Betriebliche Altersvorsorge als Arbeitgeber
Alles Wichtige zur bAV als Arbeitgeber
mehrWert Redaktion
23. April 2024
Seit 2019 gilt in Deutschland für Arbeitgeber die Verpflichtung zur Bezuschussung der betrieblichen Altersvorsorge für Mitarbeiter. Hierfür kommen verschiedene Möglichkeiten in Betracht, doch auch steuerliche Aspekte müssen berücksichtigt werden. Welche Vorteile die bAV für Arbeitgeber bietet und wie sich diese gestalten lässt, haben wir nachfolgend zusammengefasst.
Die betriebliche Altersvorsorge: Das müssen Arbeitgeber wissen
Möchten Mitarbeiter für ihren Ruhestand vorsorgen, können sie sich an ihren Arbeitgeber wenden: Seit 2019 sind Unternehmen dazu verpflichtet, ihren Mitarbeitern eine betriebliche Altersvorsorge anzubieten. Das bedeutet: Möchten die Beschäftigten eine bAV abschließen, muss der Arbeitgeber für sie einen Sparvertrag abschließen, wie zum Beispiel in Form einer Direktversicherung. Auch Minijobber und Menschen mit niedrigem Einkommen haben ein Anrecht darauf.
Dennoch entscheidet allein der Arbeitgeber, welche Art von betrieblicher Altersvorsorge und Vertrag er den Mitarbeitern anbieten möchte. Hierfür stehen ihm verschiedene Möglichkeiten zur Auswahl.
Diese Pflichten haben Arbeitgeber bei der bAV
Seit 2002 dürfen Arbeitnehmer Teile ihres Bruttoeinkommens in eine betriebliche Altersvorsorge investieren. Arbeitgeber sind allerdings erst seit Kurzem in der Pflicht, ihren Mitarbeitern eine bAV zu ermöglichen. Im Falle einer Entgeltumwandlung gelangen die Beiträge – ohne Abzüge durch Sozialabgaben oder Steuern – ohne Umwege in den Vertrag für die Altersvorsorge.
Das heißt: Firmen sparen sich dadurch den Arbeitgeberanteil für die Sozialversicherung. Dieser finanzielle Vorteil darf seit der Gesetzesänderung im Jahr 2019 allerdings nicht mehr vom Unternehmen behalten werden.
Dabei gilt:
Werden Neuverträge für eine betriebliche Altersvorsorge abgeschlossen, ist das Unternehmen dazu verpflichtet, mindestens 15 Prozent des umgewandelten Betrags als Zuschuss zu leisten
In älteren Verträgen muss das Unternehmen Zuschüsse für die bAV ab 2022 entrichten. Zwar kann dieser Zuschuss auf die tatsächlich eingesparten Summen beschränkt werden, allerdings lässt sich die Pauschale leichter berechnen. Möchte der Arbeitgeber seine Mitarbeiter zusätzlich motivieren, kann er einen Zuschuss zur Betriebsrente leisten
Grundsätzlich sind Beiträge für eine betriebliche Altersvorsorge bis zu 8 Prozent der Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung (in den neuen Bundesländern: 7.300 Euro; in den alten Bundesländern: 7.100 Euro) steuerfrei. Dennoch ist nur die Hälfte davon sozialabgabenbefreit.
So profitieren Arbeitgeber von der betrieblichen Altersvorsorge
Das Angebot einer betrieblichen Altersvorsorge wirkt attraktiv auf Arbeitnehmer: So kann ein Unternehmen, das eine Betriebsrente anbietet, oft leichter neue Mitarbeiter für sich gewinnen. Gleichzeitig lassen sich durch die bAV auch bestehende Mitarbeiter an das Unternehmen binden. Neben Corporate Benefits und einem angemessenen Gehalt stellt die Betriebsrente heutzutage für Arbeitnehmer eines der wichtigsten Kriterien bei der Auswahl des Arbeitgebers dar.
