Voraussetzungen für die private Krankenversicherung
Für wen kommt die PKV infrage?
Anja Glorius
16. November 2023
In Deutschland sind rund neun Millionen Menschen privat versichert. Knapp 73 Millionen Menschen hingegen sind Mitglied einer gesetzlichen Krankenkasse. Das bedeutet allerdings nicht, dass die gesetzliche Krankenversicherung (GKV) den besseren Schutz bietet. Im Gegenteil: Die Leistungen der privaten Krankenversicherungen (PKV) sind umfassender. Dass lediglich eine Minderheit über privaten Gesundheitsschutz verfügt, liegt an den Voraussetzungen für die private Krankenversicherung. Welche das sind und wer sich privat krankenversichern kann, erfährst du hier.
Wer muss die Voraussetzungen für eine private Krankenversicherung erfüllen?
Um dich für eine private Krankenversicherung entscheiden zu können, musst du in erster Linie nicht versicherungspflichtig sein. Die Versicherungsfreiheit bedeutet allerdings nicht, dass du gar keine Krankenversicherung brauchst. Vielmehr meint Versicherungsfreiheit, dass du von der Verpflichtung, Mitglied der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu sein, befreit bist. Bist du versicherungsfrei, kannst du selbst entscheiden, ob du in der GKV oder der PKV versichert sein möchtest.
Es gibt bestimmte Berufs- und Personengruppen, die stets als versicherungsfrei gelten. Sie müssen lediglich eine Gesundheitsprüfung durchlaufen, um sich PKV-versichern zu können. Andere hingegen müssen bestimmte Voraussetzungen erfüllen, um Versicherungsfreiheit zu erreichen und PKV-Mitglied werden zu können.
Private Krankenversicherung: Voraussetzungen für Angestellte
Um als Angestellter versicherungsfrei zu sein und in die private Krankenversicherung wechseln zu können, musst du ein bestimmtes Mindesteinkommen erreichen. Das bedeutet: Dein Einkommen muss die sogenannte Jahresarbeitsentgeltgrenze (JAEG) – auch als Versicherungspflichtgrenze bekannt – überschreiten.
Die Jahresarbeitsentgeltgrenze für Angestellte liegt aktuell (Stand 2023) bei:
66.600 Euro brutto jährlich beziehungsweise
5.550,00 Euro brutto pro Monat
Als Einkommen bei Angestellten zählen:
Lohn beziehungsweise Gehalt
Zu erwartende monatliche Boni
Tarifvertraglich vereinbarte Sonderzahlungen (etwa Weihnachts- oder Urlaubsgeld)
Regelmäßige Sachbezüge (etwa als geldwerter Vorteil in Form einer Dienstwohnung)
Vermögenswirksame Leistungen
Überstundenpauschalen
Übrigens: Investierst du einen Teil deines Gehalts in eine betriebliche Altersvorsorge, verringert sich dein Arbeitsentgelt um den investierten Betrag. Dein Einkommen kann dadurch unter die Jahresarbeitsentgeltgrenze rutschen.
Berufs- und Personengruppen, die keine besonderen Voraussetzungen erfüllen müssen
Es gibt Menschen, die keine besonderen Voraussetzungen erfüllen müssen, um versicherungsfrei zu sein und sich für die PKV entscheiden zu können. Hierzu zählen:
Beamte: Beamte können wählen, ob sie privat oder gesetzlich versichert sein möchten. Viele Beamte entscheiden sich dabei für die PKV. Das hängt damit zusammen, dass sie besonders günstige Tarife erhalten, weil ihr Dienstherr einen großen Teil ihrer Gesundheitskosten trägt
Selbstständige und Freiberufler: Selbstständig oder freiberuflich Tätige können einkommensunabhängig wählen, ob sie freiwillig GKV- oder privat versichert sein möchten. Eine Ausnahme gilt lediglich für freiberuflich tätige Künstler oder Publizisten. Sie können der Versicherungspflicht der Künstlersozialkasse (KSK) unterliegen. In diesem Fall gelten für sie Regelungen, die mit denen für Angestellte vergleichbar sind
Studenten: Studenten können sich vor Studienbeginn von der Versicherungspflicht befreien lassen. Sie haben dann die Möglichkeit, sich für eine private Krankenvollversicherung zu entscheiden
Die Gesundheitsprüfung als Voraussetzung für die private Krankenversicherung
Die Gesundheitsprüfung ist in den allermeisten Tarifen eine Voraussetzung, um in die private Krankenversicherung aufgenommen zu werden. Stellst du einen Antrag auf Aufnahme in die PKV, musst du darum einige Fragen rund um deinen Gesundheitszustand beantworten. Abgefragt werden dabei bisherige und laufende Behandlungen sowie Vorerkrankungen.
