Deutsche Pflegeversicherung

Die Pflegeversicherung in Deutschland — einfach erklärt

mehrWert Redaktion
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mehrWert Redaktion

Aktualisiert am

16. November 2023

mehrWert - Die Pflegeversicherung in Deutschland

Von Pflegebedürftigkeit kann jeder betroffen sein. Deswegen gibt es in Deutschland seit 1995 die Pflegeversicherung, die für gesetzlich und privat Versicherte Pflicht ist. Als gesetzlich versicherte Person erhältst du die Leistungen der Pflegeversicherung, die auch privat Versicherte erhalten. Allerdings unterscheiden sich die private und die gesetzliche Pflegeversicherung in ihrer Finanzierung. Wie die Pflegeversicherung als Zweig der Sozialversicherung funktioniert, welche Leistungen sie erbringt und wie du sie durch eine private Vorsorge ergänzen kannst, zeigen wir dir hier.

Das Wichtigste auf einen Blick 

  • Die Pflegeversicherung als Pflichtversicherung: Lebst du in Deutschland, musst du pflegeversichert sein. Die Pflegeversicherung erhältst du über deinen gesetzlichen oder privaten Krankenversicherer

  • Einheitliche Pflegeversicherungsleistungen: Die Leistungen der Pflegeversicherung sind für privat und gesetzlich Versicherte identisch

  • Leistungen der Pflegeversicherung ergänzen: Wirst du pflegebedürftig, übernimmt die Pflegeversicherung nicht die gesamten Pflegekosten. Um die Extrakosten nicht selbst finanzieren zu müssen, kannst du eine private Pflegezusatzversicherung abschließen

Die Pflegeversicherung und das Sozialversicherungssystem

mehrWert - Die Pflegeversicherung und das Sozialversicherungssystem

Die Pflegeversicherung ist Teil des deutschen Sozialversicherungssystems. Dieses System dient dazu, in Deutschland lebende Menschen vor den Folgen häufiger Lebensrisiken zu schützen. Zu den versicherten Risiken zählen Erwerbslosigkeit, Krankheit, Unfälle, Erwerbsminderung oder Pflegebedürftigkeit.

Gemeinsam haben die Sozialversicherungen zum einen, dass die anfallenden Kosten von allen Versicherten gemeinsam durch Beiträge finanziert werden. Zum anderen handelt es sich bei den Sozialversicherungen um Pflichtversicherungen.

Das bedeutet: Lebst du in Deutschland, bist du verpflichtet, Mitglied der gesetzlichen Sozialversicherungen zu sein. Die Versicherungspflicht sorgt dafür, dass alle Menschen – unabhängig von Einkommen und persönlichen Risiken – Teil des Versicherungssystems sind und seinen Schutz genießen.

Insgesamt besteht die deutsche Sozialversicherung aus fünf Säulen:

  • Krankenversicherung

  • Rentenversicherung

  • Unfallversicherung

  • Arbeitslosenversicherung und

  • Pflegeversicherung

Bist du Arbeitnehmer oder Arbeitnehmerin, werden die einkommensabhängigen Beiträge zur Pflegeversicherung zu gleichen Teilen von dir und deinem Arbeitgeber gezahlt. Bist du selbstständig oder nicht (mehr) berufstätig, finanzierst du die Beiträge allein.

Pflegeversicherung und Krankenversicherung erhältst du aus einer Hand. Das bedeutet: Über deine gesetzliche oder private Krankenversicherung bist du auch pflegeversichert. Anders als die Krankenversicherung ist die Pflegeversicherung allerdings ähnlich einer Teilkaskoversicherung aufgebaut: Sie übernimmt anfallende Pflegekosten nur teilweise. Die Kosten, die die Versicherung nicht übernimmt, trägst du selbst.

Die verschiedenen Pflegeversicherungs-Arten

Deine Pflegeversicherung erhältst du über deinen gesetzlichen oder privaten Krankenversicherungsanbieter. Als gesetzlich wie auch als privat pflegeversicherte Person hast du die Möglichkeit, deinen Versicherungsschutz durch eine private Pflegezusatzversicherung zu ergänzen.