Mit einem guten Angebot für eine betriebliche Rente positionieren sich Firmen als interessanter Arbeitgeber, der nicht nur Sicherheit, sondern auch eine gewisse Flexibilität bietet. Rund 80 Prozent der deutschen Arbeitnehmer legt Studien zufolge besonders auf diese Aspekte Wert. Dazu kommt, dass Arbeitnehmer ihre Vorsorgeleistungen an ihre persönlichen Anforderungen anpassen möchten: Sie wollen selbst entscheiden, wie hoch und wie oft sie in die bAV einzahlen. Dies kann auch ein Zeitwertkonto sein, welches beispielsweise für Bildungsurlaub oder ein Sabbatical genutzt werden kann. Für Arbeitgeber ist es somit klar von Vorteil, ein attraktives Angebot zur Altersvorsorge auch nach außen zu kommunizieren.
Die betriebliche Altersvorsorge bringt also sowohl für Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmer drei wichtige Vorteile mit sich:
Der Mitarbeiter kann zu vergünstigten Sozialabgaben und Steuern effektiv für sein Alter vorsorgen
Der Arbeitgeber führt weniger Sozialabgaben ab und positioniert sich als attraktiver Arbeitgeber auf dem Jobmarkt
Der Staat wird durch eine frühzeitige Vorsorge der Bürger entlastet. Dies reduziert wiederum die Wahrscheinlichkeit, dass der Staat im Ruhestand zusätzliche Hilfe leisten muss, wie zum Beispiel in Form einer Grundsicherung
Wie Arbeitgeber die betriebliche Altersvorsorge gestalten können
Nicht nur führt ein Arbeitgeber die Beiträge für seine Arbeitnehmer ab - er übernimmt auch sämtliche Formalitäten, die damit einher gehen. Der Arbeitgeber wählt die Anlageform für die bAV aus und fungiert gleichzeitig auch als Vertragspartner für den gewählten Anbieter. Meist ist der Personalverantwortliche in einem Unternehmen der direkte Ansprechpartner für die Mitarbeiter, wenn es um das Thema bAV geht. Er evaluiert in regelmäßigen Abständen, wie das Angebot von den Mitarbeitern angenommen wird und steht in engem Kontakt mit der Geschäftsführung. Dazu gehört auch, in Absprache mit der Rechtsabteilung oder dem Controlling dafür zu sorgen, dass alle wichtigen Informationen in den einzelnen Arbeitsverträge festgehalten werden.
Möglichkeiten für die betriebliche Altersvorsorge
Zur Umsetzung der betrieblichen Altersvorsorge können Arbeitgeber aus unterschiedlichen Modellen wählen. Diese werden auch als Durchführungswege bezeichnet und zeichnen sich durch individuelle Merkmale aus.
Direktversicherung
Die Direktversicherung ist eine Renten- oder Lebensversicherung, welche ein Arbeitgeber für seine Mitarbeiter abschließen kann. Die Beiträge dafür trägt der Arbeitgeber entweder allein oder er teilt sie sich mit dem Arbeitnehmer. Ideal geeignet sind Direktversicherungen für kleinere Firmen, da sich der Verwaltungsaufwand dafür relativ unkompliziert gestaltet.Pensionskasse
Bei der Pensionskasse handelt es sich um eine spezielle Form der Lebensversicherung, die von einem oder mehreren Unternehmen abgeschlossen wird. Hier übernimmt der Arbeitgeber die Beitragszahlung, allerdings hat der Arbeitnehmer die Möglichkeit, sich daran zu beteiligen. Dabei spricht man von der sogenannten Entgeltumwandlung.
