Auswahlkriterien für die private Krankenversicherung
Worauf du bei der Wahl deiner PKV achten solltest
Anja Glorius
12. Dezember 2023
Der Wechsel aus der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) zu einer privaten ist für viele attraktiv. Bessere und mehr Leistungen, die oft sogar zu günstigeren Tarifen zu haben sind, da wächst das Interesse von vielen bisher gesetzlich Versicherten. Allerdings ist die private Krankenversicherung (PKV) nicht in allen Fällen die beste Option. Wann du von einem Wechsel profitierst und welche Kriterien bei der Auswahl der passenden PKV wichtig sind, erfährst du hier.
Selbstständige, Freiberufler und Angestellte: Wer sollte eine PKV in Betracht ziehen?
Neben Beamten, die fast immer privat versichert sind, macht der Wechsel zu einer PKV auch für andere Berufsgruppen Sinn. Selbstständige und Freiberufler können genauso wie gut verdienende Angestellte profitieren. Entscheidend ist die Höhe des Einkommens. Denn die Beiträge der gesetzlichen Krankenkassen orientieren sich daran. Steigt das Gehalt, so steigen auch die Kosten. Das gilt zumindest bis zur Beitragsbemessungsgrenze von aktuell 59.850 Euro im Jahr (monatlich 4.987,50 Euro). Sinken die Einnahmen, werden auch die Beiträge wieder niedriger.
Anders funktioniert das Beitragssystem der privaten Krankenversicherung. Hier richtet sich der Beitrag nach dem gewählten Leistungsumfang sowie dem Alter und dem Gesundheitszustand der Versicherten. Hier ist zu bedenken, dass die Beitragshöhe bei sinkendem Gehalt nicht sinken wird.
Für Angestellte ist ein Wechsel zu einer PKV nur möglich, wenn ihr Gehalt über der gesetzlich vorgeschriebenen Versicherungspflichtgrenze liegt. Diese liegt seit dem 1. Januar 2023 bei 66.600 Euro im Jahr (monatlich 5.550 Euro).
Selbstständige und Freiberufler können besonders von den günstigeren Tarifen profitieren. Denn bei ihnen beteiligt sich bei der gesetzlichen Krankenversicherung kein Arbeitgeber. Sie zahlen die Beiträge allein. Haben sie jung und gesund einen günstigen privaten Versicherungsvertrag erhalten, sparen sie besonders viel gegenüber einer GKV.
Leistungen und Tarife: Was solltest du bei der Auswahl einer PKV beachten?
Hast du dich entschieden, zu einer privaten Krankenversicherung zu wechseln, gilt es bei der Auswahl des besten Tarifs einiges zu beachten und Prioritäten zu setzen. Geht es dir in erster Linie darum, einen günstigen Vertrag abzuschließen, um Geld zu sparen? Oder möchtest du für alle Eventualitäten vorsorgen und möglichst gute und umfangreiche Leistungen vereinbaren?
So viel vorab: Ausschließlich auf den finanziellen Aspekt zu schauen, ist nicht ratsam. Denn im Krankheitsfall keine passende Absicherung zu haben, ist – auch was die Kosten angeht – der Worst Case.
Die wichtigsten Auswahlkriterien bei der Wahl deines Tarifs zeigen wir dir hier:
Um abzuwägen, welche Leistungen du von deiner privaten Krankenversicherung erhalten möchtest, findest du hier eine Orientierung, die dir hilft, die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Unverzichtbaren Leistungen bilden die Basis deiner Versicherung:
Arzthonorare: Es ist wichtig, dass die PKV mindestens den Regelsatz (das 2,3-fache der Gebührenordnung für Ärzte) erstattet
Die freie Arztwahl: Manche Tarife schreiben dir vor, dass du immer zuerst deinen Hausarzt, beziehungsweise einen Primärarzt konsultieren musst. Vereinbarst du die freie Arztwahl, kannst du auch direkt einen Facharzt aufsuchen. Außerdem hast du die Möglichkeit, dich im Krankenhaus vom Chef- oder Oberarzt behandeln zu lassen
Medikamente: Die Kosten für Medikamente sollten komplett übernommen werden. Und zwar nicht nur für günstige Generika
Hilfsmittel: Hier ist es ratsam, nicht nur lebenserhaltende Hilfsmittel wie etwa Beatmungsgeräte mitzuversichern. Auch Rollstuhl, Prothesen, Gehilfen oder Brille und Blindenhunde sollten abgedeckt sein
Zahnleistungen: Gute Tarife übernehmen die Zahnbehandlungskosten komplett und Zahnersatz wird zu mindestens 80 Prozent übernommen
Sehr wichtige Leistungen sind ebenfalls essenziell bei deiner privaten Krankenversicherung:
Psychotherapie: Diese Leistung deckt dein Tarif im Idealfall auch ab. Achte darauf, ob sowohl die stationäre als auch die ambulante Behandlung eingeschlossen sind. 50 Sitzungen zu versichern, ist das Minimum
Heilmittel: Leistungen wie Ergotherapie, Physiotherapie, Logopädie oder Podologie sind als Selbstzahler sehr teuer. Wenn du diese mitversicherst, achte darauf, dass dich neben Ärzten auch Therapeuten behandeln dürfen