Die Gesundheitsprüfung dient dem Versicherer als Entscheidungsgrundlage, um deine Beiträge bemessen und gegebenenfalls über deine Aufnahme oder die Ablehnung deines Antrags zu entscheiden.
Übrigens: Möchtest du wissen, ob dich eine private Krankenversicherung aufnimmt oder nicht, kannst du zuvor eine anonyme Risikoanfrage stellen. Das erspart dir eine Ablehnung deines (nicht anonymen) Antrags. Eine solche würde dir Nachteile bei anderen Versicherern verschaffen.
Was kostet eine Direktversicherung?
Dein Arbeitgeber kann eine Direktversicherung als Kapitallebens- oder Rentenversicherung auswählen oder eine fondsgebundene Lebensversicherung für dich und deine Kollegen abschließen. Welche Einzahlungen du leisten möchtest, kannst du selbst auswählen.
Direktversicherung: Das gibt es außerdem zu beachten
Hast du bereits eine Direktversicherung oder möchtest deinen Arbeitgeber um den Abschluss einer solchen Versicherung bitten, solltest du Folgendes über diese Form der bAV wissen:
Die Direktversicherung kündigen?
Hat dein Arbeitgeber eine Direktversicherung für dich abgeschlossen, ist eine Kündigung im eigentlichen Sinne nicht möglich. Möchtest du keine Beiträge mehr zahlen, musst du deinen Arbeitgeber bitten, den Vertrag durch den Versicherer ruhend stellen zu lassenWas passiert bei einem Jobverlust?
Wirst du erwerbslos, behältst du dennoch deine Ansprüche auf die betriebliche Rente. Außerdem wird der Teil deiner Ansprüche aus der bAV, die du selbst von deinem Bruttolohn eingezahlt hast, nicht auf das Arbeitslosengeld II angerechnetWas, wenn du krank wirst?
Bist du länger krank oder in Elternzeit, kannst du privat weiterhin in deine Direktversicherung einzahlen. So bleiben deine Ansprüche in vollem Umfang erhalten. Alternativ hast du die Möglichkeit, mit der Beitragszahlung zu pausierenInsolvenz des Versicherers oder Arbeitgebers
Bei einer Direktversicherung steht der Versicherer prinzipiell für seine Rentenzusage ein. Das gilt auch bei Insolvenz deines Arbeitgebers. Wird der Versicherer insolvent, muss dein Arbeitgeber für die Rentenzusage einstehenWas, wenn du den Arbeitgeber wechselst?
Wechselst du deinen Arbeitgeber, sind deine in die Direktversicherung eingezahlten Beiträge dennoch sicher – in diesem Zusammenhang wird auch von “Unverfallbarkeit” gesprochen.
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Häufig gestellte Fragen zu den Voraussetzungen der privaten Krankenversicherung
Voraussetzungen: Die private Krankenversicherung für Arbeitnehmer
Um in die private Krankenversicherung aufgenommen werden zu können, müssen Arbeitnehmer zum einen mindestens 66.600 Euro brutto jährlich verdienen (Stand 2023). Zum anderen müssen sie Gesundheitsfragen beantworten, um in die private Krankenversicherung aufgenommen werden zu können.
Private Krankenversicherung: ab welchem Gehalt?
Die meisten Selbstständigen und Freiberufler, Beamte und Studenten können unabhängig von ihrem Einkommen in die PKV aufgenommen werden. Angestellte hingegen müssen mindestens 66.600 Euro jährlich (Stand 2023) verdienen, um PKV-Mitglied werden zu können.
Welche Vorteile hat die private Krankenversicherung?
Bei den privaten Krankenkassen besonders vorteilhaft ist der Umstand, dass du selbst auswählen kannst, welche Leistungen du erhalten möchtest. So kannst du dir zum einen beste medizinische Versorgung sichern und deinen Beitrag zum anderen aktiv durch deine Leistungsauswahl mitbestimmen.