Insgesamt gibt es also drei Pflegeversicherungs-Arten: die gesetzliche Pflegeversicherung, die private Pflegeversicherung und die (private) Pflegezusatzversicherung. Was die verschiedenen Versicherungsarten auszeichnet und welche Leistungen sie beinhalten, erfährst du jetzt.

Die gesetzliche Pflegeversicherung

Bist du gesetzlich krankenversichert, gehörst du automatisch der gesetzlichen Pflegeversicherung an. Einen Aufnahmeantrag musst du nicht stellen. Nur dann, wenn für dich keine Versicherungspflicht mehr gilt – etwa, weil du ins Ausland gezogen bist – musst du einen Antrag stellen, um bei der gesetzlichen Pflegeversicherung weiterversichert zu sein.

Der Beitragssatz der gesetzlichen Pflegeversicherung richtet sich nach deinem Bruttogehalt. Er beträgt für Versicherte mit Kindern aktuell 3,05 Prozent. Kinderlose ab 23 Jahren zahlen 3,4 Prozent ihres Bruttogehalts in die gesetzliche Pflegeversicherung ein.

Die private Pflegeversicherung

Bist du privat krankenversichert, hast du Wahlfreiheit: Du hast die Möglichkeit, über deinen aktuellen PKV-Anbieter oder über ein anderes privates Versicherungsunternehmen eine Pflege-Pflichtversicherung abzuschließen.

Die Höhe der Versicherungsprämie, die du monatlich zahlen musst, richtet sich nicht nach deinem aktuellen Einkommen beziehungsweise nach deiner finanziellen Leistungsfähigkeit. Vielmehr werden bei der Beitragsbemessung – anders als bei der gesetzlichen Pflegeversicherung – Lebensalter und Gesundheitszustand berücksichtigt. Das bedeutet: Die Beitragshöhe wird individuell festgelegt und kann von Versicherer zu Versicherer variieren.

Die Leistungen der Pflegeversicherung

Wirst du pflegebedürftig und bist im Alltag auf Unterstützung angewiesen, übernimmt die gesetzliche Pflegeversicherung einen Teil der für deine Pflege anfallenden Kosten. Du erhältst einen Zuschuss, um die häusliche (ambulante) Pflege oder eine Betreuung im Pflegeheim zu finanzieren. Wie hoch der Zuschuss ausfällt, ist von deinem Pflegebedarf und dem damit verbundenen Pflegegrad abhängig.

Wichtig: Die tatsächlich anfallenden Pflegekosten übersteigen die ausgezahlten Zuschüsse der Pflegekasse. Die Kosten, welche die Zuschüsse übersteigen, musst du selbst tragen. Dabei macht es keinen Unterschied, ob du gesetzlich oder privat pflegeversichert bist. Die Leistungen der Pflegeversicherung sind für alle Versicherungsnehmer gleich.

Pflegezusatzversicherungen

Pflegezusatzversicherungen sind ein Versicherungs-Extra, das du bei einem privaten Versicherer zusätzlich zu deiner gesetzlichen oder privaten Pflegeversicherung abschließt. Bei einer Pflegezusatzversicherung handelt es sich nicht um eine Pflichtversicherung. Ob du dich für den Zusatzschutz entscheidest oder nicht, bleibt dir selbst überlassen.

Private Pflegezusatzversicherungen stocken den Zuschuss, den die reguläre Pflegekasse zu Pflegeleistungen zahlt, auf. Das ist notwendig, da die reguläre Pflegekasse stets nur einen kleinen Teil der tatsächlich anfallenden Pflegekosten übernimmt. So entstehen eine Finanzierungslücke und ein Eigenanteil, den du zahlen musst. Durch den Abschluss der Zusatzversicherung schützt du dich und deine Angehörigen vor hohen Pflegezuzahlungen.

Bei privaten Pflegezusatzversicherungen kannst du zwischen verschiedenen Formen wählen:

  • Pflegetagegeldversicherung: Wirst du pflegebedürftig, zahlt dir diese Zusatzversicherung ein Pflegegeld aus. Die Höhe des Pflegegeldes richtet sich nach deinem Pflegegrad. Das ausgezahlte Geld kannst du frei – etwa für Pflegeheimkosten oder die Entlohnung pflegender Angehöriger – verwenden. Bleibt Geld übrig, kannst du es behalten und frei verwenden.

