Gesetzliche Rentenversicherung
Der Grundpfeiler deiner Altersvorsorge
mehrWert Redaktion
16. November 2023
Die gesetzliche Rentenversicherung ist das deutsche Altersvorsorgesystem und für deine Altersabsicherung von großer Bedeutung. Die Altersrente soll dein Einkommen nach Ende deiner Berufstätigkeit zumindest teilweise ersetzen. Welche Rentenarten es gibt und wie viel Rente du später erhältst, zeigen wir dir hier.
Wie funktioniert die gesetzliche Rentenversicherung?
Grundlage des gesetzlichen Rentenversicherungs-Systems in Deutschland ist das sogenannte Umlageverfahren. Das bedeutet: Diejenigen, die aktuell in die Rentenversicherung einzahlen, finanzieren die heute ausgezahlten Renten. Umgekehrt erhältst du später eine Rente, die von den nachfolgenden Generationen finanziert wird. Im Zusammenhang mit der Altersrente spricht man daher von einem Generationenvertrag.
Der Generationenvertrag im Detail
Das gesetzliche Rentensystem in Deutschland basiert auf dem Umlageverfahren zwischen den Generationen, das durch den Staat organisiert wird. Das bedeutet: Die heute ausgezahlten Renten werden durch die Rentenabgaben der heute arbeitenden Bevölkerung finanziert. Diese als „Generationenvertrag“ bezeichnete Umlagefinanzierung wird seit einer Rentenreform im Jahr 1957 angewendet.
Die Idee dahinter: Die erwerbstätige Generation sorgt für Erziehung und Unterhalt ihrer Kinder (der Folgegeneration) und zahlt gleichzeitig Pflichtbeiträge in die Rentenversicherung ein. So wird einerseits die heute ausgezahlte Rente finanziert. Andererseits erhalten Erwerbstätige durch ihre Beitragszahlungen zur Rentenversicherung Ansprüche auf eine Altersrente, die wiederum durch die Folgegeneration finanziert wird.
Problematisch ist jedoch: Bereits in den 1990er-Jahren wurde deutlich, dass die Leistungen des Rentensystems angesichts des gesellschaftlichen Wandels nicht aufrechterhalten werden können. Das hängt zum einen damit zusammen, dass das Zahlenverhältnis zwischen Rentnern und Erwerbstätigen nicht stabil ist. Die Menschen bekommen weniger Kinder – schon jetzt muss ein Erwerbstätiger daher mehr Rentner finanzieren, als es früher der Fall war. Die folgende Grafik verdeutlicht das Problem.
Zum anderen steigt mit dem medizinischen Fortschritt auch die Lebenserwartung der Menschen. Erwerbstätige müssen Rentner darum immer länger durch ihre Beitragszahlungen finanzieren.
Um das gesetzliche Rentensystem dennoch aufrechtzuerhalten, sinkt das Rentenniveau kontinuierlich. Das bedeutet: Den geleisteten Einzahlungen stehen immer niedrigere Rentenansprüche gegenüber. Es ist daher unwahrscheinlich, dass du für das Geld, das du in die gesetzliche Rentenversicherung einbezahlt hast, eines Tages eine Rente erhältst, die deinen Lebensstandard sichert.
Welche Rentenarten gibt es?
Ist von Rente die Rede, ist meist die Altersrente gemeint. Die Altersrente bezieht, wer in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt und das Renteneintrittsalter von 67 Jahren erreicht hat.
Allerdings gibt es neben der Altersrente noch weitere Rentenarten:
Erwerbsminderungsrente – diese Rentenart bezieht, wer aufgrund einer Krankheit nicht mehr oder nur noch eingeschränkt arbeiten kann
Hinterbliebenenrente – diese Rentenart erhalten die Angehörigen von gesetzlich Rentenversicherten. Die Hinterbliebenenrente wird in Form einer Witwen- oder Waisenrente ausgezahlt
Wer ist gesetzlich rentenversichert?
Bist du sozialversicherungspflichtig in einem Angestelltenverhältnis beschäftigt, bist du Pflichtmitglied der gesetzlichen Rentenversicherung. Du zahlst gemeinsam mit deinem Arbeitgeber in die Rentenversicherung ein. Bist du selbstständig tätig, bist du kein Pflichtmitglied der gesetzlichen Rentenversicherung. Eine Pflichtmitgliedschaft gilt nur für bestimmte Selbstständige wie Handwerker oder Hebammen.
Aufgrund von Sonderregelungen sind auch einige Personengruppen, die aktuell nicht in einem klassischen Angestelltenverhältnis arbeiten, rentenpflichtversichert. Das sind:
Väter oder Mütter während der Erziehungszeit: Erziehst du ein Kind, das ab dem 1. Januar 1992 geboren wurde, erhältst du drei Jahre lang Entgeltpunkte für deine Altersrente. Obwohl du in dieser Zeit nicht in die gesetzliche Rentenversicherung einzahlst, erhältst du einen Rentenanspruch. Diese Sonderregelung ist als Mütterrente bekannt
Pflegende Familienangehörige: Pflegst du einen Angehörigen, übernimmt die Pflegekasse deine Beiträge zur gesetzlichen Rentenversicherung. Wie hoch die Einzahlungen sind, richtet sich nach dem Pflegeaufwand
Menschen mit Behinderung
Personen, die Wehrdienst oder Bundesfreiwilligendienst leisten
Personen, die Arbeitslosengeld I, Krankengeld oder anderen Unterhaltsersatzleistungen erhalten
Minijobber: Minijobber sind rentenversichert, sofern sie sich nicht von der Versicherungspflicht befreien lassen
Gesetzliche Rentenversicherung für Selbstständige: freiwillig Beiträge einzahlen?