Der Vorteil dieses Modell ist, dass die Leistungen selbst im Falle einer Insolvenz gesichert sind, da eine Pensionskasse stets eine vom Unternehmen unabhängige Einrichtung ist. Überwacht werden Pensionskassen in Deutschland von der Finanzdienstleistungsaufsicht (kurz: BaFin).Pensionsfonds
Der Pensionsfonds ist eine selbstständige und unabhängige Versorgungseinrichtung, welche Arbeitnehmern in Deutschland einen Anspruch auf zugesicherte Leistungen bietet. Sie ist bei der Auswahl der Geldanlage etwas flexibler als Pensionskassen und Direktversicherungen. Das bringt einerseits den Vorteil einer potenziellen höheren Rendite mit sich, andererseits steigt auf diese Weise auch das Verlustrisiko. Pensionsfonds werden wie die Pensionskasse durch die BaFin überwacht.Pensionszusage / Direktzusage
Mit einer Pensions- oder Direktzusage verpflichten sich Arbeitgeber dazu, ihren Mitarbeitern im Pensionsalter eine dem Betriebsvermögen entstammende betriebliche Rente zu bezahlen. Hierfür werden gesonderte Pensionsrückstellungen gebildet. Das heißt: In der Regel sind Pensionszusagen über den Arbeitgeber finanziert, lassen sich aber auch mit einer Entgeltumwandlung kombinieren. Insbesondere aus steuerlicher Sicht ist die Pensionszusage für Unternehmen interessant.
Dennoch gilt: Wenn ein Arbeitnehmer das Unternehmen verlässt, verliert er seinen Anspruch darauf, die Versorgung privat weiter zu bezahlen.Unterstützungskasse
Unterstützungskassen können von einer oder mehreren Firmen gebildet werden. Der Arbeitnehmer hat grundsätzlich keinen Anspruch auf Leistungen aus der Unterstützungskasse – er kann diese nur gegenüber seinem Arbeitgeber geltend machen. Kapital, das Unternehmen in die Unterstützungskasse einbezahlen, soll einerseits so gewinnbringend wie möglich angelegt werden, andererseits aber auch zu einem späteren Zeitpunkt eine attraktive Betriebsrente gewährleisten.
Die Unterstützungskasse bietet sich als gute Alternative für jeden Mitarbeiter an, der nicht über eine Basisabsicherung verfügt und sich deshalb anderweitig um eine Altersvorsorge kümmern muss. Darüber hinaus gibt es bei der Unterstützungskasse die Option, auf Wunsch eine Berufsunfähigkeitsversicherung oder eine Hinterbliebenenversicherung mit abzuschließen.
Die Entgeltumwandlung als Sonderform der betrieblichen Altersvorsorge
Bei der Entgeltumwandlung handelt es sich um eine Sonderform der bAV, welche in Deutschland vom Gesetzgeber gefördert wird. Das bedeutet: Der Arbeitnehmer bezahlt einen gewissen Anteil seines Bruttogehalts in eine betriebliche Altersvorsorge ein – wie zum Beispiel in eine Direktversicherung. Die genaue Art der Umwandlung lässt sich dabei flexibel gestalten. Grundsätzlich ist die Förderung der Entgeltumwandlung so aufgestellt, dass auf den umgewandelten Anteil des Gehalts weder Sozialabgaben noch Einkommenssteuern anfallen.
Die bAV und die Steuer
Arbeitnehmer haben zwar prinzipiell keinen Anspruch auf eine vom Arbeitgeber finanzierte Betriebsrente, allerdings gibt es die Möglichkeit der teilweisen oder vollständigen Finanzierung durch den Arbeitgeber im Rahmen eines Tarifvertrags.
Arbeitgeber können diese Aufwendungen steuerlich geltend machen. Je nach Durchführungsweg fallen hierfür teilweise auch keine Sozialversicherungsbeiträge an.
Dazu kommt, dass für Arbeitnehmer mit einem Gehalt von maximal 2.200 Euro 30 Prozent der zusätzlichen Beiträge für die bAV mit der Steuerlast verrechnet werden können. Die Voraussetzung hierfür ist jedoch, dass der Beitrag des Arbeitgebers jährlich mindestens 240 Euro beträgt und in eine Pensionskasse, eine Direktversicherung oder einen Pensionsfonds fließt.
Arbeitgeber sollten Verträge für die betriebliche Altersvorsorge individuell anpassen
Die im Jahr 2019 festgelegten gesetzlichen Regelungen zur Verpflichtung eines bAV-Zuschusses vom Arbeitgeber bringt Handlungsbedarf für Unternehmen mit sich. Hier ist es ratsam, mit einem Rentenberater oder einem Fachanwalt zu besprechen, wie sich bestehende Verträge mit Mitarbeitern entsprechend anpassen lassen. Neben juristischen Fragen spielen insbesondere steuerliche Auswirkungen dabei eine Rolle.