Behandlung in gemischten Anstalten: Spezialkliniken wie zum Beispiel Herzzentren oder viele Krankenhäuser in Kurorten sind sogenannte gemischte Anstalten. Die dortige Behandlung wird im Normalfall nicht von der PKV erstattet. Wähle deshalb einen Tarif, der auch die Versorgung in diesen Häusern abdeckt
Geltungsbereich: Die meisten Versicherungstarife schützen dich nur in einem bestimmten Geltungsbereich. Es ist üblich, dass sie im gesamten Europäischen Wirtschaftsraum gelten. Du bist also in der Europäischen Union, Island, Norwegen und Liechtenstein versichert. Hältst du dich aber über einen längeren Zeitraum oder regelmäßig in einem anderen Land auf, muss dies im Vertrag berücksichtigt werden. Urlaubsreisen, die nicht länger als vier Wochen dauern, sind normalerweise kein Problem
Heilbehandlungen: Stell sicher, dass auch Anschlussbehandlungen wie eine Reha mitversichert sind. Auch Kuren sind ein wichtiger Bestandteil der privaten Krankenversicherung
Palliativmedizin und Hospiz: Auch die Kosten für eine Palliativ- oder Hospizversorgung müssen von der Versicherung übernommen werden. Manche Tarife schließen diese Leistungen nicht mit ein. Aber zumindest eine stationäre oder teilstationäre Versorgung in einem Hospiz sind wichtig
Krankentransport: Der Transport zum Arzt oder ins Krankenhaus muss versichert werden. Nicht nur im Notfall, sondern auch wenn es beispielsweise um die Wege zu Chemotherapie oder Dialyse geht
Leistungen, die zumindest in Betracht gezogen werden sollten:
Es gibt eine Vielzahl von Leistungen, die über das bisher genannte hinausgehen. Hier liegt es an dir abzuwägen, was du für deinen optimalen Versicherungsschutz in den Vertrag mit aufnimmst. Einige Leistungen, über die es sich lohnt nachzudenken, findest du hier:
Vorsorgeuntersuchungen: Die privaten Versicherer bezahlen Vorsorgeuntersuchungen wie die Krebsfrüherkennung genauso wie die GKV. Es gibt aber auch die Möglichkeit, weitere Untersuchungen mit deinem Vertrag abzudecken
Impfungen: Schutzimpfungen müssen immer explizit im Versicherungsvertrag aufgeführt sein. Ratsam ist, mindestens die Empfehlungen der Ständigen Impfkommission zu versichern
Familienleistungen: Grundsätzlich sind Neugeborene in der PKV mitversichert. Bedenke aber, dass der Versicherungsschutz deiner Kinder nicht umfangreicher ist, als der den du bekommst. Hast du einen Vertrag, der zwar günstig ist, aber nur geringe Leistungen bietet, gilt dieser auch für dein Kind
Wechseloptionen: Hast du dich für einen Tarif entschieden, der vor allem günstig ist, der Leistungsumfang aber gering, ist es sinnvoll, das sogenannte Optionsrecht vertraglich zu verankern. Dieses ermöglicht es dir, später deinen Versicherungsschutz, ohne eine erneute Gesundheitsprüfung, zu erhöhen. Diese Option kannst du normalerweise nur in einem begrenzten Rahmen nutzen. Meist ist dieser an feste Termine geknüpft, wie etwa bestimmte Altersgrenzen oder eine Hochzeit
Alternative Behandlungsmethoden: Möchtest du neben der klassischen Schulmedizin auch alternative Behandlungsmethoden wie beispielsweise die Versorgung bei einem Heilpraktiker erhalten, musst du das vertraglich vereinbaren
Expertenempfehlungen für die Auswahl der richtigen PKV
Die Entscheidungskriterien bei der Wahl eines Tarifs für die private Krankenversicherung sind vielschichtig und es ist nicht leicht, die richtigen Entscheidungen zu treffen. Achte vor allem auf Zusatzoptionen und individuelle Anpassungsmöglichkeiten. Auf jeden Fall ist es sinnvoll, wenn du dich umfassend von einem Experten beraten lässt. Unabhängige Versicherungsberater oder Versicherungsmakler mit einer Spezialisierung auf die private Krankenversicherung sind die richtigen Ansprechpartner.
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Häufig gestellte Fragen zu der privaten Krankenversicherung für Freiberufler
Wer kann vom Wechsel von GKV zu PKV profitieren?
Neben Beamten können besonders gutverdienende Angestellte von einem Wechsel profitieren. Aber auch für Selbstständige und Freiberufler mit hohem Einkommen ist es sinnvoll, sich mit den Tarifen der PKV zu beschäftigen.
Welche Auswahlkriterien sind beim Wechsel wichtig?
Die Verträge bei den privaten Versicherern sind individuell. Im Zweifel entscheidest du, welche Leistungen in welchem Umfang übernommen werden. Wichtiger als ein möglichst günstiger Tarif ist der ausreichende Versicherungsschutz. Die Basisversorgung sollte dem Versicherungsumfang der GKV in nichts nachstehen.
Wer kann mir bei der Auswahl meines Tarifs helfen?
Unabhängige Versicherungsberater oder Versicherungsmakler mit einer Spezialisierung auf die private Krankenversicherung sind die richtigen Ansprechpartner, um bei den Auswahlkriterien nicht den Überblick zu verlieren.