Bist du selbstständig tätig und nicht pflichtversichert, hast du die Möglichkeit freiwillig Beiträge in die gesetzliche Rentenversicherung einzuzahlen. Hierfür ist lediglich eine Anmeldung beim örtlich zuständigen Rentenversicherungsträger nötig. Bei der Anmeldung teilst du dem Versicherungsträger mit, ab wann und in welcher Höhe du freiwillige Beiträge leisten möchtest. Aktuell (Stand: 2022) darf sich die Höhe der freiwilligen Beitragszahlungen zwischen 83,70 und 1.311,30 Euro monatlich bewegen.
Durch die freiwilligen Beitragszahlungen erwirbst du auch als Selbstständiger einen Rentenanspruch. Anders als Arbeitnehmer finanzierst du deine Beiträge allein. Lediglich für Selbstständige, die Mitglied der Künstlersozialkasse sind, wird der Arbeitgeberanteil zur gesetzlichen Rentenversicherung von der Sozialversicherung übernommen.
Wie hoch ist der Beitrag zur gesetzlichen Rentenversicherung?
Bei sozialversicherungspflichtig beschäftigten Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen richtet sich die Höhe des Beitrags zur Rentenversicherung nach dem Einkommen. Der Pflichtbeitrag beträgt 18,6 Prozent des Bruttolohns – wird aber zur Hälfte (also in Höhe von 9,30 Prozent) vom Arbeitgeber getragen. Die folgende Grafik verdeutlicht, welche Abgaben Arbeitnehmer in die Sozialversicherungen – zu denen auch die gesetzliche Rentenversicherung zählt – einzahlen müssen.
Beitragsbemessungsgrenze für die Rentenversicherung
Übersteigt dein Einkommen im Westen Deutschlands 7.050 Euro und im Osten 6.750 Euro brutto monatlich, findet keine prozentuale Beitragsbemessung mehr statt. Das bedeutet: Ist die Einkommenshöchstgrenze (die sogenannte Beitragsbemessungsgrenze) erreicht, musst du auf dein Einkommen über der Grenze hinaus keine Beiträge zahlen.
Die Beitragsmessungsgrenze wird regelmäßig erhöht.
Wie viel Rente bekommst du?
Zahlst du für mindestens fünf Jahre in die gesetzliche Rentenversicherung ein, erwirbst du einen Anspruch auf Altersrente. Wie hoch dein Rentenanspruch ist, richtet sich danach, wie viel und für welchen Zeitraum du in die gesetzliche Rentenversicherung eingezahlt hast.
Je nach Höhe des erzielten Einkommens erhältst du sogenannte Entgeltpunkte (umgangssprachlich: Rentenpunkte). Anhand der Anzahl der Rentenpunkte ermittelt die gesetzliche Rentenversicherung, wie viel Geld du erhältst. Dabei liegt das sogenannte Rentenniveau derzeit bei 48 Prozent. Das bedeutet, dass du als Rentner mit weniger als der Hälfte deines einstigen Einkommens auskommen musst. 2020 lag die durchschnittliche Altersrente bei 1.058 Euro pro Monat.
Gesetzliche Rente durch private Vorsorge aufstocken
Den meisten Menschen reicht die gesetzliche Rente nicht aus, um ihren Lebensstandard im Alter erhalten zu können. Um Finanzierungslücken vorzubeugen, kannst du zusätzlich zur gesetzlichen Rentenversicherung privat vorsorgen.
Die folgende Grafik zeigt die durchschnittliche Rentenhöhe von Männern und Frauen in Deutschland. Quelle: Alterssicherungsbericht 2020 des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales.
Hierzu schließt du zusätzlich zu deiner gesetzlichen eine private Rentenversicherung ab. Auch bei dieser zahlst du monatlich einen bestimmten Betrag ein. Im Gegenzug erhältst du ab Erreichen des Rentenalters eine monatliche Geldzahlung. Vorteilhaft ist dabei, dass dir die private Rente zusätzlich zur gesetzlichen Rente lebenslang ausgezahlt wird. So musst du nicht befürchten, dass dir im hohen Alter das Geld ausgeht.
Häufig gestellte Fragen zur gesetzlichen Rentenversicherung
Wie viel Rente ist steuerfrei?
Bis zu einem Steuerfreibetrag bis zu derzeit 9.744 Euro für Alleinstehende und bei verheirateten Ehepaaren bis zu 19.488 Euro bleibt die Rente steuerfrei.
Wann darf ich in Rente gehen?
Rentenversicherte ab Jahrgang 1964 dürfen im Alter von 67 Jahren in Rente gehen.
Wo trage ich private Rentenversicherung in Steuererklärung eintragen?
Die Versicherungsbeiträge zur privaten Rentenversicherung machst du in der Steuererklärung in Anlage V als Vorsorgeaufwand geltend.
Wie viel kann man freiwillig in die Rentenkasse einzahlen?
Bist du selbstständig und nicht in der gesetzlichen Rentenversicherung pflichtversichert, kannst du dennoch in die Rentenkasse einzahlen. Melde dich dazu einfach bei deinem örtlich zuständigen Versicherungsträger und gib an, in welcher Höhe du regelmäßige Einzahlungen leisten willst.