Krankentagegeld
Deine Absicherung im Krankheitsfall
Daniel Seeger
27. November 2023
Unfälle und Erkrankungen, die dich für längere Zeit arbeitsunfähig machen, sind echte Schicksalsschläge. Begleitet werden sie häufig von gravierenden finanziellen Einbußen. Eine Krankentagegeldversicherung schützt dich vor diesen Einbußen und ermöglicht es dir, dich ohne finanzielle Sorgen auf deine Genesung zu konzentrieren. Ob sich die Krankentagegeldversicherung für dich lohnt? Hier erfährst du es.
Krankentagegeld: Was ist das überhaupt?
Die Krankentagegeld-Versicherung schützt vor Verdienstausfällen und Einkommensverlusten, die aufgrund von unfall- oder krankheitsbedingter, vorübergehender Arbeitsunfähigkeit entstehen. Gesetzlich Versicherte können sie freiwillig bei einem Versicherer ihrer Wahl abschließen. Bei Privatversicherten ist das Krankentagegeld oft bereits im Leistungsumfang ihrer privaten Krankenvollversicherung enthalten. Du bist privat versichert? Dann schau gleich in deinem Versicherungsvertrag nach, dort findest du die entsprechende Information.
Warum ist eine Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll?
Dass im Falle einer wochen- oder monatelangen Arbeitsunfähigkeit finanzielle Schwierigkeiten entstehen, liegt an den Regelungen rund um Lohn- und Gehaltszahlungen im Krankheitsfall:
In einem Angestelltenverhältnis erhältst du von deinem Arbeitgeber im Krankheitsfall Lohn oder Gehalt, wenn du krank bist für sechs Wochen in voller Höhe von deinem Arbeitgeber. Anschließend erhältst du statt deines Lohns oder Gehalts Krankengeld von deiner gesetzlichen Krankenversicherung. Allerdings zahlt dir die Versicherung nicht die gewohnte, volle Summe aus. Stattdessen bekommst du einen Betrag, der rund 20 Prozent unter deinem gewohnten Einkommen liegt.
Bist du freiberuflich oder selbstständig tätig, erhältst du keine Lohnfortzahlung – schließlich hast du keinen Arbeitgeber, der sie zahlen könnte. Ob du nach Ablauf von sechs Wochen Krankengeld von deiner Krankenversicherung erhältst, hängt von deinem Vertrag ab. Gerade im Falle einer Selbstständigkeit ist es jedoch nicht ungewöhnlich, wenn du von deinem Versicherer kein Krankentagegeld erhältst.
Für wen ist Krankentagegeld sinnvoll?
Für Selbstständige genauso wie für Angestellte stellt eine längerfristige Arbeitsunfähigkeit ein finanzielles Risiko dar. Beide Gruppen können das Risiko mit einer Krankentagegeld-Versicherung minimieren.
Krankentagegeld für Angestellte
Gesetzlich versicherte Angestellte erhalten im Falle von Krankheit für 42 Kalendertage (sechs Wochen) eine Lohnfortzahlung von ihrem Arbeitgeber. Anschließend zahlt ihnen die gesetzliche Krankenkasse (GKV) Krankengeld aus. Die genaue Höhe des Krankengelds hängt vom Einkommen ab. Durchschnittlich wird es in Höhe von 80 Prozent des Nettoeinkommens ausgezahlt. Reicht diese Summe nicht aus, um laufende Kosten zu decken, ist ein zusätzliches Krankentagegeld sinnvoll.
Privat versicherte Angestellte erhalten im Fall einer Erkrankung für sechs Wochen eine Lohnfortzahlung von ihrem Arbeitgeber. Nach Auslaufen der Lohnfortzahlung erhalten sie allerdings kein Krankengeld von ihrer Versicherung – ihr Verdienstausfall beträgt dann 100 Prozent. Etwas anderes gilt nur dann, wenn die private Krankenversicherung ein Tagegeld vorsieht. Ist das nicht der Fall, ist eine separate Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll.
