vorteil.
Diese Kritik gibt es an ESG
Die Idee hinter ESG-Anlagen ist es, nachhaltiges Investieren für jedermann möglich zu machen. Die Bewertung von Unternehmen entlang bestimmter Nachhaltigkeitskriterien soll es leichter machen, Investitionsmöglichkeiten zu finden, die mit Umweltschutz und der Achtung von Menschenrechten in Einklang stehen. Allerdings gibt es auch Kritik am ESG-Bewertungsansatz.
Grund für die Kritik ist insbesondere, dass der Begriff der Nachhaltigkeit in der Finanzbranche nicht eindeutig definiert ist. Fondsanbieter haben daher bei der Anwendung der ESG-Kriterien quasi freie Hand – ein Standardbewertungssystem gibt es schließlich nicht.
Von NGOs und Finanzexperten wird außerdem bemängelt, dass fehlende gesetzliche Regelungen dafür sorgen, dass Ratingagenturen ihre eigenen Kriterien schaffen und so sogar Anbieter aus der Öl- und Gasindustrie als “grüne Anlageprodukte” gelten können. Das heißt: Auch ESG-Fonds sind nicht immer unbelastet und zwingend “grün”. Es gibt sogar Fälle, in denen sie etwa gegen das Verbot von Waffenhandel verstoßen.
Außerdem solltest du bedenken: Entscheidest du dich für eine ESG-Anlage, investierst du in Unternehmen, die eine nachhaltigere Unternehmens- und Produktpolitik verfolgen. Das bedeutet allerdings nicht, dass du auch in die Zukunft investierst. Schließlich steht das ESG-Label für Nachhaltigkeit – nicht zwingend aber für Innovation und Wachstum. Anders sieht das bei mit dem ESGI-Label ausgezeichneten Unternehmen aus. Das ESGI-Label erhält nämlich nur, wer auch auf grüne Patente setzt.
Häufig gestellte Fragen zu ESG
Was versteht man unter ESG?
ESG ist eine englische Abkürzung und steht für Environmental, Social and Governance – also für Umwelt, Soziales und Unternehmensführung. Als Label wird ESG heute solchen Unternehmen und Geldanlagen zugeordnet, die als ökologisch nachhaltig, sozial verträglich und transparent geführt gelten.
Warum ESG-Investments wählen?
ESG-Geldanlagen sind so konzipiert, dass sie einen Beitrag zu Umweltzielen leisten und faire Arbeitsbedingungen fördern. Insbesondere verfolgen sie Ziele wie Klimaschutz, nachhaltige Ressourcennutzung, Anpassung an den Klimawandel und den Schutz vorhandener Ökosysteme.
Für was steht ESG?
Die Abkürzung ESG stammt aus dem Englischen und meint die Ausrichtung eines Unternehmens oder einer Geldanlage in den Bereichen Environment (Umwelt), Social (Gesellschaft) und Governance (Unternehmensführung). Ist das Investment oder das Unternehmen in allen drei Dimensionen besonders nachhaltig eingestellt, wird das ESG-Label vergeben.