  • Pflegekostenversicherung: Diese Zusatzversicherung zahlt dir ein Pflegegeld bis zu einem vereinbarten Höchstbetrag aus. Mit dem Geld kannst du tatsächlich anfallende Pflegekosten decken. Über das ausgezahlte Geld kannst du nicht frei verfügen. Vielmehr erhältst du nur Kosten erstattet, für die du der Versicherung eine Rechnung vorlegen kannst.

  • Pflegerentenversicherung: Pflegerentenversicherungen sind Angebote privater Lebensversicherer. Sie zahlen dir im Pflegefall eine garantierte, lebenslange Pflegerente aus. Die Höhe der Rente richtet sich nach dem Pflegegrad und kann frei verwendet werden.

  • Pflege-Bahr: Pflege-Bahr ist eine staatlich geförderte Pflegetagegeldversicherung. Sie zahlt im Pflegefall einen vereinbarten Geldbetrag pro Pflegetag aus. Die entsprechenden Beträge erhältst du monatlich ausgezahlt. Die private Vorsorge wird mit 5 Euro monatlich durch den Staat bezuschusst, wenn du selbst mindestens 10 Euro für deine Pflegezusatzversicherung aufwendest.

    Für dich besonders vorteilhaft an Pflege-Bahr: Versicherer dürfen bei bezuschussten Tarifen keine Gesundheitsfragen stellen, sondern müssen jeden Antragsteller aufnehmen. Allerdings sind die Leistungen der Pflege-Bahr-Tarif begrenzt. In der Regel reichen sie nicht aus, um alle Pflegekosten mit ihrer Hilfe zu decken.

Leistungen der Pflegezusatzversicherung

Pflegezusatzversicherungen haben gemeinsam, dass sie dir im Falle der Pflegebedürftigkeit festgelegte Geldsummen auszahlen. Über das ausgezahlte Pflegegeld kannst du bei einigen Versicherungen frei verfügen. Bei anderen erhältst du es nur dann, wenn du entsprechende Pflegeausgaben nachweisen kannst.

Pflege- und Pflegezusatzversicherung ergänzen einander

Die Pflegeversicherung ist in der Bundesrepublik Deutschland eine Pflichtversicherung, die du als privat genauso wie als gesetzlich versicherte Person haben musst. Die Versicherung sichert das Risiko ab, pflegebedürftig zu werden, und zahlt im Ernstfall einen Pflegekostenzuschuss.

Bedenke jedoch: Die Pflegeversicherung übernimmt nicht die gesamten, aufgrund einer Pflegebedürftigkeit anfallenden Kosten. Sinnvoll ist es daher, ihre Leistungen durch eine private Pflegezusatzversicherung zu ergänzen. So kannst du dich in jeder Lebensphase vor hohen Pflegekostenzuzahlungen und den finanziellen Folgen einer Pflegebedürftigkeit schützen.

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Häufig gestellte Fragen zur Pflegeversicherung in Deutschland

Wie hoch ist der Beitrag zur Pflegeversicherung 2023?

Der Beitrag zur gesetzlichen Pflegeversicherung liegt aktuell bei 3,05 Prozent des Bruttoeinkommens. Kinderlose ab 23 Jahren zahlen 3,4 Prozent. Ab 2023 soll der Pflegeversicherungsbeitrag auf 3,4 beziehungsweise 3,75 Prozent ansteigen. Bei privat Versicherten richtet sich der Beitrag nach dem Alter und dem Gesundheitszustand bei Eintritt in die private Pflegeversicherung.

Wer ist in der Pflegeversicherung?

Jeder, der in Deutschland gesetzlich oder privat krankenversichert ist, ist auch Mitglied der Pflegeversicherung.

Wann ist eine Pflegezusatzversicherung sinnvoll?

Die Pflege-Pflichtversicherung übernimmt nicht alle im Pflegefall anfallenden Kosten. Sie leistet stets nur einen Kostenzuschuss. Eine Pflegezusatzversicherung lohnt sich darum für jeden, der seinen Pflegekosteneigenanteil reduzieren möchte.