Selbstständige und Freiberufler
Privat versicherte Selbstständige und Freiberufler erhalten im Falle einer krankheits- oder unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit weder eine Lohnfortzahlung noch ein Krankengeld. Sieht ihr Versicherungstarif nicht bereits ein Krankentagegeld vor, müssen sie für die Dauer ihrer Erkrankung auf ihr gesamtes Einkommen verzichten. Für sie ist eine Krankentagegeld-Versicherung daher unverzichtbar.
Freiwillig gesetzlich versicherte, freiberuflich oder selbstständig Tätige haben rund um Krankengeld und Krankentagegeld mehrere Möglichkeiten:
Sie können sich für das „herkömmliche“ Krankengeld ihrer Krankenkasse entscheiden. Als Gegenleistung für die Absicherung zahlen sie einen um 0,6 Prozentpunkte erhöhten Beitragssatz – so kostet sie das Krankengeld maximal 28 Euro monatlich (Stand 2022). Ab dem 43. Tag erhalten sie dann ein Krankengeld. Es wird in Höhe von 70 Prozent des regelmäßigen Arbeitseinkommens ausgezahlt. Der Maximalbetrag des Krankengelds der gesetzlichen Kassen liegt allerdings bei rund 113 Euro täglich (Stand 2022). Reicht der Betrag nicht aus, um laufende Kosten zu decken, ist eine ergänzende private Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll
Freiwillig gesetzlich versicherte Personen, die selbstständig oder freiberuflich tätig sind, erhalten keine Lohnfortzahlung und müssen die ersten 42 Tage ihrer vorübergehenden Arbeitsunfähigkeit mit eigenen finanziellen Mitteln überbrücken. Möchten sie das nicht, können sie sich für einen speziellen Wahltarif der gesetzlichen Kasse entscheiden. Für einen Beitragszuschlag wird das Krankengeld dann statt nach sechs schon nach vier Wochen ausgezahlt
Eine Besonderheit gilt außerdem für Künstler und Publizisten: Entscheiden sie sich für den Wahltarif, erhalten sie das Krankengeld bereits ab dem 15. Tag. Dennoch kann ein Krankentagegeld sinnvoll sein, um im Falle einer Erkrankung mehr Geld zur Verfügung zu haben oder früher finanzielle Leistungen zu erhalten.
Familienversicherte, Praktikanten und Studenten
Familienversicherte, Praktikanten und Studenten haben prinzipiell keinerlei Anspruch auf ein Krankengeld. Für sie ist eine private Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll und notwendig.
Beamte
Beamte erhalten ihre vollen Bezüge im Erkrankungsfall unbefristet durch den Dienstherrn ausgezahlt. Eine Krankentagegeld-Versicherung ist für sie nicht notwendig.
Wie viel Krankentagegeld bekommen Versicherte?
Beim Abschluss der Krankentagegeld-Versicherung legst du die Höhe der Tagessätze individuell fest. Sie kann bei bis zu 100 Prozent deines Nettoeinkommens pro Tag liegen. Das vereinbarte Tagegeld wird bei Eintritt des Versicherungsfalls steuerfrei und auch an Sonn- und Feiertagen ausgezahlt. In der Einkommenssteuererklärung ist es nicht anzugeben.
Den passenden Tagessatz wählen
Wie viel Tagegeld du bekommst, kannst du selbst festlegen. Allerdings solltest du seine Höhe mit Bedacht wählen. Ein höheres Krankentagegeld erhöht deine Versicherungsprämie.
Dementsprechend solltest du die Höhe des Tagegeldes so festlegen, dass sie zu deinen Bedürfnissen passt. Das bedeutet: Dein gesamtes Nettoeinkommen solltest du nur absichern, wenn du über keinen finanziellen Spielraum verfügst und stets auf dein volles Einkommen angewiesen bist. Gleichzeitig sollte das Tagegeld hoch genug sein, um deine regelmäßigen Ausgaben finanzieren zu können, wie
Miete plus Strom und Nebenkosten
Telefon- und Internet
Notwendige Einkäufe
Versicherungen
Abonnements
Wie lange wird Krankentagegeld gezahlt?