So kann zum Beispiel der Steuerberater dabei behilflich sein, die Vorteile maximal zu nutzen: Er kann die Beitragshöhe von Arbeitgeber und Arbeitnehmer ideal aufeinander abstimmen.
Hier gilt jedoch Folgendes:
Ein Zuschuss zur betrieblichen Altersvorsorge ist für Arbeitgeber nur dann verpflichtend, wenn er über die gesetzliche Rentenversicherung pflichtversichert ist. Der Zuschuss gilt für Pensionskassen, Pensionsfonds und Direktversicherungen.
Dies zeigt: Das Thema Betriebliche Altersvorsorge ist relativ komplex. Gleichzeitig stehen Arbeitgeber in der Pflicht, ihre Mitarbeiter umfassend darüber aufzuklären. Damit es nicht zu Haftungsrisiken kommt, ist es sinnvoll, diese Aufgabe an spezialisierte Experten zu übergeben. Für Arbeitgeber sind die Änderungen zur betrieblichen Rente allerdings auch eine gute Grundlage für die nächste Gehaltsverhandlung mit den Mitarbeitern: Arbeitgeber, die mehr für die bAV leisten als sie eigentlich müssen, sind überzeugender.
Betriebliche Altersvorsorge: Das passiert, wenn ein Mitarbeiter den Job wechselt
Wenn ein neuer Mitarbeiter in das Unternehmen kommt und bereits eine Direktversicherung, eine Pensionskasse oder einen Pensionsfonds mitbringt, so können Arbeitgeber diesenauf Grundlage der bereits bestehenden Bedingungen fortwährend fördern. Es steht Arbeitgebern aber auf der anderen Seite frei, die Anwartschaft des Mitarbeiters auf das firmeneigene Versorgungssystem zu übertragen. Die Entscheidung liegt also beim Arbeitgeber.
Grundsätzlich haben Arbeitnehmer seit 2005 einen Anspruch auf die Mitnahme ihres angesparten Guthabens zu einem neuen Arbeitgeber. Dieses kann dann in einen neuen bAV-Vertrag übertragen werden. Allerdings ist hierbei zu beachten, dass der Vertrag frühestens 2005 oder in den nachfolgenden Jahren geschlossen wurde.
Ebenfalls gilt, dass der Arbeitnehmer innerhalb eines Jahres nach dem Jobwechsel von seinem Mitnahmerecht Gebrauch machen kann. Eine Ausnahme greift jedoch dann, wenn beide Seiten sich einvernehmlich auf eine Fristverlängerung einigen. Die Grundlage hierfür ist, dass der Wert des übertragenen Guthabens nicht höher als Beitragsbemessungsgrenze der gesetzlichen Rentenversicherung ist.
Häufig gestellte Fragen zur bAV als Arbeitsgeber
Welche Form der betrieblichen Altersvorsorge muss der Arbeitgeber anbieten?
Jeder Arbeitnehmer hat in Deutschland einen rechtlichen Anspruch auf eine bAV – zumindest in Form einer Entgeltumwandlung, sofern das Unternehmen kein anderes Modell einer betrieblichen Altersvorsorge anbietet.
Wie viel zahlt der Arbeitgeber zur Betriebsrente hinzu?
Der Zuschuss des Arbeitgebers muss mindestens 15 Prozent vom festgelegten Entgeltumwandlungsbetrags betragen.
Wer profitiert von der Sozialversicherung- und Steuerfreiheit?
Insbesondere Arbeitnehmer profitieren von der Steuer- und Sozialversicherungsfreiheit, doch auch der Arbeitgeber spart sich teure Sozialversicherungsbeiträge. Für den Arbeitnehmer lohnt sich dies oft nur, wenn der Arbeitgeber das Kostenersparnis als Zuschuss in die bAV für den Mitarbeiter einfließen lässt.