Krankentagegeld wird für die gesamte Dauer der unfall- oder krankheitsbedingten Arbeitsunfähigkeit ausbezahlt. Einen maximalen Leistungszeitraum gibt es nicht.
Beachten musst du allerdings, dass die Auszahlung endet, wenn sich dein Gesundheitszustand voraussichtlich nicht bessert. Bist du dauerhaft erwerbsunfähig, liegt nämlich eine vollständige (nicht durch das Krankentagegeld abgesicherte) Berufsunfähigkeit vor.
Ab wann wird Krankentagegeld ausgezahlt?
Die Karenzzeit (das ist der Zeitraum zwischen Eintritt der Arbeitsunfähigkeit und der ersten Auszahlung des Krankentagegelds) deiner Krankentagegeldversicherung wählst du selbst.
Viele gesetzlich versicherte Arbeitnehmer entscheiden sich für ein Krankentagegeld, das nach sechs Wochen zusätzlich zum Krankengeld der GKV ausgezahlt wird. Privat versicherte Selbstständige und Freiberufler, die im Krankheitsfall weder Lohnfortzahlung noch Krankengeld erhalten, wählen ein Krankentagegeld mit kürzerer Karenzzeit.
Krankentagegeld: Diese Kosten fallen an
Die Beitragshöhe für deine Krankentagegeldversicherung ist von mehreren Faktoren abhängig: der Höhe des gewünschten Tagegeldes, der gewählten Karenzzeit, dem Alter der versicherten Person bei Vertragsschluss sowie vom Gesundheitszustand des Versicherten. Wie hoch der Versicherungsbeitrag ist, lässt sich pauschal nicht festlegen.
Zur Orientierung lässt sich sagen: Gesetzlich versicherte Arbeitnehmer zahlen für ihre Krankentagegeld-Versicherung, die ab dem 43. Tag leistet, durchschnittlich etwa 16 Euro monatlich.
Leistungen im Versicherungsfall beantragen: So geht’s
Tritt der Versicherungsfall ein und musst du Krankentagegeld beantragen, gehst du folgendermaßen vor:
Suche deinen Arzt auf und lasse dir deine Arbeitsunfähigkeit bestätigen. Den Nachweis der krankheits- oder unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit benötigst du, um Leistungen der Krankentagegeld-Versicherung zu beantragen
Beachte, dass dein Versicherungstarif vorsehen kann, dass du einen bestimmten Arzt aufsuchen musst
Reiche die Unterlagen bei deiner Versicherung ein. Hierbei kann dich dein Versicherungsmakler oder -berater unterstützen
Sollte sich die Dauer deiner Arbeitsunfähigkeit verlängern, musst du deinen Versicherer informieren
Gleiches gilt, wenn du wieder arbeitsfähig bist. Auch hierüber musst du deine Versicherung in Kenntnis setzen
So kannst du deine Krankentagegeld-Versicherung kündigen
Möchtest du nicht mehr für den Fall einer krankheits- oder unfallbedingten Arbeitsunfähigkeit versichert sein, kannst du deine Krankentagegeld-Versicherung kündigen. Bei den meisten Versicherungsverträgen ist hierfür eine Frist von 3 Monaten zum Ende eines Versicherungsjahres vorgesehen. Innerhalb dieser Frist kannst du deinen Vertrag schriftlich und formlos kündigen.
Das solltest du rund um dein Krankentagegeld beachten
Möchtest du eine private Krankentagegeld-Versicherung abschließen, solltest du die Angebote mehrerer Anbieter vergleichen. Ferner solltest du folgende Details und Besonderheiten rund um den Vertrag kennen:
Krankentagegeld ohne Gesundheitsfragen?
Vor dem Abschluss deines Krankentagegeldes stellt dir die Versicherung einige Gesundheitsfragen. Diese musst du sorgfältig und wahrheitsgemäß beantworten. Sie dienen dazu, deine Beitragshöhe zu bemessen, und sind für den Versicherer von großer Bedeutung – Krankentagegeld-Versicherungen ohne Gesundheitsfragen sind eine AusnahmeVorerkrankungen
Als freiwillig gesetzlich versicherte Person hast du die Wahl zwischen dem Krankengeld der GKV oder einer privaten Krankentagegeld-Versicherung. Hast du Vorerkrankungen, ist das Krankengeld oft die bessere Alternative. Das hängt damit zusammen, dass sich der Beitrag, den du zahlen musst, bei der GKV aufgrund deiner Vorerkrankungen nicht erhöht. Außerdem darf dich der gesetzliche Versicherer – anders als eine private Versicherung – nicht als Kunden ablehnenKrankengeld in Branchen mit Tarifvertrag
Erhältst du Krankengeld von der GKV, ersetzt dieses dein Einkommen nicht in voller Höhe. Bist du auf dein volles Einkommen angewiesen, ist eine zusätzliche Krankentagegeld-Versicherung sinnvoll. Allerdings gibt es Branchen, in denen tarifvertraglich vereinbart ist, dass der Arbeitgeber das Krankengeld bis zur Höhe des eigentlichen Nettolohns aufstockt. Der Fall ist das etwa bei Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern, für die der Manteltarifvertrag (MTV) Chemie gilt. Gilt eine solche tarifvertragliche Vereinbarung für dich, benötigst du kein KrankentagegeldFreie Versicherungs-Wahl auch für Privatversicherte
Viele Privatversicherte schließen ein Krankentagegeld gemeinsam mit ihrer Krankenvollversicherung ab. Das ist allerdings kein Muss. Vielmehr ist die Zusatzversicherung auch später und bei einem anderen Anbieter abschließbarHäufiges Wechseln vermeiden
Den Versicherungsvertrag kündigen und nach neuen, günstigeren Angeboten suchen – das macht rund um das Krankentagegeld wenig Sinn. Anders als etwa bei einem Stromtarif zahlt sich häufiges Wechseln nicht aus. Im Gegenteil: Bei vielen Krankentagegeld-Tarifen werden Altersrückstellungen gebildet. Das bedeutet, dass ein Teil der eingezahlten Beiträge vom Versicherer angespart wird, um die Beiträge im Alter niedrig zu halten. Kündigst du deinen Vertrag, verlierst du deine AltersrückstellungenKrankentagegeld und Steuer
Krankentagegeld ist nicht steuerpflichtig. Außerdem unterliegt es nicht dem Progressionsvorbehalt. Das bedeutet, dass es keinen Einfluss auf die Höhe der Einkommensteuer und deine Steuerlast hat. Dennoch kannst du die Beiträge zur Krankentagegeld-Versicherung steuerlich geltend machen. Sie zählen im Rahmen deiner Steuererklärung zum Vorsorgeaufwand
Häufig gestellte Fragen zum Krankentagegeld
Was ist Krankentagegeld?
Krankengeld ist eine private Zusatzversicherung. Sie ist von Angestellten genauso wie von selbstständig oder freiberuflich Tätigen abschließbar. Sie dient dazu, Einkommenseinbußen, die bei längerer Krankheit entstehen können, auszugleichen.
Wann findet die Krankentagegeld-Auszahlung statt?
Ab welchem Krankheitstag die Krankentagegeld-Versicherung leistet, hängt von der Vereinbarung mit dem Versicherer ab. Viele Versicherte entscheiden sich für eine Leistung ab dem 43. Tag.
Wo liegt der Unterschied zwischen Krankengeld und Krankentagegeld?
Beim Krankentagegeld handelt es sich um eine private Zusatzversicherung. Sie kann von gesetzlich Versicherten genauso wie von privat versicherten Personen abgeschlossen werden. Krankengeld hingegen ist eine Leistung, die nur gesetzlich versicherten Personen im Falle längerer Krankheit von der Krankenkasse erhalten.
Wie hoch ist das Krankentagegeld?
Wie hoch das durch einen privaten Versicherer gezahlte Krankentagegeld ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Schließlich kann die Tagesgeldhöhe entsprechend der eigenen Bedürfnisse individuell mit dem Versicherer vereinbart werden.